Von Bernd Ohlendorf Der Harz beherbergt zwei unterschiedliche Formen von Karst. Bei Rübeland (Sachsen-Anhalt) und Bad Grund (Niedersachsen) handelt es sich um Karbonat-Karst aus dem Erdzeitalter des Devon. Aus diesem devonischen Massenkalk gehen eindrucksvolle Karstformen hervor, so z. Bsp. die bekannten Tropfsteinhöhlen. Am Rande des Südharzes befindet sich der Sulfatkarst (Gips), welcher in den Bundesländern Niedersachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt auf verfaltetem Grundgestein aufliegt. Im Verlaufe der Anhebung des Harzes im Tertiär ist auch das Sulfatkarstband angehoben worden und streicht an der Harzkante aus, d. h. das Gipsgestein tritt an der Oberfläche zu Tage. Die enorme Löslichkeit des Sulfatkarstes mit Wasser hat eine hohe Dynamik in der Landschaft zur Folge. Hier laufen karstbildende Prozesse ab, teilweise in kurzer Zeit und hinterlassen in der Landschaft markante Spuren. Dolinen, Erdfälle, Ponore, Quellen, Hangabrissspalten und Höhlen prägen den Naturraum im Biosphärenreservat „Karstlandschaft Südharz“. Die unterschiedliche Löslichkeit des Kalkes und des Gipses ist die Voraussetzung für Verkarstungen, welche an der Oberfläche und in der Tiefe verlaufen. Untrennbar verbunden mit dem Karst sind die hier vorkommenden Fledermäuse. In den Höhlen und Hangabrissspalten hat sich ein ganz eigener und typischer Fledermauslebensraum (Chiropteren-Zönose) herausgebildet. Von den 20 Fledermausarten, die in Sachsen-Anhalt vorkommen, sind 9 bis 12 Fledermausarten auf die Höhlen und Spalten im Karst angewiesen. | Oben: Eine Abrissspalte bei Questenberg mit austretender feucht-warmer Luft. Darunter: Eine Wochenstube der Großen Bartfledermaus. Fotos: B. Ohlendorf Da der Sulfatkarst mit Wald überzogen ist, wird auch vom „grünen Karst“ gesprochen. In den teilweise alten Laubwäldern, befinden sich Baumhöhlen (Spechthöhlen, Fäulnishöhlen, Spalten und Borkenlösungen), welche wiederum von Fledermäusen genutzt werden. In den Höhlen und Karstspalten sowie in den Wäldern leben somit 19 von 20 Fledermausarten. Von der 20. Fledermausart, der Kleinen Hufeisennase, gibt es bereits Hinweise einer Wiederbesiedlung, | nachdem zuletzt im Jahr 1980 ein Tier in der Heimkehle gesichtet worden ist. Im Jahr 2002 wurde im Biosphärenreservat Karstlandschaft Südharz eine Landesreferenzstelle für Fledermausschutz eingerichtet (Aufkleber). Die Begründung dafür liegt an der überregionalen Bedeutung des Karstes mit seinen dort lebenden Fledermäusen. In keiner anderen Landschaft in Sachsen-Anhalt kommen auf kleinstem Raum so viele Fledermausarten vor. |
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