in die Geologie, Morphologie und Hydrogeologie des Gipskarstgebietes am südwestlichen Harzrand Von AXEL HERRMANN Mit 1 Tabelle und 2 Abbildungen Das bedeutendste Gipskarstgebiet in der Bundesrepublik Deutschland liegt am südwestlichen und südlichen Harzrande in der Umgebung von Osterode bzw. Walkenried. Hier streicht die gipsführende Zechsteinformation in 2 bis 6 km Breite entlang des Harzrandes aus; infolge besonderer paläogeographischer Bedingungen während der Bildungszeit gelangten hier stellenweise besonders mächtige Sulfatgesteine zur Ablagerung.
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Stratigraphische Gliederung | Unter Tage | Über Tage | Mächtigkeit in m | Wasser- leitvermögen (Verkarstung) | Wasser- beschaffenheit | Eignung für Wasser- erschließungen |
Untererer Buntsandstein |
Zechstein 4 (Aller-Serie) | Übergangsschichten Grenzanhydrit Aller-Steinsalz Pegmatitanhydrit Roter Salzton | (Obere Letten) | 10 - 12 1 20 - 30 1 8 - 10 | gering | mittelhart | nicht geeignet |
Zechstein 3 (Leine-Serie) | Leine-Salze Hauptanhydrit Plattendolomit | - Hauptanhydrit (vergipst) Plattendolomit Grauer Salzton | 20 - 50 35 - 70 3 - 12 | gut bis sehr gut gut | extrem hart bis hart hart hart | nicht geeignet bedingt geeignet |
Zechstein 2 (Staßfurt-Serie) | Kaliflöz „Staßfurt“ Staßfurt-Steinsalz Basalanhydrit Hauptdolomit | - - Basalanhydrit (vergipst) Hauptdolomit Braunroter Salzton | 0 - 8 0 - 50 0 - 25 10 - 45 | gut gut | extrem hart | nicht geeignet geeignet |
Zechstein 1 (Werra-Serie) | Werra-Anhydrit Zechsteinkalk konglomerat | Werra-Anhydrit (vergipst) Zechsteinkalk kupferschiefer Zechstein- konglomerat | 0 - 200 0 - 15 0 - 3 | gut bis sehr gut gut bis sehr gut gering | extrem hart bis sehr hart hart mittelhart mittelhart | nicht geeignet geeignet nicht geeignet |
Gefaltetes Paläozoikum bzw. Rotliegendes |
Abb. 1 Vereinfachter Schnitt durch die Sulfathorizonte des Zechsteins am süd- Man sieht, daß die beiden genannten Gipskarstareale mit den größten Sulfatmächtigkeiten auf den beiden Hängen des zechsteinzeitlichen Untiefenbereiches zusammenfallen, d.h. im Verbreitungsgebiet der sog. „Sulfatwälle“ des Zechsteins zur Ausbildung kamen. Nur hier waren Mächtigkeit und Ausstrichbreite bzw. -höhe groß genug, um Karsterscheinungen in nennenswertem Umfang entstehen zu lassen.
Ausgewählte Querprofile durch die vier genannten Landschaftsräume vermitteln einen grundsätzlichen Einblick in deren geologischen Aufbau und geben Auskunft darüber, wo und in welcher Form die geologischen Voraussetzungen für die Ausbildung eines Gipskarstes gegeben sind (s. Abb. 2). Ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal zwischen Kalkkarst und Gipskarst besteht darin, daß sich die Ausbildung von Karstphänomenen im Gips auf die durch den Einfluß von Tageswässern vergipsten oberflächennahen Teile des in der Tiefe als Anhydritgestein vorliegenden Sulfatgesteins beschränken muß, während im Kalkgestein der gesamte Schichtkomplex verkarstungsfähig ist (so die schwarzen Flächen in den Schnitten auf Abb. 2 = vergipster Anteil des Sulfatgesteins. Abb. 2 Geologische Schnitte durch das Gipskarstgebiet am südwestlichen Harzrand. Gleichzeitig erhellt daraus, daß außer der Auslaugung auch die Vergipsung als Faktor für die morphologische Formengestaltung einer Gipskarstlandschaft in die Darstellung einbezogen werden muß.
