Hexen in Gittelde

In Gittelde gab's früher viel Hexen und die Häuser, in denen sie wohnten, konnte man daran erkennen, daß öfter Feuer über dem Schornstein brannte, dann saß nämlich das Uriänchen oben drauf und brachte ihnen, was sie haben wollten.

War auch mal eine solche Hexe dort, die hatte einen Knecht, der hieß Hans; der mußte immer viel viel Holz fahren und doch sah er nie, daß etwas verbrannt wurde, und Eßen war auch immer genug vorhanden. Da wollte er wißen, wie das zuginge, und als die andern in die Kirche gingen, that er auch, als ginge er mit, kam aber wieder zurück und ging zur Hinterthüre in's Haus hinein, wo er sich unter einem Faße in der Küche versteckte. Es dauerte auch nicht lange, so kam es an und rief: »hei kucket, hei kucket.« – »Sind ja alle in der Kirche!« sagte die Bauerfrau, aber wieder rief es: »hei kucket, hei kucket, soll ich ihm den Hals umdrehn?« – »Ach, was willst du denn,« sagte die Frau, »sie sind ja alle in der Kirche!« Nun fragte es: »was willst du eßen?« – »Bratbirnen,« sagte die Frau und sogleich kźkt es in die Schüßel, die sie hinhielt; dann verlangte sie Klümpe, dann Sauerkohl und auch das bekam sie beides sogleich. Hans aber sah alles mit an, hielt sich ganz still und schlich sich nachher davon. Als es nun zu Tisch ging, sagte er: »mī is so oevel, mī is so oevel« und wollte nicht miteßen, aber endlich mußte er doch etwas davon genießen. Als sie nun gegeßen hatten, nahm ihn die Frau bei Seite und fragte ihn, warum er nicht habe miteßen wollen, und da sagte er ihr denn, er habe alles mit angesehen und wolle jetzt gehen und es anzeigen. Sie aber bat ihn, er möge es nicht thun, sie wolle ihm auch viel Geld geben und noch obenein das Hexen lehren. Da nahm er denn das Geld und ließ sich überreden und die Frau sagte ihm jetzt, er solle hingehen und einen neuen Topf kaufen. Das that er und als er wiederkam, sagte die Frau, er solle sich darauf setzen und sagen: »ik löv an dīesen pot un schźt innen lźven Gott!« Hans aber setzte sich drauf und sagte: »ik löve an Gott un schźt in diesen pot.« Da sprang der Topf voneinander und ein großer Lork (Frosch) saß darunter, und sogleich ging Hans hin und zeigte die Frau an. Da wurde ein großer Scheiterhaufen erbaut, um die alte Hexe zu verbrennen, und als sie nun darauf saß, rief sie Hansen zu, »hast Mäuse gegeßen statt Bratbirnen, hast Spinnen gegeßen statt Klümpe, hast Würmer gegeßen statt Sauerkohl!« und da schlugen die Flammen über ihr zusammen.

Eine andre Hexe hatte gefreit und als nun der Walpernabend kam, ging sie in die Küche, da standen sieben Bouteillen, in die tauchte sie nach der Reihe ihren Finger und sagte:

stippe hier in stippe da rin

oben rūter un nīren an!

ergriff dann, als sie sich beschmiert, eine Ofengabel und fuhr zum Schornstein hinaus. Der Mann, der alles mit angesehen hatte, wollte es ihr nachmachen, sagte aber:

stippe hier in stippe da rin

oben rūter un alleweg an!

Da gings auch mit ihm fort, aber allerwärts stieß er an, daß er nur mit genauer Noth heil davonkam. Als sie nun mit dem Tanz auf dem Blocksberg fertig waren, da hatte die Frau ihre Salbe bei sich und beschmierte sich damit und war bald wieder heim, der Mann aber hat zu Fuß nach Haus gehen müßen und ist erst sehr spät zurückgekehrt.
 

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