Das Harzgebirge in besonderer Beziehung auf Natur- und Gewerbskunde geschildert Ein Handbuch für Reisende und Alle, die das Gebirge näher kennen zu lernen wünschen, mit Nachweisungen über Naturschönheitenvon Dr. Christian Zimmermann, 1834 Seite 42-51 |
| | §. 9. Höhlen und Fundorte von Knochen urwelt- | licher Thiere | Anhangweise wollen wir bei der Beschreibung der Ober- | fläche unseres Gebirges die Höhlen, die doch im gewissem | Sinne als Fortsetzungen der Oberfläche betrachtet werden | dürfen, nicht unerwähnt lassen. Im Harzgebirge selbst sind | nur in dem Übergangskalke oder Bergkalke, auch Eisenkalk- | gebirge genannt, Höhlen befindlich, und merkwürdig ist in | dieser Hinsicht die Gegend von Elbingerode und Rübeland. | Die berühmte Baumannshöhle und die Bielshöhle sind | bekannt genug. Außer ihnen giebt es dort ohne Zweifel noch | andere nicht zugängliche, und sie zu öffnen, um die noch | unverletzte unterirdische Natur zu beobachten, würde zu neuen | Entdeckungen führen können, wie die Eröffnung der Grotte | von Kirkdale in Yorkshire. *) | Die Baumannshöhle liegt in einem schwarzen und bunt- | en Kalksteine und gehört zu den Tropfsteinhöhlen. Das in | sie von Tage herein durchsickernde Wasser hat kohlensauren | Kalk aufgelöst, der sich in der Höhle wieder absetzt und die | Stalactiten erzeugt, die das Innere derselben in mannigfal- |
| *) Berzelius Jahresbericht; übers. von Wöhler. Jahrg. IV. p. 219 |
| | tigen Formen überkleiden. Diese Tropstein- oder Sinter- | bildung führt unmittelbar zu der Vermuthung, daß die Höhle | selbst durch sehr allmählige Wirkung des Wassers, durch Aus- | waschungen, gebildet seyn können. Lasius setzt dabei noch | Zusammenstürzung und Wiedergegeneinanderstellung mächti- | ger Blöcke voraus. Um jedoch jene Annahme zu begründen, | müßte nachgewiesen werden, weshalb vorhin Auflösung statt | fand, wo jetzt Niederschläge entstehen. | Viel wahrscheinlicher ist die Meinung, daß die Höhlen | durch Aufblähung entstanden, wovon ja der dolomitische | Blasenkalk des älteren Flötzgebirges so augenscheinliche Bei- | spiele giebt. Übrigens bleibt die Baumannshöhle immer ein | großes Beispiel, wie offene Räume im Gebirge durch Ein- | saiung von Oben ausgefüllt werden; denn das leidet keinen | Zweifel, daß diese Höhle, wie andere kleine Räume, durch | fortwährende Absetzung des Tropfsteins an den Wänden mehr | und mehr ausgefüllt wird, indem sich aus dem verdunstenden | Wasser eine Schicht über der andern anlegt. | Wen sollte dieser ganz augenscheinliche Vorgang nicht | veranlassen, die Ausfüllung der Blasenräume im Mandel- | steine und mancher Gangräume durch einen ähnlichen Vor- | gang zu erklären. Für die Geologie wird es immer ein | nahe liegender Grundsatz bleiben, aus den Bildungsarten | die noch lebend und thätig sind, wenigstens die Entstehung | der Form des vorlängst Gebildeten zu erklären. So augen- | scheinlich die Tropfsteinbildung schon viele Jahre fortdauert: | so ist es doch zu gewagt, darauf Schlüsse über das Alter | der Erde zu gründen. Man hat annehmen wollen, daß sich | in der Baumannshöhle 20,000 Absätze übereinander fänden, | und zur Entstehung eines jeden etwa der Zeitraum eines | Jahres erforderlich sey. Auf diese Weise wäre ein zwanzig- | tausendjähriges Alter der Erde durch die Baumannshöhle | darzuthun, wenn die Voraussetzung ihre Richtigkeit hätte. *) |
| *) Kant physikalische Erdbeschreibung, Mainz und Hamburg 1803. | Bd. II. Abth. 2. p. 192. |
