Die Schatzgräber im Sieberthale

Vor vielen, vielen Jahren lag im Sieberthale, da, wo jetzt die sogenannte lange Wiese ist, eine Kupferhütte. Eine große Menge Schlacken, welche nun aber größtenteils zum Chausseebau verwandt worden sind, bezeichnen noch jetzt die Stelle ziemlich genau. – Die Besitzer der Kupferhütte, welche sehr reich gewesen sein sollen, sind gleich der Hütte selbst in einer Nacht verschwunden. Am andern Morgen war weiter nichts mehr zu sehen als ein großer Schlackenhaufen. Man saget, sie hätten ihr Geld vor ihrem Verschwinden unter die Schlacken vergraben. Bald nachher sah man jede Nacht zwischen elf und zwölf Uhr eine blaue Flamme auf dem Schlackenhaufen leuchten, welche ein schwarzer Mann (der Böse) bis zwölf Uhr zu unterhalten suchte. Das Gerücht von einem Geldfeuer im Sieberthale verbreitete sich bald in der Gegend. Viele haben das Feuer auch gesehen, aber keiner wagte es, den Schatz zu heben. Endlich fand sich ein Mann aus Lonau, welcher sich schon viel mit Schatzgräberei beschäftiget hatte. Er wollte auch diesen Schatz heben und nahm zu diesem Zwecke einige Leute von der lonauer Hammerhütte mit dahin. Auf dem Wege sagte er ihnen: »Daß aber keiner beim Graben ein Wort spricht, sonst ist alles verloren.« Die Leute versprachen es und gaben sich die Hand drauf. Mittlerweile waren sie zu rechter Stunde bei der Stelle angelanget. Sogleich ging die Arbeit vor sich, und es dauerte auch nicht lange, da kamen sie auf einen großen Kessel, welcher mit holländischen Dukaten gefüllet war. Jetzt mußte nur noch der Kessel gehoben werden. Schnell wurden Hebebäume herbeigeholet und nun gings huhupp! huhupp! Bald war der Kessel heraus. Da hörete man auf einmal Fuhrwerk. Die Schatzgräber stelleten ihre Arbeit ein Weilchen ein, um zu sehen, was es gäbe. Und siehe, ein Wagen kam daher im schnellsten Fluge mit vier Tauben bespannt. Der Fuhrmann sagte »Guten Abend, gehts gut?« aber keiner antwortete. Gleich darauf kam ein Kerl in einer Mulde sitzend dieselbe Straße daher gerutschet und sagte ganz schnell: »Sollt' ich wohl noch dran kommen? Sollt' ich wohl noch dran kommen?« dabei arbeitete er mit Macht, um zu dem Taubenwagen zu kommen. Da lachte einer der Schatzgräber und sagte: »Müßte dek dä Düwel dran fahren!« Wupp! war die Flamme weg, auch der Kessel war verschwunden. Die Männer aber standen noch eine Weile auf der langen Wiese und machten lange Gesichter. Da bekamen sie mit einem male graue Haare und starben bald darauf vor Gram.
 

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