Organisation, Geschichte und Aufbau des Höhlenkatasters für Niedersachsen und Sachsen-Anhalt von
Als Begründer des Harzer Höhlenkatasters gilt FRIEDRICH STOLBERG, der 1923 mit der Aufstellung des Katasters begonnen und bis 1942/43 daran gearbeitet hat. In der Zeit des geteilten Deutschlands bis zum 3. Oktober 1991 gab es verschiedene Höhlenkataster zu unterschiedlichen Zeitpunkten. Diese Sammlungen von Höhlendaten sind bis auf die Unterlagen im Karstmuseum Heimkehle (ehemalige DDR) alle private Kataster gewesen. Ein Großteil der Daten ist vermutlich nicht mehr greifbar. Nach der Schließung des Karstmuseums Heimkehle existieren im Arbeitsgebiet der Arbeitsgemeinschaft für Karstkunde Harz e.V. nur noch private Höhlenkataster. Die vermutlich umfassendste Datensammlung z.Zt. in diesem Bereich ist das Höhlenkataster der ArGeKH. Die vorliegende Arbeit will versuchen, etwas Licht in die zum Teil verworrene Entstehungsgeschichte des Harzer Katasterwesens zu bringen. Summary FRIEDRICH STOLBERG who started the registration in 1923 an had been working on it until 1942/43 is regarded as the founder of this register. In the time of the separated Germany and until October 3, 1991 there were different cave registers at different times. With the exception of the data in the Karstmuseum Heimkehle (former GDR) all those collections of cave data were in private ownership. A major part of those data is probably no longer accessible. After the close-down of the Karstmuseum Heimkehle there are only private cave registers left in the field of work of the Arbeitsgemeinschaft für Karstkunde Harz e.V. At present the cave register of the ArGeKH is presumed to be the most comprehensive collection of data in this field. The present elaboration will try to shed ligth on the partly complicated history of the origins of the cave registry of the Harz mountains´region. Allgemeines Michael Brust merkt hierzu in einer Mitteilung an den Autor an, dass die Zeit aber drängt, aus Gründen des sich etablierenden staatlichen Geotopschutz, über Möglichkeiten und Umfang einer Veröffentlichung dieses Wissens nachzudenken. BRUST führt weiterhin an, dass der staatliche Naturschutz bei allem Wenn und Aber nur das bewahren kann, was ihm auch bekannt ist. Ob es aber wirklich sinnvoll ist, dem Staat bzw. seinen Behörden alles Material über Karstobjekte zukommen zu lassen, bleibt dahin gestellt. Mittlerweile artet der angebliche Schutz einiger Objekte in einen völlig übertriebenen Aktionismus aus. Es gibt hierfür mehrere Beispiele insbesondere aus dem Raum Deister und Süntel. Dort wurden Klein- und Kleinsthöhlen verschlossen, angeblich zum Schutz der Fledermäuse. Bei einigen dieser Objekte kann man schon vom Eingang aus das Höhlenende sehen. Nicht verständlich ist es hierbei aber, warum dann in der Fledermausschutzzeit, an die sich fast ausnahmslos alle Höhlenforscher halten, von einigen Personen mit offizieller Genehmigung gerade in dieser Zeit die betreffenden Objekte für Zählaktionen aufgesucht und befahren werden. Wobei man allerdings nicht jede Fledermaus-Zählaktion „verteufeln“ sollte. Mitunter werden im Bereich Süntel und Wesergebirge solche Zählungen nur alle 4 Jahre durchgeführt und wie STEFAN von BOGUSLAWSKI von der Höhlengruppe Nord in einem Schreiben dem Autor mitteilt, ist der Fledermausbeauftragte in dem betreffenden Gebiet bemüht, nichts zu unternehmen, was