Entstehung des Erdfallsees Jues in Herzberg am Harz vor 12.916 Jahren Der Jues ist ein Erdfallsee mitten in der Stadt Herzberg am Harz. Der steilwandige Erdfall ist in den Schotterfächer der Sieber eingebrochen, deren Wasser hier am Austritt des Flusses aus dem Gebirge Kalk und Anhydrit der Zechsteinformation (Werra-Zyklus, Z1) unterirdisch verkarstet hat. Der Jues besteht aus zwei einander überlappenden Erdfällen von zusammen 2,5 Mio. m³, deren größerer bei einer Wassertiefe von 28,5 m 16,5 m limnische Sedimente enthält. Im Jahre 1995 haben wir mehrere Vibrationslot-Kerne entnommen; der längste hat bei 90 mm Ø die Basis der limnischen Sedimente erreicht (VOIGT et al. 2000). Der heutige See ist oligomiktisch, herbstliche und Frühjahrs-Vollzirkulation können mehrere Jahre lang ausbleiben, das Hypolimnion wird dann episodisch anoxisch (TEICHMANN 1986). Die Sedimente des Jues, lebhaft laminierte minerogene bis sapropelitische Gyttjen, spannen lückenlos die Zeit seit dem Spätglazial bei einer Sedimentationsrate von 1 mm/Jahr. Die Laminae (Warven) zeigen eine jahreszeitliche Sukzession von Diatomeen und Chrysophyceen sowie feindetritische Einschüttungen. Diatomeen und Pollen sind vorzüglich erhalten. Reste terrestrischer Pflanzen erlaubten bisher 22 14C AMS-Datierungen (BAIER 1997, VOIGT et al. 2008). Der Beginn der Sedimentation im Jues ist durch das Vorkommen von Laacher See Tephra LST auf 12.916 Jahre vor Gegenwart datiert (BAALES et al. 2002). d.h. auf wenige 100 Jahre vor Ende des Alleröd Interstadials. Die umgebenden Sedimente sind hellfarben, strukturlos und arm an Pollen und Diatomeen; sie enthalten aber Pollen thermophiler Arten aus mindestens einem früheren Interglazial (vermutlich Eem). Die folgenden Sedimente führen eine kaltzeitliche Pollen-Gesellschaft der Jüngeren Tundren-Zeit. Erst 0,6 m über der LST setzten eine deutliche Lamination und Pollen des Präboreal ein (11.600 a). Die älteste LST liegt den Versturzmassen im Jues unmittelbar auf. Diese LST ist zu röntgenamorphen "Allophan" alteriert. In einer jüngeren Schicht LST sind die charakteristischen Minerale: Sanidin (tafelig nach {010}, Ägirin, Hauyn, Amphibolen und pleochroitischen unverwittert erhalten. Die enge Bindung der LST an den Einbruch des Jues deutet auf einen ursächlichen Zusammenhang. Die seismische Kopfwelle liess Minuten nach der ersten Eruption des Laacher Vulkans eine Eem-zeitliche Höhle im Anhydrit einstürzen. Die Tuffe der folgenden magmatischen und phreatomagmatischen Eruptionen (SCHMINCKE 2000) wurden im Wechsel mit resedimentiertem Höhlenlehm abgelagert. Erst im Präboreal stellten sich Bedingungen für die Ablagerung laminierter, diatomeenreicber Gyttjen ein. Literatur
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