| | Eine große Merkwürdigkeit der Baumannshöhle, wie | vieler ähnlicher Höhlen, sind die Thierknochen, die sich darin be- | finden. Die aus der Baumannshöhle bekannten gehören | besonders der Bärengattung an, und vorzüglich sind die Kno- | chen des Höhlenbären daher bekannt; auch Zähne der Hyäne | haben sich gefunden. Das Darmstädter Museum besitzt, nach | Cuvier, Ochsenknochen aus der Baumannshöhle. Im hintern | weniger besuchten Theile der Höhle mögen sich wohl noch | Knochen finden, die ihr wirklich angehören. Es sollen aber | auch manche hinein getragen worden seyn, um sie nachher | darin zu finden. | Von der Form der Höhle eine deutliche Vorstellung durch | Beschreibung hervorzubringen, ist unthunlich. Sie besteht | aus größeren kellerartigen Räumen, die zum Theil durch | engere horizontale und geneigte Gänge miteinander verbun- | den sind. Die Phantasie stellt sich unermeßliche Abgründe | vor, wenn sie gewöhnlich spärliche Erleuchtung die oft nahen | begränzenden Felswände nicht wahrnehmen läßt. Eine Ab- | bildung davon hat Leibnitz mitgetheilt. *) Ihr Eingang liegt | 136 Fuß über der Sohle des Bodethals und sie besteht aus | sechs Abtheilungen, die zusammen 758 Braunschweigische Fuß | horizontale Länge haben. **) | Die Bielshöhle zeigt ähnliche Beschaffenheit, wie die | Baumannshöhle. Das Pillekenloch bei der Rothenhütte ist | hier auch noch zu nennen. | Von anderer Beschaffenheit sind wenigstens die Ansehung | des Gesteins, worin sie liegen, die dicht vor dem Harzrande | bekannten Höhlen, die theils dem blasigen dolomitischen alten | Flötzkalke, theils dem von Kalkstein umschlossenen älteren | Gipse angehören, wie die Einhornhöhle bei Scharzfels, das | Weingartenloch bei Nixey, die Jettenhöhle bei Düna, die | Kelle bei Ellrich, die Heimkehle bei Rottleberode, das Diebs- |
| *) Protogaea p. 97. Pl. I. | **) Gottschalks Taschenbuch für Reisende in den Harz. 3te Auflage. | Magdeburg 1823. p. 312. |
| | loch bei Uftrungen, die höchst merkwürdigen Kalkschlotten | in der Nähe von Wimmelburg bei Eisleben und mehrere An- | dere. Sie sind keine Tropfsteinhöhlen im gewöhnlichen Sinne | und am wenigsten finden sich Einsinterungen in den Gips- | höhlen. Die Einhornshöhle im blasigen Flözkalke, etwa 340 | bis 350 Schritte lang, gehört übrigens zu den merkwürdig- | sten Knochenhöhlen. Eine nähere Beschreibung davon hat | Herr Dr. Jordan gegeben, so wie auch von der nahe dabei | gelegenen Steinkapelle oder Scharzfelder Einsiedelei, die wahr- | scheinlich aus einer kleineren ähnlichen Höhle gebildet ist. *) | Die in der Einhornhöhle gefundenen Ueberreste urweltlicher | Thiere rühren von Bären, Hyänen, Tiger und Löwen her. | Sömmering **) hat namentlich nachgewiesen, daß das | Stück eines Schädels aus der Scharzfelder Höhle, welches | schon Leibniz hat abbilden lassen und das sich noch im Göt- | tinger Museum aufbewahrt findet, ganz mit dem Schädel | eines Löwen mittlerer Größe übereinkomme. Die Knochen | finden sich in Schalen von Kalksinter, die sich auf den Bo- | den ausgesetzt haben und sind nur dadurch verändert, daß | ihnen das Fett der Markröhre und die glutinöse Materie ent- | zogen ist. Wahrscheinlich hat von den Knochen die Höhle | den Namen, indem man glaubte, daß diese von dem fabel- | haften Thiere, dem Einhorn, herrührten. Nashornknochen | sollen nach Hollmann darin vorgekommen seyn, und daß er | diese Knochen gut gekannt hat, bezeugt Cuvier †) in Ansehung | der zwischen Herzberg und Osterode gefundenen, die dem | Rhinoceros mit knöcherner Nasescheidewand angehören. | Aehnlich, wie in solchen eigentlichen Höhlen, kommen | Knochen urweltlicher Thiere in Gipsschlotten vor, die oft | nur Spalten im Gesteine und mit Lehm ausgefüllt sind. Es | ist hier nicht der Ort, das Vorkommen der fossilen Knochen |
| *) Chemische und mineralogische Beobachtungen. S. 123 bis 135. | **) Große, Magazin für die Naturgeschichte des Menschen. Thl. III. | H. 1. Nr. 3. p. 60. | †) Recherches sur les ossemens fossiles IV. p. 449. |
