von Hattorf, Kr. Osterode/Harz Mit drei Abbildungen Von den zahlreichen noch unveröffentlichten Funden aus dem südlichen Niedersachsen soll hier ein Grabfund vorgelegt werden, der im November 1945 durch Dr. Erwin Schirmer geborgen wurde. Seinem Fundbericht (Archiv der ur- und frühgeschichtlichen Denkmalpflege, Gem. Hattorf, Kr. Osterode, Reg.-Bez. Hildesheim) ist folgendes zu entnehmen: Beim Pflügen eines Ackers, der ostwärts des Dorfes auf dem nach Süden zur Oderniederung sanft abfallenden Hang liegt und die Flurbezeichnung "An den Fuchslöchern" trägt (M.Bl. Nr. 4327 Gieboldehausen: R. 35 86 660; H 57 24 380), war der Knecht des Bauern Heinrich Lohrengel, Hattorf Nr. 201, unerwartet auf eine Anhäufung größerer Steinplatten gestoßen, bei der er auch Tonscherben bemerkte. Dies teilte er Dr. Schirmer mit, der am nächsten Tage eine Untersuchung der Fundstelle durchführte. HATTDORF, Krs. Osterode Abb. 1 Hattorf, Kr. Osterode Abb. 2 Hattorf, Kr. Osterode Es ergaben sich folgende Feststellungen: Bei den ausgepflügten Steinen handelte es sich um rötliche Sandsteine, wie sie erst ca. 2 km nördlich der Fundstelle gelegentlich zutage treten. In 0,3—0,4 m Tiefe kam ein ovales Plattenpflaster von 1,5 m Länge und 1 m Breite zum Vorschein, das nordost-südwestlich ausgerichtet war. Es besaß eine Stärke von durchschnittlich 10 cm und bestand aus 6—10 cm starken Sandsteinplatten, die dort, wo man dünnere Platten verwendet hatte, zum Ausgleich auch übereinandergelegt worden waren (Abb. 1). Während der Rand des Pflasters noch intakt war, hatte der Pflug dessen Mitte angegriffen. Daher war eine dort beigesetzte Urne fast völlig zerstört. Es fanden sich nur noch ihre Reste in Gestalt dickwandiger Scherben, die mit Leichenbrand vermischt waren, und ein gebogenes Stück starken Bronzedrahtes (Abb. 1, Fst. I; Abb. 2 a bis b). Weiter nördlich in 0,3 m Entfernung standen, zum Teil etwas verdrückt, drei Beigefäße (Abb. 1, Fst. II; Abb. 3 a—c). Auch in der Umgebung der Anlage fanden sich noch einige kleinere Gefäßscherben und verstreute Leichenbrandpartikel. Die Funde: Abb. 2a: Bruchstücke vom Bodenteil eines etwa doppelkonischen, dickwandigen Gefäßes. Der Rand ist leicht eingezogen-abgeknickt und verjüngt sich zum Saum hin. Obfl.: dunkelrötlichbraun, glatt; Bruch: graugelblich. Bd.Dm.: ca. 10—12 cm (Landesmus. Hannover Kat.Nr. 220:48a). Abb. 2b: Bruchstück eines unverzierten Armringes (?) aus Bronze, stark verwittert. Querschnitt oval. L.: ca. 2,8 cm; St.: 0,4 X 0,5 cm (verlorengegangen). Fundstelle II: Abb. 3a: Wenig gewölbter Kumpf mit leicht durchgebogenem Boden und abgeflachtem Saum. Obfl. außen: grau-rötlichbraun, innen: schwärzlich; uneben aber geglättet. H.: 4,8 cm, Mdg.Dm.: 7,6 cm, Bd.Dm.: 3,6 cm. Abb. 3b: Schälchen mit eingezogenem Oberteil. Am Umbug zwei breitere, über dem Boden zwei schmalere, waagrecht umlaufende Kanneluren. Randsaum abgeschrägt. Obfl. außen: rötlichbraun bis lederfarben, innen: graubraun; uneben, aber geglättet. H.: 5,6 cm, Mdg.Dm.: 8,8 cm, gr.Dm.: 9,5 cm, Bd.Dm.: 4,3 cm. Abb. 3c: Breiter konischer Napf. Der unregelmäßig gebildete Rand zeigt an einigen Stellen kleine Gruppen von Querkerben. Obfl. außen: grau-rötlichbraun, innen: schwarzbraun, uneben, aber geglättet. H. :3,5 cm, Mdg.Dm.: 11,9 cm, Bd.Dm.: 6,1 cm. Abb. 3 Hattorf, Kr. Osterode Das Grab dürfte der jüngeren Urnenfelderstufe (HB) zuzuweisen sein. Dafür spricht vor allem die Verzierung des Schälchens (Abb. 3 b) mit Kanneluren auch über dem Boden1. Schwerer zu entscheiden ist, ob es an die südwestdeutsche Urnenfelderfacies Niederhessens2 oder an die zwischen Finne-Hainleite und Harz verbreitete Gruppe angeschlossen werden kann, die eine Mittelstellung zwischen Saalemündungsgruppe und Walterslebener Kultur einnimmt. Sie ist bisher noch nicht eingehender bearbeitet worden. Wir neigen dazu, unseren Fund an Nordthüringen anzugliedern, und zwar nicht nur aus räumlichen Gründen, sondern auch weil die in Betracht kommende Keramik von dort ähnlich unspezifische (Abb. 3 a, c) neben entarteten Formen (Abb. 3 b) zeigt wie das vorliegende Grab3. Diese nordthüringische Gruppe läßt eben noch erkennen, daß sie über die Walterslebener Kultur süddeutsche und über die Saalemündungsgruppe lausitzische Elemente in sich aufgenommen hat4.
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