den Fledermäusen schaden könnte, da er sich seit Jahren für deren Schutz einsetzt. Es gibt aber auch andere Berichte, wonach in einigen Höhlengebieten solche Zählaktionen mit „Kind und Kegel“ durchgeführt werden. In den Augen des Autors und vieler anderer Höhlenforscher handelt es sich bei den Verschlüssen von Klein- und Kleinsthöhlen um die reinste Verschwendung von Steuergeldern und grobe Naturverschandelung. Man sollte diese Gelder lieber für den Schutz der stark bedrohten Gipskarstgebiete verwenden. Unbenommen hiervon ist der Autor ein überzeugter Höhlenschützer und auch der Ansicht, dass gerade in der heutigen Zeit einige Groß- und Mittelhöhlen verschlossen gehalten werden müssen, damit sie nicht von professionellen Mineralienhändlern geplündert werden. In einem großen und weitläufigen Arbeitsgebiet verliert man im Allgemeinen schnell den Überblick über die dort forschenden Personen. Damit der Kontakt zu diesem Personenkreis nicht abreißt, insbesondere zu denen, die nicht in einem karstkundlich orientierten Verein tätig sind, ist eine gewisse Kontaktfreudigkeit sehr wichtig für den Höhlenschutz und die Fortschreibung des Höhlenkatasters. Signifikant ist auch der gute Kontakt zu den beteiligten Behörden und den im Arbeitsgebiet tätigen privaten Ingenieurbüros. Leider trifft man mitunter aber auch auf zweifelhafte Gutachter, die anstatt des Schutzes der Höhlen lieber deren kommerzielle Vermarktung in Betracht ziehen. Wer nun alles im Arbeitsgebiet der ArGeKH forscht, soll die Grafik in Tabelle 2 verdeutlichen. Diese Grafik erhebt aber nicht den Anspruch auf Vollständigkeit, sondern beruht teilweise auf Schätzwerten des Autors. In den letzten Jahren ist es immer häufiger zu beobachten, dass viele Befahrungen erfolgen, ohne auch nur die geringsten Beobachtungen festzuhalten werden. Erinnert werden soll an dieser Stelle noch einmal an ein berühmtes Zitat von Prof. Dr. HUBERT TRIMMEL (1968): „Höhlenfahrten, bei denen nicht wenigstens ein Mindestmaß an Beobachtungen erfolgt und in einem Bericht festgehalten wird, sind sinnlos!“ Ganz so krass wie bei Prof. TRIMMEL beschrieben möchte sich der Autor hier nicht verstanden wissen, aber es sollte doch wohl ab und zu möglich sein, wenigstens in knappen Stichworten einmal seine Beobachtungen aufzuschreiben. Liest man bei TRIMMEL weiter, so steht im gleichen Absatz: „Auch Höhlenforscher ohne wissenschaftliche Schulung, die nur aus touristischem Interesse Höhlenfahrten unternehmen, können für die wissenschaftliche Bearbeitung wichtige Beobachtungen oder Messungen durchführen.“ Dieser Feststellung wird auch im Höhlenkataster der ArGeKH zur Genüge Rechnung getragen. In der EDV-Datenbank können jetzt zusätzlich zu jeder Höhle fast unbegrenzt Befahrungsberichte hinterlegt werden. Die langjährige Praxis hat zudem gezeigt, dass mit der Hinterlegung von so genannten „Höhlenbüchern“ unter Tage keine guten Erfahrungen gemacht werden. Zumeist sind nur die Namen der Teilnehmer eingetragen und unwichtige Kritzeleien niedergeschrieben. Wichtige Beobachtungen werden zumeist nicht notiert und die Bücher sind nach wenigen Jahren völlig verrottet. Ähnliches gilt für Befahrungsbücher, die in dem jeweiligen Objekt nahe liegenden Gaststätten, Hütten o.ä. hinterlegt sind. Weitaus effektiver und dem Höhlenschutz dienlicher ist es, seine Beobachtungen dem jeweiligen Katastersachbearbeiter zukommen zu lassen.
