Mitt. Verb. dt. Höhlen- u. Karstforscher
12 (4)
98-100
München 1966

Über die Tiefe der Rhumequelle im Südharz

Von
REIMAR FRICKENSTEIN (Stuttgart) und
ALEXANDER WUNSCH (Hamburg)

Lange Zeit hindurch wurde für die Rhumequelle im Südharz eine Tiefe von 40 m angegeben. Auf Postkarten geschieht das heute noch. Der vor kurzem verstorbene Dr. HUGO HAASE (Osterode) hatte am 20.10. 1955 und am 10.9.1957 durch Lotungen die Tiefe der Rhumequelle zu maximal 9.60 m ermittelt. Er berichtete darüber 1958 im Heimat-Kalender für Osterode (vgl. Abb.1).

Anfang 1966 entschloß sich REIMAR FRICKENSTEIN, durch einen Tauchgang die Angaben über die Tiefe der Quelle zu kontrollieren. Wenig später gab auch ALEXANDER WUNSCH sein Interesse an der Untersuchung der Rhumequelle kund.

Tiefenkarte des Quellteichs der Rhumequelle
(Ausgelotet am 20. Oktober 1955 und 10. September 1957 von Dr. H. Haase)

Über seinen Tauchgang in der Morgenfrühe des 29.5.1966 berichtete ALEXANDER WUNSCH: "Der trichterförmige Quelltopf setzt sich in etwa 5 m Tiefe senkrecht nach unten in einer zackigen Felsröhre in dolomitischem Gestein fort. In 6 m Wassertiefe klemmt ein großer Mühlstein von der nahegelegenen Papierfabrik im Fels. In 9 m Tiefe bildet Geröll den Boden einer kleinen Kammer. Das stark abgerundete Geröll besteht aus Schlacke, Backstein, Dolomit, Kieselknauern und Grauwacke.

Das Wasser entströmt vorzugsweise zwei Spalten, die in einer NW-SO führenden Kluft angelegt sind und in SW-Richtung steil nach unten führen. Der Querschnitt der Spalten beträgt ca. 5 x 40 cm und 10 x 20 cm. In der relativ geräumigen Felsröhre ist die Strömung des Wassers erträglich, hält man jedoch die Hand direkt über eine der Spalten, wirbelt der starke Wasserdruck mit dem nachrutschenden Geröll ganze Backsteine empor.

Ein tieferes Vordringen ist nicht möglich. Auch nach starken Regenfällen ist nicht zu erwarten, daß sich der Boden der Quelle wesentlich verändert, da das Geröll nicht wegtransportiert werden kann. Von direkter Sonneneinstrahlung um die Mittagszeit abgesehen, herrscht am Grund der Quelle nahezu völlige Finsternis. Hier hielten sich einige ca. dreipfündige Forellen auf.

Der Aufstieg des Wassers der Rhumequelle
an der stauenden Buntsandsteinwand

(Abb. 2)
 
 
 
 

 

Die erstaunlich gleichmäßige Schüttung der Rhumequelle muß durch Engstellen im unterirdischen Wasserzubringer, die stauend wirken, hervorgerufen werden. Es ist wahrscheinlich, daß diese Engstellen die direkt unterhalb der Quelle liegenden Spalten sind".

Ebenfalls am 29.5.1966, jedoch einige Stunden später, tauchte auch REIMAR FRICKENSTEIN. Sein Tiefenmesser zeigte 11 m an. Am 2.8.1966 wiederholte er zusammen mit PETER AHRENS die Untersuchung. Bei einer Lotung und beim Ablesen des Tiefenmessers wurden übereinstimmend 9.50 m festgestellt. Wieder war der Druck ganz erheblich, denn die Unterwasserlampe wurde regelrecht hochgedrückt.

Aus dem Aufsatz von HUGO HAASE seien noch ein geologischer Schnitt nach Dr. AXEL HERRMANN (Abb.2) sowie die Schüttungsdaten mitgeteilt.

Das 30jährige Mittel betrug 2 500 l/s, die Höchstschüttung überschritt nie 4 800 l/s (wenn die Quelle mehr Wasser hat, stammt das Mehr aus oberirdischen Zuflüssen), und die niedrigste Schüttung betrug 1 260 l/s.

Schrifttum:
HAASE, HUGO: Neue Forschungsergebnisse von der Rhumequelle. - Heimat-Kalender des Kreises Osterode und des Südwestrandes des Harzes, Osterode 1958, S. 36 - 41, 2 Abb.


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