Im Eulental in Steina, wurde jetzt ein alter Stollen urkundlich von 1809 erwähnt, in mühevoller Arbeit wieder geöffnet. Der Stollen liegt in westlicher Richtung vom Steinatal am Wanderweg 3 Q nach Bad Lauterberg. Bei Wegebauarbeiten im Jahre 1971 ward das Mundloch freigerutscht.
Der zu der Zeit amtierende Bürgemeister lies jedoch aus Sicherheitsgründen das Mundloch mit Erdreich verschließen. (Pressebericht vom 20.07.1971) Nachdem auf meine Anregung das Mundloch von der Stadtforst mit Genehmigung des Bergamtes geöffnet wurde, befuhren im Frühjahr 2000 Herr Bergoberrat Lampe (Clausthal-Zellerfeld) der Steinaer Ortsbürgermeister Jörge Schiers und der Bad Sachsaer Stadtförster Bosse den Stollen, uns war klar, wenn wir von allen verantwortlichen Stellen grünes Licht bekommen, wird das Öffnen des Stollens für Steina eine Atraktion.
Für mich als gelernten Bergmann und einen voll für die Sache aufgehenden Stadtförster war es klar, wenn die Finanzierung gesichert ist, müssen wir mit dem Ausbau des Stollens beginnen.
Ein Antrag bei der Hermann Reddersen Stiftung war von Erfolg gekrönt, und die restlichen Kosten übernahm die Stadt Bad Sachsa.
Somit konnten wir beginnen einen 35 Meter langen und 1 bis 1,20 Meter breiten und bis zu 2,50 Meter hohen Stollen zu öffnen und für die heimische Tierwelt (Fledermäuse) zugänglich zu machen.
Jetzt ist es geschafft und ich möchte allen Beteiligten meinen Dank aussprechen.
Kurt Kellner

Mein Herr Oberberg ingenieur

Auf Ihre Anfrage vom 16 ten d. M. erwiedere ich Ihnen, wie es nach
den Vorschriften des Bergwerksorganisations Decrets vom 27 ten
Januar
d. J. keinen Bedenken unterworfen sein kann, daß Schurfscheine
in dem dortigen Bezirke von Ihnen ertheilt, und Muthungen bey
Ihnen
eingelegt werden, womit dann vorgeschrieben Art ver-
fahren werden muß.

     Was übrigens den von Ihnen einberichten Fall, welcher Ver-
anlassung zu der obigen Anfrage gegeben hat, betrifft: so
scheint mir jetzt noch kein Gegenstand zur Einlegung einer Mu-
thung auf Steinkohlen im Eulenthale vorhanden zu seyn, da die von
Ihnen eingesandte Proben weder den äußeren Kenennzeichen nach,
noch auch nach einer auf diese Veranlassung von dem Herrn Berg-
Commißair Ilsemann vorgenommene Prüfung derselben für
Steinkohlen gehalten werden können.

     Indem ich Ihnen den Wunsch bezeugen muß, daß bey Gegen-
ständen dieser A rt zuerst die so sehr leicht besonders auf einer
Hütte zu machenden Untersuchungen über das wirkliche Vorhan-
denseyn derjenigen Substanzen, wovon die Rede ist, vorgenom-
men werden mögen, bevor weitere Anträge darüber ge-
schehen, wenn gleich über die Möglichkeit des Vorkommens nicht
absprechend entschieden werden kann, bezeuge ich Ihnen meine
vollkommene Hochachtung.

Clausthal den 19 ten August 1809
Der Berghauptmann der Harzdivision


                       FALvMeding


An
Herrn Oberbergingenieur
von Uslar zu St. Andreasberg
                                                                                WAJAlbert


Der Stollen im Eulental - eine geologische Besonderheit

ln den vergangenen Jahrhunderten haben immer wieder Bergleute unser Gebirge durchstreift und nach Lagerstätten gesucht. Hier im Raum Bad Lauterberg schürfte man in erster Linie auf Eisenerze, die auf der Königshütter Eisenhütte verarbeitet wurden. Zur Verhüttung des Eisenerzes benötigte man auch ausreichend Brennstoff. Einerseits verwendete man hierzu Holzkohle, die aber nur in begrenzten Mengen zur Verfügung stand. Bereits sehr früh hatte man aber auch den Nutzen der Steinkohle erkannt. Ihr Vorkommen war aus dem Raum Ilfeld und Sülzhayn bekannt. Wie es zu der Entdeckung der in diesem Stollen aufgeschlossenen Lagerstätte kam, ist nebenstehend erklärt.

Der Stollen erschließt eine geologische Besonderheit. Wie oberhalb des Stollenmundlochs erkennbar ist, kommen hier beide begehrten Minerale gemeinsam in einer Lagerstätte vor. Ein schmaler Streifen Steinkohle am linken Rand begrenzt eine überwiegend mit Eisenerz gefüllte, vertikal stehende Spalte. Der Bergmann bezeichnet dies als Gang. Er zieht sich mehr oder minder senkrecht stehend in unregelmäßiger Breite als eine Fuge durch das Gebirge. Gänge sind Flächen, an denen sich große Gebirgsschollen gegeneinander verschoben haben. Im Laufe von Jahrmillionen haben sich in diesen Spalten stellenweise Minerale angereichert, die der Bergmann als Lagerstätte bezeichnet.