Tabelle 1: Längenverteilung Mehrfach wurde schon von Seiten anderer bundesdeutscher Katasterführer der Wunsch geäußert, auch die künstlichen Objekte mit in das Kataster aufzunehmen. Dies wird z.Zt. für das Kataster der ArGeKH abgelehnt. Die Aufnahme aller künstlichen Hohlräume nur allein im Zentralharz würde alle Dimensionen eines Katasters sprengen. Es gibt in dieser Region einige Tausend Objekte mit etlichen Tausend Kilometern an Stollen, Schächten, Strecken und Abbauen. Zudem sind diese Objekte mehr oder weniger bei den zuständigen Bergämtern und dem Oberbergamt in Clausthal-Zellerfeld erfasst und dokumentiert. Im Kataster der ArGeKH werden nur solche Objekte erfasst, die natürlichen Ursprungs sind und natürliche Hohlräume, welche bergbaulich überprägt wurden, wie es zum Beispiel am Iberg bei Bad Grund der Fall ist (vergl. REINBOTH 1969; KEMPE 1975; KEMPE, REINBOTH, KNOLLE 1985; SVENSSON 1988; REIMER 1990). Hier am Iberg lässt sich eine Trennung zwischen Höhlen natürlichen Ursprungs, Höhlen rein künstlicher Natur und Höhlen, die künstlich überprägt wurden, nicht eindeutig nachvollziehen (SVENSSON 1988 und REIMER 1990). Dies trifft auch auf das Eisensteinstollen-Höhlensystem zu. In unmittelbarer Nähe (jeweils nur knapp 10 Meter) liegen zwei weitere jeweils über einen Kilometer lange Großhöhlen. Sollte einmal eine befahrbare Verbindung zwischen diesen Höhlen hergestellt sein, so erreicht dieses Ostiberger Höhlensystem ein Länge von mindestens 7,5 Kilometern mit einem Höhenunterschied von 206 m. Dieses System ist aber teilweise durch künstliche Stollen und Strecken miteinander verbunden, rein natürliche Verbindungen können heutzutage nicht mehr eindeutig nachgewiesen werden, so dass diese Längenangaben nur unter Vorbehalt zu betrachten sind. Es wurden jedoch auch eine Handvoll rein künstlicher Objekte aufgenommen, wobei hier die vorhandene Namensgebung wie zum Beispiel „Bärenhöhle“, „Kräuter-August-Höhle“ oder eine kulturgeschichtliche Sonderstellung (z.B. „Hubertuskeller“) für die Aufnahme in das Höhlenkataster ausschlaggebend war. Oft sind solche Objekte in der einschlägigen Literatur fälschlicherweise als Höhlen im Sinne der Karstkunde erwähnt. Nicht erfasst sind im Höhlenkataster Erdfälle, Dolinen, Uvalas und Poljen. Für diese Objekte gibt es von Seiten einiger Landkreise bereits professionell erarbeitete Datensammlungen. Stellvertretend sollen hier nur die Arbeiten der Ing.-Büros Hartmann und Völker genannt werden. Es gibt aber auch schon Ansätze einiger privater Erdfall und Dolinenkataster. So führt Andreas Hartwig aus Göttingen für den dortigen Bereich ein kleines Erdfall- und Dolinenkataster. Auch der Speläologenbund Hildesheim hat unter Federführung von Stefan Meyer und Ingo Dorsten mit dem Aufbau eines Dolinenkatasters im Bereich des Süntels begonnen. Tabelle 2: Organisationsstand der in ihrer Freizeit Definition des Arbeitsgebietes Geschichte und Entwicklung des Höhlenkatasters Friedrich Stolbergs Katasterfortschreibung endete mit Beginn des Zweiten Weltkrieges. STOLBERG veröffentlichte zuletzt 1942/43 das Nummernverzeichnis des Harzer Höhlenkatasters. Zum damaligen Zeitpunkt hatte STOLBERG das Kataster fertig gestellt und abgeschlossen. Die Leistungen von STOLBERG sind sehr bedeutsam, nur hat auch STOLBERG Vorgänger und Quellen gehabt, die im einzelnen zu nennen einen größeren Umfang erfordern würden. Die Arbeiten von BIESE (1931 u. 1933) werden in Fachkreisen mit geteilter Meinung bewertet, aber es bleibt ein erster Versuch der Zusammenstellung der Höhlen des Harzes und Südharzes. Zur Hainleite stützte sich STOLBERG i.W. auf ARTHUR SCHMIDT (1924). Im Osten begann FRIEDRICH SCHUSTER auf der Grundlage des Stolbergschen Katasters 