Förderverein Deutsches Gipsmuseum und Karstwanderweg e.V. Der Dachs – Lebensraum am und Maskottchen zum Karstwanderweg Schon öfters fragte unser Sohn: „Papa, warum habt ihr zum Karstwanderweg kein Maskottchen?“ Einfache Frage, nicht so leichte Antwort. Welches Tier passt zum Südharz, lebt in den typischen Biotopen der Karstlandschaft, ist sympathisch, als Kuscheltier gut darstellbar und als Plüschtier im Handel erhältlich? Da bleibt nur eine geringe Auswahl. Schnell fiel die Auswahl auf den Dachs, ein heimisches Säugetier, nicht mit negativen Assoziationen behaftet, kein ernsthafter Schädling, als Meister Grimbart in Sagen und Märchen präsent, niedlich als Plüschtier, vor allem aber: sehr spezifisch in der Karstlandschaft des Südharzes zuhause. Der Dachs wohnt unter Tage, ist selten zu sehen, meist in der späteren Dämmerung, wenn schon kaum noch Menschen unterwegs sind, den Winter verschläft er im Schoße der Erde. Er gräbt sich seine Höhlen mit scharfen kräftigen Krallen. Aber er gräbt dort, wo es leicht ist und die Gänge, Eingänge und Wohnhöhlen standfest und überflutungssicher sind. Also, von Ausnahmen abgesehen, nicht im harten Harzer Felsgestein der Grauwacke oder des Granits, kaum im lockeren Kies der Täler. Aber am Fuße der Gips- und Dolomitklippen oder Erdfallwände, dort wo sich Blockwerk mit reichlich Zwickeln darin aufgetürmt hat, das ist sein zuhause. Die Höhlen und Spalten des Karstes sind ein "Fünfsternehotel" für die überwiegend nachtaktiven Dachse! So finden sich ihre unterirdischen Baue im Gips- ebenso wie im Dolomitkarst zahlreich, etwa am Sachsenstein bei Neuhof, an den Westersteinen bei Bartolfelde, an den Scharzfelder Klippen, am Lichtenstein bei Dorste oder im Hainholz bei Düna. Ihr Bau kann für Jahrzehnte benutzt werden, bis zu 50 Kammern und 178 Eingänge konnten in einem englischen Beispiel beobachtet werden, durch insgesamt 879 m Tunnel verbunden. Der Dachs ist also eng an die Karstlandschaft des Südharzes gebunden. Ein bedeutender Osteröder Dachsforscher, Dr. Ortwin Schwerdtfeger, zeigte mir vor etlichen Jahren eine Karte der Verbreitung der Dachsbaue im Kreis Osterode. Na sowas, sagte ich spontan, das ist ja eine geologische Karte des Südharzes, die Baue eng gebunden an das Vorkommen von Gips und Dolomit! Leider sind die Dachsbestände in den 1970er Jahren infolge der Bekämpfung der Fuchstollwut durch Begasung der Baue dramatisch eingebrochen. Seither haben sie sich gut erholt, was sich leider auch an Verkehrsopfern ablesen lässt. Dennoch wird er in Niedersachsen als Niederwild noch immer bejagt. Ob dies wirklich auf Dauer nötig und tierethisch vertretbar ist, darüber muss weiter diskutiert werden. Er ist da, aber kaum zu sehen. Auch auf den beliebten Sonntagswanderungen am Karstwanderweg wird er nicht zu sehen sein, vielleicht sind hier und da Eingänge und die davor aufgeworfenen Halden nebst frischen Schleifspuren zu erkennen. Der Förderverein Deutsches Gipsmuseum und Karstwanderweg e.V. hat den Dachs nun zum Maskottchen für den Karstwanderweg erhoben und wird auf seinen Touren Anstecknadeln für jedermann und kleine Plüschdachse für die Kinder bereithalten. Firouz Vladi, 14.11.2020 |