5. Die Flora des Hainholzes Von E r i c h M a t t e r n Die Pflanzenwelt des Hainholzes ist schön und reich. Der Wald, ein Mischwald, besteht hauptsächlich aus Laubhölzern, während die Fichte nur in geringer Menge vertreten ist. Vorherrschend ist die Buche. Sie gedeiht hier ganz außergewöhnlich gut. Obwohl der Boden flachgründig ist und vielfach der nackte Fels zutage tritt, scheint sich die Buche sehr wohl zu fühlen. Wir sehen wahre Baumriesen, deren Wurzeln wie Schlangen über den Boden hinkriechen und den Baum fest verankern. In der Nähe der Jettenhöhle und der Marthahöhle bestimmen solche herrlichen Bäume das Waldbild. Neben der Buche sind noch weitere Laubbäume vertreten: Eiche, Hainbuche, Bergulme, Sommerlinde, Bergahorn, Eberesche, Esche, Schwarzerle, Espe und Weißbirke. Alle diese Bäume verjüngen sich selbst, überall gehen die Sämlinge auf. So entsteht an vielen Stellen ein mehr oder weniger dichtes Unterholz, so daß im Walde mehrere Etagen vertreten sind: Baum-, Strauch- und Krautschicht. Dadurch entsteht ein schöner, abwechslungsreicher Wald. Nur an wenigen Stellen gibt es - als Ergebnis der Forstwirtschaft - gleichaltrige, geschlossene Bestände mit wenig Unterholz. Ganz augenscheinlich paßt die Fichte nicht recht in diesen Waldtyp, was man schon daran erkennen kann, daß sie sich nicht spontan verjüngt. Leider werden einige Waldwiesen mit Fichten aufgeforstet, und in der Nähe des Pferdeteiches sind sogar Bergkiefern angepflanzt, die gar nicht dorthin gehören. Sie sollen nach Meinung der Forstaufsicht als Pioniere den Wald vorbereiten. Es ist aber offenbar ein Mißgriff. Die Waldränder bestehen aus einem Gemisch verschiedener Sträucher; z. B. Hasel, Schwarz- und Weißdorn, Heckenrose, Pfaffenhütchen, Salweiden, Schneeball, Faulbaum, Hartriegel, Feldahorn und anderen. Hier finden die Vögel ideale Nistplätze. Die Krautschicht ist fast überall vertreten und gut entwickelt. Im Frühjahr ist der Boden wie ein Teppich weithin bedeckt mit Bärlauch und Bingelkraut, häufig darunter der Aronstab. Viele Waldblumen erfreuen uns mit ihrer Schönheit, wie großes Schneeglöckchen, Buschwindröschen, gelbes Windröschen, Leberblümchen, Schlüsselblume und Maiglöckchen. An den Felsen gibt es verschiedene Farne, den Storchschnabelfarn, den Blasenfarn, den braunstieligen Milzfarn, die Mauerraute und in zwei Erdfällen unweit der Jettenhöhle den Hirschzungenfarn zu Hunderten. Die Orchideen sind zahlreich in vielen Arten vertreten. Ihre Menge hat leider in den letzten Jahren abgenommen, nicht etwa als Folge von Nachstellungen, sondern infolge von Umweltsveränderungen, hauptsächlich durch die Aufforstung mit Fichten. Kleinpilze, Flechten, Laub- und Lebermoose, die noch längst nicht alle bestimmt sind, finden sich in großer Menge (und bedürfen noch der Bearbeitung). Sonstige bemerkenswerte Pflanzen des Hainholzes sind in der Tabelle auf Seite 34 zusammengestellt.
Mit dieser Liste sind nur die wichtigsten Pflanzen erfaßt, die die Flora des Hainholzes so charakteristisch prägen. Die Cryptogamenforschung läßt für Kleinpilze, Moose und Flechten noch einige Ergebnisse erwarten. Besonders charakteristische P f l a n z e n g e s e l l s c h a f t e n des Gebiets sind die Bärlauch-Buchenwälder, vor allem im südlichen Teil des Hainholzes, und verschiedene kleinere Vorkommen von Orchideen-Buchenwäldern. In den Erdfallgebieten finden sich Eschen-Ahorn-Schluchtwälder. Besonderheiten sind auch die Karrenbuchenwälder in dem stark verkarsteten Gelände oberhalb der Mädchenlöcher und ein kleiner Hainsimsen-Buchenwaldbestand über deren Steilabbruch [57c]. Leider werden diese letzten natürlichen Pflanzengesellschaften durch forstliche Maßnahmen zunehmend dezimiert bzw. verändert. [57c] Diverse Gutachten und gutachterliche Schreiben zum Hainholz anläßlich des Naturschutzproblems: 1961 - 1972 |