1946 eine neue Höhlenübersicht aufzubauen. In den siebziger Jahren bemühte sich WOLFGANG GRAF darum, das in der DDR geheim gehaltene Kataster durch Lichtpausen einem großen Kreis junger Höhlenforscher zugänglich zu machen. Mindestens 100 Exemplare ermöglichten eine breite Übersicht über die Harzhöhlen. Für Sachsen und Thüringen gilt, dass der Sächsische Höhlenverein, der Thüringer Höhlenverein und die Gesellschaft in Berlin Kataster geführt haben, die in Teilen das heutige Bearbeitungsgebiet der ArGeKH berühren. Soweit bekannt ist, wurde bislang hierüber noch nicht publiziert. Der Raum Elbingerode - Rübeland im Ostharz wurde von W. GRAF bearbeitet. Die neben der Rübeländer Höhlenforschergruppe dort ebenfalls tätige Fachgruppe Höhlen- und Karstforschung Wernigerode hat W. GRAF Zuarbeit geleistet. Die Daten wurden ebenfalls dem Karstmuseum Heimkehle zugeführt. Die Rübeländer Höhlenforschergruppe hat zu damaliger Zeit für sich ein Register aufgestellt. Parallel hierzu veröffentlichte WINKELHÖFER im Herbst 1982 das Register DDR-Höhlen; (WINKELHÖFER 1982). Im Raum Thüringen führte die Fachgruppe Höhlen- und Karstforschung Kittelsthal Katasterarbeiten durch; (SCHÖLLHORN (1982). JOHANNES TSCHORN aus Wernigerode teilte in einem Schreiben dem Autor mit, dass er seit 1974 alles über die Harzer Höhlen jahrgangsweise gesammelt und abgeheftet hat. Darunter enthalten sind viele Arbeiten von ehemaligen Höhlenforschern, die heute nicht mehr leben, sowie viele Negative, Dias und SW-Fotos aus den Höhlen, die teilweise heute schon historischen Charakter haben. Eine Sichtung, Aufbereitung und Zusammenfassung dieser Datensammlung steht aber noch aus. In wie weit die Datensammlung des vor wenigen Jahren verstorbenen ehemaligen Rübeländer Höhlenforschers FRITZ BRANDES noch erhalten ist, bleibt noch zu klären, vermutlich sind die Unterlagen aber verloren gegangen. 1980 begannen C. und R. VÖLKER, ein zentrales Höhlenkataster der gesamten DDR anzulegen. In dieser Zeit wurden die Kleinhöhlen des Südharzes systematisch erfasst und kartiert. Das erste, auf moderner Computertechnik basierende Kataster war 1988 abgeschlossen. Es war leider geheim und nur in Auszügen den Höhlenforschern zugänglich. Das führte dazu, dass es bei jeder Gruppe noch ein eigenes Kataster gab. Das Karstmuseum Heimkehle war gesetzlich verankerter Katasterführer. Von einem generellen Höhlenkataster-Veröffentlichungsverbot zur Zeit der DDR kann aber nicht gesprochen werden. BÖRITZ & EIBISCH (1962) haben ein Kataster der Höhlen der Sächsischen Schweiz veröffentlicht, BRUNZEL (1976) eine Liste für Südthüringen und WINKELHÖFER (1982) eine Übersicht für die gesamte DDR, an der u.a. M. BRUST nicht ganz unmaßgeblich beteiligt war, und GÜNTHER (1971) für den Kyffhäuser. Darüber hinaus gibt es weitere Beispiele. Welche Probleme es beim Austausch von Katastermaterial noch zur DDR-Zeit gab, schildert recht eindrucksvoll F. REINBOTH in einem Brief vom 17.9.1997 an den Autor: „Kurz vor der Wende wollte ich den Nordhäusern Planmaterial von Stolberg zukommen lassen, d.h. ich nahm Plankopien der dortigen Höhlen aus Stolbergs Kataster nach dort mit. An der Grenze habe ich alles als heimatkundliches Material deklariert. Dem DDR-Grenzer fielen bald die Augen aus dem Kopf, als er den Charakter des „heimatkundlichen Materials“ erkannte. Mit dem Papierstapel unter dem Arm rannte er völlig konsterniert erst mal zu seinem Vorgesetzten, wahrscheinlich in der Hoffnung auf einen Orden als verdienter Grenzbeamter des Volkes. Die Autoschlange hinter uns musste natürlich solange warten. Dann kam er wieder. Sehr höflich, aber unnahbaren Gesichts: „fahrn se bitte mal da rechts ran!“. „Komm se bitte mal mit!