4. Zur Hydrologie Von F r i t z R e i n b o t h Zu den eindrucksvollsten Landschaftsbildern des Südharzvorlandes gehören sicher die zahlreichen Erdfallseen, wie sie besonders schön, z. B. im Nüxeier Walde, am Weißensee und Nixsee bei Tettenborn und vor allem in den beiden schönsten, den Erdfällen vor der Marthahöhle und dem Pferdeteich bei Düna zu finden sind. Umso verwunderter ist der Wanderer, wenn er einen schönen Sommertags seine Schritte dorthin lenkt und die sonst mehrere Meter tiefen Gewässer plötzlich trocken vorfindet. Diese Spiegelschwankungen der Wasseransammlungen sind nun aber für den Gipskarst typisch, ganz besonders aber für das Hainholz-, Bollerkopf- und Beiersteingebiet. Auffallend ist hierbei die Tatsache, daß die Höhlenteiche der Jettenhöhle die Schwankungen des nur 100 m entfernten Pferdeteiches nicht mitmachen, sondern ihren Spiegel meist nur um wenige Dezimeter verändern. Nur ausnahmsweise steigt das Wasser so hoch an, daß der gesamte Kreuzdom bis weit in die Romarhalle hinein unter Wasser steht, wie es Bild 5 zeigt. Die Teiche des Polenloches sind die einzigen, die fast konstant sind, was umso merkwürdiger ist, als der Wasserspiegel in der benachbarten Marthahöhle maximal um 7 m schwanken kann. Mit der Marthahöhle kommunizieren Wasserhöhle, Marienglashöhle und Jubiläumshöhle. Auch der Klinkerbrunnen zeigt Spiegeländerungen um 10 m. Mann erkennt, daß selbst benachbarte Systeme ein hydrographisches Eigenleben führen. Die einzelnen Gewässersysteme erscheinen als kommunizierende Gefäße, bei denen der jahreszeitlich veränderliche Zufluß und ein nur begrenzt leistungsfähiger Abfluß den Wasserstand einregulieren. Übersteigt die Zuflußmenge die Leistung der Abflüsse, so steigt der Wasserspiegel. Erst bei Aktivwerden eines Überlaufes wird das Niveau vom Zufluß unabhängig: der Höchstwasserstand ist erreicht. Viele Wasseraustritte des Gebietes sind solche Abflüsse oder Überläufe, also Vorfluter von Karstwässern. Bei Marthahöhle und Klinkerbrunnen sind die Überläufe bekannt. Ein Wasseraustritt unter dem Westhang des Beiersteins bestimmt den Höchstwasserstand des Klinkerbrunnens, die Schwelle des vor der Marthahöhle gelegenen Erdfallsees definiert dem Maximalstand des Erdfallsees und der damit korrespondierenden Höhlengewässer. Häufig fungiert das Grundwasser als Vorfluter und regelt durch Rückstau die Wasserstände [14]. Die beiden wichtigsten Schwinden des Gebietes am Beierstein und am Bollerkopf mögen zur Speisung der Karstwassergefäße beitragen. Eigentliche Höhlenbachsysteme mit Schwinde und zugehörigem Spring, wie sie im Trogstein bei Tettenborn oder Himmelreich bei Walkenried vorhanden sind oder waren und die dort durch die stratigraphischen Verhältnisse bedingt sind, gibt es im Gebiet von Düna nicht. Daß die Gewässer trotzdem einer starken Dynamik unterworfen sind, beweisen die ständigen Bewegungen der Wasserspiegel.
[14] Haase, H.: Die Südharzer Gipshöhlen und das Karstwasserproblem. - Mitt. ü. Höhlen- u. Karstf. 1936, S. 26-29 |