Ihre Entstehung verdanken diese Großformen offensichtlich einer ungleichmäßigen Einwirkung der im gut geklüfteten und plattig-bankigen Dolomitgesteins-Überlager auf bestimmten Stelen konzentrierten Tageswässer. Hat die Dolomitdecke eine größere Mächtigkeit (ca. 15 m), so erreicht der über der Hohlform im Gipsgestein sich bildende Nachbruch der hangenden Dolomitschichten im allgemeinen nicht mehr die Erdoberfläche; es bilden sich durch Nachsacken von mehr oder weniger im Schichtverband bleibenden Dolomitbänken flach schüsselförmige Erdfälle (s. Bild 18 in A. HERRMANN 1964). Bei diesen Vorgängen kann eine Entstehung durch Hohlraumbildungen im Gipsgestein mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden, da die Hauptmasse des unter dem Dolomitgestein lagernden Sulfatgestein des Werra-Anhydrits noch als Anhydrit vorliegt. Entstehen solche Erdfälle jedoch in kalkigen, tonigen oder geröllführenden Deckschichten in den wesentlich tiefgreifender vergipsten jüngeren Sulfathorizonten des Basalanhydrits bzw. des Hauptanhydrits, so kann gewöhnlich nicht entschieden werden, ob dieses auf oberflächliche Lösungsvorgänge oder solche im Gipsgestein selbst zurückgehen. Beide Arten der Auslaugung führen im bedeckten Gipskarst in den allermeisten Fällen zu den gleichen trichterförmigen Erdfallformen im Deckgebirge (s. Bild 17 in A. HERRMANN 1964). Kommt es jedoch im unbedeckten Gipsgestein zu größerer unterirdischer Hohlraumbildung und brechen diese ursprünglich im Schwankungsbereich des Karstwasser(spiegel)s entstandenen Laughöhlen schließlich zutage nach (s. Abb. 4 in A. HERRMANN 1967), so resultiert in den meisten Fällen eine sehr steilwandige, oft nach unten divergierende Erdfallform erheblicher Größe, die häufig noch einen Teich in ihrem Zentrum aufweist (s. Bild 6 in A. HERRMANN 1964). Diese steilwandigen Erdfälle bleiben im relativ standfesten Gipsgestein über lange Zeiträume erhalten, so daß ein unmittelbarer Rückschluß auf ihre Entstehungsart möglich erscheint. Neben diesen Grundformen der Verkarstung im Gipsgestein bzw. den zugeordneten Hohlformen in deren Deckschichten sind an der morphologischen Ausgestaltung einer Gipskarstlandschaft vor allem im Übergang zu geschlossener Überdeckung durch nicht oder weniger auslaugungsfähige Gesteine nicht selten klein- bis großbuckelige Hügelformen zu beobachten, die oft recht unvermittelt dem Gipsgestein auflagern. Hierfür kommen zwei Entstehungsarten in Betracht:
Die hydrogeologischen Gegebenheiten am südwestlichen Harzrande sind durch den Gegensatz von drei Gesteinskomplexen bestimmt. Das paläozoische Harzgebirge besteht vorwiegend aus gefalteten Schichten. Diesen allmählich nach Süden abtauchenden Gesteinen lagert sich die generell schwach nach Süden einfallende Schichtenfolge des Zechsteins und noch weiter südlich die des Buntsandsteins auf. Der tiefere Untergrund im südlichen Harz besteht überwiegend aus Schiefern, Grauwacken, Kieselschiefern und Quarziten, untergeordnet auch Kalken des Paläozoikums, welche in der Karbonzeit gefaltet und in SW-NO streichende Falten gelegt worden sind. Diese alten Gesteine sind so verfestigt, das sie praktisch keinen Porenhohlraum mehr besitzen. Sie sind jedoch von Klüften und Störungszonen durchsetzt und können daher im hydrologischen Sinne als ein einheitlicher, schwachklüftiger Felskörper, der oberflächlich und in einzelnen Zonen auch stärkere Klüftung zeigt, betrachtet werden. Innerhalb des gefalteten Paläozoikums lassen sich durch Bohrungen im allgemeinen Wässer nur an einzelnen Stellen erschließen, und zwar in einer Größenordnung von etwa 3 bis 10 m³/h, günstigenfalls bis zu 15 m³/h. Die in Harzgesteine eingeschnittenen Täler - insbesondere die Haupttäler der Oder, Sieber und Söse - sind mit sandig-lehmigen Schottern, die 2 bis 10 m mächtig werden, erfüllt. Aus diesen Schottern sind örtlich Wassermengen bis 30 m³/h je Brunnen erschließbar. Am süd(west)lichen Harzrande folgt - wie schon erwähnt - über dem gefalteten Paläozoikum die nur schwach nach Süden bzw. Südwesten einfallende Schichtenfolge des Zechsteins, die ihrerseits vom Unteren Buntsandstein überlagert wird. Der Untere Buntsandstein besteht aus roten und grünen Tongesteinen mit Sandsteinbänken und ist nur in geringem Maße zur Wassererschließung geeignet. In den Gipsen und Karbonaten der Zechsteinformation haben sich z.T. bedeutende Auslaugungsvorgänge abgespielt. Durch Einsturz des hangenden Gebirges in die entstandenen Hohlräume erfolgte eine weitgehende Zerstückelung der Schichten in zahlreiche durch mehr oder weniger breite Spaltenzonen getrennte Schollen. Die Spalten wurden durch den Lösungsvorgang des Grundwassers zu „Kanälen“ vergrößert und schließlich entstand ein weitverzweigtes System unterirdischer Wasserzüge am süd(west)lichen Harzrande. Die Hauptlinien dieses Systems sind über Tage durch dichte Reihen von Erdfällen erkennbar; in dieser Region sind mehr als 80 Höhlen sowie zahlreiche Ponore und Karstquellen (u.a. Rhumequelle) bekannt. Tabelle 1 gibt eine Übersicht über das Wasserleitvermögen, die Wasserbeschaffenheit und über die Eignung der verschiedenen Zechsteinschichten für Wassererschließungen. Dazu sei ergänzend noch folgendes bemerkt: Entsprechend dem Aufbau des Zechsteins aus besser und schlechter durchlässigen Schichten sind mehrere Grundwasserstockwerke möglich und z.T. auch ausgebildet. Örtlich bestehen jedoch - aufgrund von Faziesunterschieden, Auslaugungsverbrüchen und auch tektonischen Gegebenheiten - zwischen diesen Stockwerken hydraulische Verbindungen. Zum Teil ist daher im Bereich des Zechsteins nur e i n Grundwasserkörper ausgebildet, der alle durchlässigen Schichten umfaßt. Der Grundwasserspiegel ist generell auf die Hauptvorfluter (wie Oder, Rhume, Sieber, Söse, Steina und Uffe) eingestellt. Infolge der komplizierten hydraulischen Verhältnisse in den Verkarsteten Gips- und Karbonatschichten können die Grundwasserspiegel auf geringster Distanz ganz verschieden hoch liegen und außerordentlich starken Schwankungen in kurzen Zeitabständen unterworfen sein (s. BIESE 1931). Die Zechsteinkalke und -gipse führen in Auslaugungshohlräumen oft beträchtliche Mengen von Karstwasser, welches nach längerer unterirdischer Verweildauer oft eine sehr hohe Kalk- und Gipshärte aufweist; außerdem ist dieses Wasser meist verschmutzt (chemisch und bakteriologisch): in den Karsthohlräumen findet praktisch keine Filterung des Wassers statt. Im Bereich der Auflagerungsfläche des Zechsteins auf das gefaltete (schwer durchlässige) Paläozoikums besteht eine gewisse Möglichkeit, hygienisch einwandfreies Wasser - örtlich auch in größerer Menge - mittels Brunnen aus dem Zechsteinkalk oder den Karbonaten des Zechstein 1 und 2 zu erschließen. Voraussetzung ist: hinreichend großes Einzugsgebiet, nicht zu lange Verweildauer des Wassers im Untergrund, Bewaldung bzw. schwach oder gar nicht gedüngtes Einzugsgebiet. Die genannten Kalksteine und Dolomite sind teilweise von geringmächtigen Tonsteinen unter- und/oder überlagert. Darüber bzw. darunter liegen Gips- und Anhydritgesteine. Daraus ergibt sich die Hauptschwierigkeit bei Wasserschließungen aus den Kalken und Dolomiten. Die über- und unterlagernden Tonsteinschichten sind nicht überall und oft nur unvollständig wasserundurchlässig. Außerdem können den Karbonatgesteinen über die Brunnenbohrungen aus den Gips- und Anhydritschichten stark mineralisierte Wässer zusitzen. der Abdichtung der Brunnen gegen den Zufluß solcher Wässer muß daher größte Aufmerksamkeit geschenkt werden. Erfolgreiche Wassererschließungen aus Zechsteinkarbonaten mittels Bohrbrunnen haben die Städte Bad Lauterberg, Bad Sachsa und Seesen sowie die Gemeinde Pöhlde durchgeführt. Die Brunnentiefen liegen zwischen 30 m und 150 m, die Ergiebigkeiten schwanken zwischen 20 m³/h und 70 m³/h je Brunnen. Schrifttum:
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