“. Im Bewusstsein eines reinen Gewissens ging ich furchtlos, aber gespannt hinter ihm her in ein Häuschen, das innen keine Türklinke hatte, nur ein viereckiges Loch. Dann bestieg er ein kathederartiges Holzpodest und ließ mich zu seinen Füßen Platz nehmen. So stand er etwa 1,5 Meter über mir und ich war ganz klein. „Wie komm se zu den Sachen?“ - Die lagen in Goslar und ich habe das geerbt, brauche es aber nicht (das war natürlich eine faustdicke Lüge, wahrscheinlich kannte ich aufgrund der Unterlagen die Höhlen im DDR-Harz besser als der Geheimdienst und als mancher dortiger Höhlenforscher). „Nein - ich meine wie komm die Sachen in die Be-Err-Dee?“ Antwort: die sind schon 1942 nach Goslar gekommen, weil der Verfasser dorthin gezogen ist (das stimmte zwar auch nicht ganz, aber das ließ sich wohl kaum nachprüfen). Auch das begriff der Grenzer nicht gleich, aber nach einigen weiteren dusseligen Fragen, die ich vergessen habe, kam er von seinem Katheder herunter, öffnete mit einem Vierkant die Tür und ersuchte mich zu warten. Meine Frau Heidrun saß schon auf heißen Kohlen und sah mich schon auf den Weg nach Bautzen. Der Grenzer verschwand nochmals bei seinem General, kam dann aber gnädig zurück und überreichte mir mein „heimatkundliches Material“ mit der Frage, wer es kriegen sollte. Ich behauptete, es sei für den Bezirksheimatpfleger in Nordhausen bestimmt, ein 80jähriger guter Bekannter von mir, was ich für unbedenklicher hielt als Peter Pohl anzugeben. Als ich dann vorsichtshalber in Nordhausen zunächst diesen Mann aufsuchte und ihm meine Notlüge bekannte, es könnte ja jemand nachfragen, bekam er einen ganz roten Kopf. So war das damals in der DDR, der heute schon wieder nachgetrauert wird. Wie schnell doch Unangenehmes gründlich vergessen wird! Peter Pohl, der dann die Pläne bekam, war allerdings weniger furchtsam und klapperte z.T. mit mir zusammen einiges ihm Unbekanntes ab. Das Hohlraumgesetz war ja noch nicht erfunden (inzwischen sind unsere Naturschutzbehörden dabei, die Reglementierungen der DDR weit zu übertreffen).“ So wie es auch heute der Fall zu sein scheint, hat während der „DDR-Ära“ jeder Verein sein eigenes Kataster geführt. Gemäß einer Mitteilung von M. BRUST gibt es z.Zt. auch heute noch ein gutes Dutzend Personen, die ihr eigenes Kataster haben, ohne davon viel Aufhebens zu machen. Allesamt sind rechtlich gesehen Privatangelegenheiten, so wie auch das heutige ArGeKH-Höhlenkataster. Der Bereich Sachsen-Anhalt wird in Nachfolge des Karstmuseums seit 1992 vom Förderverein „Gipskarst Südharz e.V.“ weiter geführt. 1995 und 1996 wurde im Auftrage des Umweltministeriums Sachsen-Anhalt durch C. und R. VÖLKER ein neuer Kataster der Höhlen, Schwinden, Karstquellen und wassergefüllten Karsthohlformen erarbeitet (freundl. schriftl. Mitt. R.VÖLKER 1997). Auf der Westharzer Seite begann kurz nach dem Kriegsende, zuerst aus militärischen Gesichtspunkten heraus, durch HENSLER und DUNNINGTON 1945 wieder eine systematische Höhlenforschung und Dokumentation, die einem Katasterbeginn ähnelte. HENSLER und DUNNINGTON waren als Armeeangehörige der britischen Besatzungsmacht im Rahmen von Aufklärungsarbeiten mit der Erforschung und der Katalogisierung von Höhlen beschäftigt. Ganz ohne Eigennutz führten die beiden die Erforschung der Höhlen auch nicht durch, waren HENSLER und DUNNINGTON in ihrer Heimat doch waschechte Höhlenforscher. Noch viele Jahre später erhielt die ArGeKH von HENSLER diverse Unterlagen aus der Nachkriegszeit zugesandt. Ein wichtiger Höhlenabschnitt im 80 Meter tiefen Lehmschacht führt zur Erinnerung an HENSLER noch heute den Namen „HENSLERKAMIN“. Nach der Wende und dem Zusammenschluss der im Harz tätigen Höhlenvereine zur Arbeitsgemeinschaft für Karstkunde Harz e.V. wurde das Höhlenkataster neu gegliedert. Es ergaben sich aus der Aufgabenstellung und den geografischen Gegebenheiten des Arbeitsgebietes mehrere Untergliederungen des Höhlenkatasters. Als koordinierende Stelle fungiert seitdem der Hauptkatasterführer. Die einzelne Aufgliederung des Höhlenkatasters ist der Tabelle 5 zu entnehmen. Das Nummerierungssystem
