Die Initialphase der Vegetationsentwicklung nach Windwurf in Buchen-Wäldern auf Zechstein- und Buntsandstein- Standorten des südwestlichen Harzvorlandes

[ Anlass dieser Arbeit ]
 

Rotenberg

Der Rotenberg ist ein langgestreckter, bewaldeter Höhenzug zwischen den Auen der Flüsse Oder und Rhume und stellt gewissermaßen eine Schwelle zwischen Harzvorland und südniedersächsischem Eichsfeld dar. Seine höchste Erhebung ist der Rotenberg mit 317 mNN. In die Untersuchungen wurden zwei Teilgebiete im südlichen Rotenberg einbezogen.
Es handelt sich dabei um den etwa 25 ha großen Naturwald Königsbuche (etwa 2,5 km östlich von Rhumspringe) und die bewirtschaftete Forstabteilung 1228 (etwa 1,5 km östlich von Rhumspringe).
 

Geologie und Böden: Bei allen Untersuchungsflächen bildet der Untere Buntsandstein den geologischen Untergrund, der unterschiedlich stark mit Lößlehm überdeckt ist. UNKRIG (1997a) verweist bei der Königsbuche auf die teilweise schlechte Durchwurzelbarkeit der Böden infolge von dichtlagerndem Ausgangsgestein und Pseudovergleyung der dortigen Parabraunerden. Damit ist eine Neigung dieser Buntsandstein-Böden zur Staunässebildung angezeigt. In der Abt. 1228 dagegen liegen mittel- bis tiefgründige Braunerden vor.
 

Bestockung: Der Rotenberg verfügt in seiner Gesamtheit über eine Vielzahl unterschiedlicher Waldtypen, die von naturnahen Buchen- und Buchen-Mischwäldern über Eichen-Bestände bis hin zu Fichten-Forsten reicht. Auf den Untersuchungsflächen stocken Waldmeister- Buchenwälder unterschiedlicher Ausprägung (s.a. Kap. 4.1) und Naturnähe. Der Buchendominierte Naturwald Königsbuche ist sehr strauchschicht- und verjüngungsarm, was nach UNKRIG (1997a) eine Folge des hohen Kronenschlussgrades und des intensiven Wildverbisses ist. Als Nebenbaumarten kommen Eiche, Birke und Fichte in geringem Umfang vor. Die dortigen Bestände sind etwa 120-150 Jahre alt und befanden sich vor dem Sturm auf dem größten Teil ihrer Fläche in der Optimal- oder Wachstumsphase. Im Gegensatz dazu verfügten die geworfenen Bestände der Abt. 1228 bereits vor dem Sturm infolge langjähriger forstlicher Eingriffe, entsprechender Kronenauflichtung und sicher auch wegen ihres hohen Eichen-Anteils über eine relativ stark ausgebildete Strauchschicht.

Abb. 7: Naturwald Königsbuche;
links: Wurzelteller am Nordrand der KF2 (August 2001);
rechts: belassener Flächenwurf im Zentrum der KF2 (August 2001).

Abb. 8: Rotenberg-Abt. 1228; geräumter Flächenwurf im östlichen Drittel;
links: Februar 2001; rechts: September 2002.

Im untersuchten östlichen Abschnitt der Abt. 1228 betrug das prozentuale Grundflächenverhältnis zwischen 156jähriger Stiel-Eiche und 116jähriger Buche vor dem Sturm annähernd 75:25, bei den Vorratsfestmetern etwa 60:40 (Angaben nach einer Inventur 1991, Herr HERZBERG mündlich). Diese Bestände weichen also bezüglich der Hauptbaumart von den übrigen UG ab. Sie wurden aber wegen der Artenzusammensetzung der Bodenvegetation trotzdem zum Galio odorati-Fagetum gestellt, zumal die Eichen-Dominanz auf diesen potentiellen Buchen-Waldstandorten forstlich bedingt ist. Weiterhin stockt im östlichen Abschnitt ein kleinerer Erlen-Bestand, in der nicht untersuchten westlichen Hälfte vorwiegend Trauben-Eiche und Fichte.
 

Windwurfsituation: Im Rotenberg lassen sich teilweise fünf parallel liegende, unterschiedlich breite Sturmschneisen ausmachen (HUBRIG 1999), wodurch dieses Gebiet als besonders stark vom Windwurf betroffen erscheint. Der Naturwald Königsbuche wurde jedoch nur randlich erfasst. Bei ihm stellt - neben einer Vielzahl von Windwurflücken im gesamten Reservat - das etwa 1 ha große Loch in Kernfläche 2 die großflächigste Störung dar (Abb. 7). An den Rändern dieses Loches setzt sich der Windwurf teilweise in Form von Lücken in den stehenden Bestand hinein fort, teilweise entstand aber auch ein neuer, abrupt wirkender Waldrand. Die Bestände in Abt. 1228 wurden besonders in ihrem östlichen Drittel teilweise lückig, teilweise flächig geworfen (Abb. 8). Etwa in der Mitte dieses östlichen Teilgebietes blieben ein kleiner Erlen- und ein Eichen-Buchen-Bestand weitestgehend unbeeinflusst. Im nicht untersuchten Westteil der Abt. 1228 dagegen trat kaum Windwurf auf.
 

Verwaltung und Nutzung: Der Rotenberg umfasst eine Vielzahl forstlich-administrativer Einheiten, wobei alle Untersuchungsflächen (Tab. 1) in den Abteilungen 1222 (also im südlichen Teil des NW Königsbuche) und 1228 des Niedersächsischen Forstamtes Reinhausen liegen. Die Königsbuche ist Naturwald in Verantwortung der Niedersächsischen Landesforstverwaltung und wurde 1972 (der nördliche Teil erst in den 1990er Jahren) aus der Nutzung genommen. Hier werden die Windwurfflächen entsprechend der Zweckbestimmung eines Naturwaldes sich selbst überlassen bleiben. Durch die seit 1998 existierende Zäunung der Kernfläche 2 soll ein zusätzlicher Schutz vor Wildverbiss gewährleistet werden. Die Abt. 1228 dagegen wurde konventionell bewirtschaftet, was auch in Zukunft der Fall sein wird.
Nach dem Sturm wurde das geworfene Holz maschinell geräumt. Die Aufforstung erfolgte mit Buche, Berg-Ahorn, Trauben- und Stiel-Eiche, Vogel-Kirsche sowie Hainbuche (Herr HERZBERG, mündlich). Im Sommer 2001 musste ein erster Pflegeeingriff in Form von Freischneidearbeiten zugunsten der neu gepflanzten Bäume inmitten dicht schließender Pionierstrauchfluren erfolgen.
 

Literatur zu diesem Auszug:
UNKRIG, W. (1997a): Sturmfolgenforschung im Naturschutzgebiet Hainholz und im Naturwald Königsbuche. – unveröff. Projektskizze, Niedersächsische Forstliche Versuchsanstalt (NFV), Göttingen, 12 S.
 

Quelle:
Auszug aus: KOMPA, Thomas (2004): Die Initialphase der Vegetationsentwicklung nach Windwurf in Buchen-Wäldern auf Zechstein- und Buntsandstein-Standorten des südwestlichen Harzvorlandes Kap.2.1.4.- Diss. Univ. Göttingen, Biol. Fak.

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