Der in diesem Stollen aufgeschlossen Gang ist zwischen 0,3 m und 1 m breit. Seine Auffüllung besteht auf der gesamten Stollenlänge gleichartig aus überwiegend Eisenerz mit etwas Steinkohle. Darin liegt die Besonderheit, denn Steinkohlelagerstätten entstehen normalerweise aus Mooren die im Laufe geologischer Zeiten durch Gesteinsschichten überlagert werden und so zu der Steinkohle gepreßt werden. Diese immer schichtparallele Lagerung nennt der Bergmann ein Flöz. Von ihrer Bildung können beide Minerale also eigentlich gar nicht in einer Lagerstätte auftreten.

Die hier im Eulental sichtbaren Gesteine gehören geologisch zu sogenannten Rotliegenden. Es sind rötliche, sandsteinartige Konglomerate, wie man sie auch in der Umgebung des Stollenmundlochs sehen kann. Das Gestein ist 250 bis 280 Mio Jahre alt. In diesen Schichten des Rotliegenden finden sich auch die Steinkohlenlagerstätten von Ilfeld und Sülzhayn.

Wie ist nun die Steinkohle in diesen Gang geraten? Man kann sich nur vorstellen, daß irgendwo in der Nähe dieses Stollens im Gebirge ein Steinkohlenflöz ist. Als nun die Gebirgsschollen an der Stelle, wo wir heute den Gang finden, begonnen haben sich zu verschieben hat es die gegenüber dem Gestein viel weichere Steinkohle teilweise mitgerissen. Sie hat sich an den seitlichen Begrenzungsflächen der Gangspalte als gewissermaßen Schmierfilm verteilt. In glänzenden Harnischflächen zeigt sie deutlich die Spuren dieser Schubbewegung.

Wie in dem PIan dargestellt, haben die Bergleute vor nahezu 200 Jahren die Lagerstätte auf etwa 30 m Länge mit dem Stollen aufgeschlossen. Sie sind dabei immer dem Gang gefolgt. Man erkennt deutlich die seitliche Begrenzungsfläche des Ganges. Weil es die schräg über den Bergmann im Stollen laufende Grendfläche ist, nennt er es das Hangende.


Um die Lagerstätte auch in vertikaler Ebene zu erkunden haben sie zwei Schächte vom Stollen aus abgeteuft. Der erste liegt kurz hinter dem Mundloch, der zweite bei etwa 25 m. Während der erste Schacht nahezu mit Gestein angefüllt ist, kann man in dem zweiten Schacht noch etwa 6 bis 8 m durch das glasklare, grünliche Wasser hinabgehen. Der alte Holzausbau ist noch gut erhalten. Auch über Tage hat man versucht, die Lagerstätte durch Schurfe, die oberhalb des Stollen im Wald sichtbar sind, zu erforschen.


Ob eine Gewinnung aus der Lagerstätte jemals stattgefunden hat, oder ob nur eine Untersuchung erfolgte, darüber sagen die Akten nichts. Da das Wasser bis auf das Niveau des Stollens in den Schächten steht kann man es auch nicht mehr feststellen.

Interessant sind die Spuren, die die alten Bergleute im Stollen hinterlassen haben.

Seitlich in die Stollensohle eingearbeitet verlief, in einigen Stollenabschnitten noch deutlich sichtbar, die Wassersaige, eine Rinne, in der das Wasser ablaufen konnte. So hielt man die übrige Stollensohle trocken, den man kannte ja noch keine Gummistiefel.

Die alten Bergleute haben im Stollen schon mit Schießpulver gesprengt. Reste der Bohrlöcher sind noch in den Wangen des Stollens erkennbar. Sie haben einen Durchmesser von rd. 4 cm. Man hat sie von Hand einem Bohrmeißel und Fäustel gebohrt. Nach jedem Fäustelschlag auf dem Bohrer drehte der Bergmann den Meißel um einen gewissen Winkel weiter. Ein Bergmann schaffte es je nach Gesteinsfestigkeit, in einer Schicht ein Bohrloch von 40 bis 60 cm zu bohren. Diese Länge zeigen auch die Bohrlochreste hier im Stollen.

Damit das Schwarzpulver seine volle Kraft bei der Sprengung des Gesteins entfalten konnte, hat man das Bohrloch am oberen Erde mit gestampften Lehm verschlossen. Reste davon erkennt man noch deutlich. Durch die Hitze der Explosion ist der Lehm rot verziegelt.

Die Bergleute haben schon damals in einer Art Akkordlohn gearbeitet; der Bergmann nennt dies ein Gedinge. Es wurde zwischen dem Steiger und dem Bergmann ausgehandelt. Das Verhandlungsergebnis hat man in Form von Strichlisten in das Gesteing gemeißelt. Man nennt dies ein Gedingezeichen. Im Stollen finden sich mehrere davon. Das Gedingezeichen gibt die Länge zwischen dem Punkt der Einmeißelung und dem Stollenende an, wie es zum Zeitpunkt des Gedingeabschlusses bestand. Nach Ablauf der Zeit, auf die das Gedinge ausgehandelt war, brauchte der Steiger nur noch nachzumessen, um wieviel der Stollen länger geworden war und konnte so den Lohn des Bergmanns errechnen.

Wolfgang Lampe

GPS-Koordinaten
N 51.5616° E 10.6946°

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