Tabelle 3: Nummerierungssystem Diese Art der Nummerierung war nicht immer üblich. STOLBERG verwendete noch eine fortlaufende Nummerierung, die sich an den geografischen Gegebenheiten orientierte. STOLBERG änderte 1942/43 grundlegend sein Nummerierungssystem, so dass es eine Stolbergsche Kataster Nr. „1926“ und eine „1942“ gibt. FRITZ REINBOTH schrieb dem Autor, dass es mit Stolbergs Nummerierungssystemen so seine Tücken hätte. Die von REINBOTH in Karst- und Höhle 1994/95 auf Seite 74 erwähn,te „Neunummerierung“ von 1930 bezieht sich nur auf die damals neu erfassten Höhlen in der Triasstufe; in der 1942/43 veröffentlichten Zusammenstellung „Die Katasternumerierung der Harzhöhlen“ sind diese Nummern auch noch aufgeführt. Im alten Stolbergkataster laufen offenbar zwei voneinander unabhängige Reihennummerierungen Harz (einschl. Kyffhäuser, Iberg und Rübeland) und Röt- / Muschelkalkgebiet im Südharzvorland nebeneinander her. Durch den Zusammenschluss beider deutscher Staaten ergab sich zwangsläufig die Notwendigkeit, die verschiedenen Nummerierungssysteme wieder auf ein gemeinsames System zu bringen. Man einigte sich auf den bundesdeutschen bzw. europaweiten, anfangs beschriebenen, Standard. Dies hatte aber zur Folge, dass im gemeinsamen Höhlenkataster die ehemaligen Nummern normalerweise verloren gegangen wären. Erschwerend kam hinzu, dass oftmals eine Höhle mehrere verschiedene Namen trug. Damit man aber weiterhin diese alten Nummern den entsprechenden Höhlen zuordnen kann, wird jetzt im EDV-gestützten Höhlenkataster mittels zusätzlicher Datenfelder, in denen diese Nummern erfasst werden, entsprechend hingewiesen. Es können hier mehrere Listen mit Vergleichsnummern abgerufen werden.
Tabelle 4: Möglichkeiten von Katasternummern, Vergleichslisten Die Problematik der Nummerierungssysteme ist aber nicht harzspezifisch, wie Fritz Reinboth dem Autor mitteilte. Gustav Abel hat dem Hauptkataster bei der Übernahme in den Großdeutschen Höhlenkataster handschriftlich noch eine Gebirgsstock-Nummer vorgesetzt. Abel hat den Salzburger Kataster nicht nach Kartenblättern, sondern nach Gebirgsstöcken nummeriert. Auch dort wurde übrigens eine Neunummerierung eingeführt. Schon vorher hatte Czoernig (der dort erstmals eine Katasternummerierung eingeführt hatte) wieder Abels Neunummerierung nicht akzeptiert, so dass in Salzburg zeitweise 3 Nummerierungssysteme gleichzeitig geführt wurden. Rechtliche Handhabung Abzulehnen ist auf jeden Fall die Verbreitung von ganzen Koordinatenlisten und Zugangsbeschreibungen von Höhlen. Dies ist auch die große Gefahr bei einem Kataster auf EDV. Sehr schnell lassen sich hier ganze Datensammlungen kopieren und es bedarf einer großen Sorgfalt, dass nicht jeder an die EDV-Daten herangelangt. Mit einer gewissen Sorge betrachtet der Autor die derzeitige Entwicklung im Internet. Dort finden sich zunehmend diverse Beschreibungen von Höhlen, die nicht so publik gemacht werden sollten. Man kann hier aber nur appellierend an die Verbreiter dieser Daten herantreten. Diese Personen verstoßen zudem oft gegen das Urheberrechtgesetz. Eine rechtliche Ahndung ist aber nicht sehr Erfolg versprechend bzw. sehr langwierig und nervenaufreibend. Besser ist es hier, wie schon angedeutet, aufklärend tätig zu werden und ein gewisses Maß an „Ventilhöhlen“ vorrätig zu halten.
Tabelle 5: Die Katastersachbearbeiter, geordnet nach Regionen Anfang 1995 begann der Autor das Höhlenkataster der Arbeitsgemeinschaft für Karstkunde Harz e.V. auf ein EDV-Höhlenkataster umzustellen. Die Programmierung erfolgte auf der Basis des Microsoft-Programms ACCESS und läuft auf einem Pentium Rechner mit 2 Gigabyte Plattenspeicher. In den einzelnen Katasterformularen können alle Daten sowie Skizzen, Fotos und eingescannte Pläne verwaltet werden. Zurzeit werden die Daten (ca. 5000 DIN A4-Seiten, verteilt auf 53 Aktenordner) in die Datenbank eingegeben. Es ist zu einem späteren Zeitpunkt vorgesehen, einen Großteil der statistischen Daten nur noch auf einer CD-ROM vorzuhalten. Dies wird aber auf Grund der Datenmenge noch einige Jahre dauern. Zurzeit sind im Kataster 654 Höhlen erfasst (wobei hier bislang nur die Grunddaten wie Name, Katasternummer, Koordinaten, weitere Angaben zur Lage, Planwesen usw. erfasst sind). Die Angaben zur Genese, Morphologie usw. werden z.Zt. noch eingegeben und sind bisher zu 98 % erfasst. Die Daten von den Höhlen in Sachsen-Anhalt und Teilen von Thüringen werden z.Zt. aus der vorhandenen Literatur zusammengetragen und sollen zu einem geeigneten Zeitpunkt mit den Unterlagen aus dem Karstmuseum abgeglichen werden. Technische Ausrüstung und Lagerung des Katasters Vermessungswesen Seit 1980 arbeitet unter der Federführung von HOLGER KOCH ein kleiner Stamm an Mitarbeitern an der Herstellung von 3 D-Animationen ganzer Höhlensysteme. Hierfür wird schon seit ca. 1980 ein eigenständiges Programm programmiert und immer wieder den neuen technischen Möglichkeiten angeglichen (vergl. FRICKE 1988). Die Qualität und Ausdrucksstärke dieser Animationsbilder gibt ein Abdruck eines Harzer Höhlensystems im HB-Bildatlas 1997 auf Seite 42 wieder. Erstellt wurden diese Bilder mit einem Amiga Grafikcomputer (Typ 4000). Die Messdaten werden überwiegend mit dem eigens hierfür programmierten Amiga-Speleo-Programm aufbereitet. Anschließend werden die Daten in ein professionelles Vermessungsprogramm (Geograf) transferiert und auf einem Trommelplotter ausgeplottet. Geplottet werden aber nur die Polygonzüge, die Messpunkte mit Nummer und die Koordinatengitter. Alle Umrisse und Inventarzeichnungen erfolgen, obwohl dies auch auf dem Rechner möglich ist, in manueller Zeichenarbeit von Hand, damit auch der „künstlerische und kreative“ Aspekt nicht gänzlich der EDV zum Opfer fällt. Mitunter entstanden so ganze Höhlenatlanten, wie z.B. der Atlas des Eisensteinstollen-Höhlensystems mit über 130 Einzelzeichnungen auf Teilblättern im Maßstab 1:100, oder der Atlas der Segeberger Kalkberghöhle und der Atlas der Baumannshöhle mit jeweils einer Vielzahl von Einzelzeichnungen und Übersichtsplänen in den Maßstäben 1: 100 bis 1: 2000. Seit ca. drei Jahren erfolgt die Vermessung und Kartierung der Hermannshöhle in Rübeland im Maßstab 1: 100 und bis 1: 1000. Dank für die Mitarbeit am Manuskript Literatur (chronologisch)
Autorenanschrift: Wir danken der Schriftleitung der Mitteilungen des Verbandes deutscher Höhlen- und Karstforscher für die freundliche Genehmigung, diesen Beitrag ebenfalls veröffentlichen zu dürfen. Weiterer Nachdruck oder Veröffentlichung bzw. Verbreitung in anderen elektronischen Medien nur mit schriftlicher Genehmigung der Schriftleitung. |