| | in der Nähe des Harzes vollständig nachzuweisen; aber die | Bermerkung, daß sie nicht nur in eigentlichen Höhlen, sondern | auch, wie oben bezeichnet, zwischen Gips liegen, dürfen wir | wohl hier annehmen. Besonders ist für dieses Vorkommen | der Kreiselsberg bei Rottleberode in neuerer Zeitmerk würdig | geworden. | Herr Bergmedicus Dr. Mehlis hier, zu Clausthal, hat | mehrere dort gefundene Knochen bestimmt und nach seinen | Mittheilungen ist daselbst vorgekommen: | I. Vom Rhinoceros tichorhinus Cuv: | a) Die untere Kinnlade mit den vollkommenen Backen- | zähnen; gefunden beim Gipsbrechen 1824 in einer Spalte, | etwa 50 Fuß unter der Oberfläche des Berges. Es sind nur | 6 Backenzähne vorhanden und haben niemals mehr im Kiefer | gesessen. Wahrscheinlich hat das Thier Schneidezähne besessen. | b) Ein einzelner Backenzahn, gleichfalls daselbst 1824 | gefunden. Es scheint der vorletzte der rechten Seite zu seyn, | und paßt ziemlich gut auf den vorletzten rechten unteren | Backenzahn in der bereits angegebenen Kinnlade. | c) Fünf einzelne untere Backenzähne, welche mit denen | in der Kinnlade stehenden übereinstimmen. | d) Ein linkes os humeri, woran die obere Epiphysis | abgebrochen. Dieser Knochen stimmt sehr genau mit der von | Cuvier wiederholten Hollmanschen Abbildung eines bei Scharz- | fels gefundenen Schulterknochens überein. | e) Ein Fragment des rechten Schulterbeins. | f) Eine linke tibia, ganz vollständig und zugleich mit | dem os humeri gefunden. | II. Vom Auerochsen (bos primigenius Boiani): | a) Der Knochenkern eines Horns. Es verdient bemerkt | zu werden, daß dieses Horn neben dem Nashornknochen ge- | funden und zugleich mit anderen Knochen eines Ochsen, die | ihrer Stärke nach das Mittel halten zwischen denen des ge- | meinen Ochsen und denen des Büffels. |
| | b) Ein os metatarsi sinistri, ganz vollständig, und | c) ein rechter Radius, wovon der untere Gelenkkopf | abgebrochen. | III. Wahrscheinlich von dem urweltlichen Hirsche mit rie- | senförmigem Geweihe, ähnlich dem des Elenn, zwei Enden | eines Geweihes. | IV. Vom equus fossilis, ein vollständiges os meta- | carpi, sehr ähnlich dem vom gewöhnlichen jetzt lebenden | Pferde. | Von sehr beträchtlicher Ausdehnung sind die oben schon | erwähnten, unter dem Namen Kalkschlotten bekannten, | zum Theil mit Wasser angefüllten Höhlen des Gipses, in der | Nähe von Wimmelburg bei Eisleben, wovon Herr Bergrath | Freiesleben eine ausführlihe Beschreibung *) gegeben hat. | Sie wurden zum Theil mit Wasser gefüllt getroffen und durch | bergmännische Arbeiten in beträchtlicher Tiefe 40 bis 50 Lach- | ter unter der Erdoberfläche geöffnet. Noch jetzt steht Wasser | in ihnen, das bald fällt, bald steigt. Herr Freiesleben | sagt, daß die ganze Form der Höhlen und besonders auch | die Beschaffenheit ihrer Wände auf Entstehung durch allmäh- | lige Auswaschung hindeute. Der Gips wurde leichter aus- | gewaschen, als der Stinkstein, und bei der ersten Eröffnung | solcher Höhlen fand man dünne Stinksteinschichten, Spinn- | weben ähnlich, freischwebend, die bei der leisesten Berührung | in Asche zerfielen. Bemerkenswerth erscheint es noch, daß | manche Gänge solcher Schlotten durch aufwärts gehende Brüche | endigen. Daraus wird der Zusammenhang solcher unterirdi- | schen Auswaschungen mit den Erdfällen augenscheinlich. Nächst | den Wimmelburger Schlotten verdienen die bei Helbra noch | Erwähnung, und mehrere solcher Schlottenzüge, welche das | den Harz umziehende Gipsgebirge enthält. Manche solcher | Züge mögen wieder mit einander, so wie auch, wie schon | angedeutet, mit Erdfällen und selbst größeren Landseen in | Verbindung stehen. |
| *) Geognostischer Beitrag zur Kenntniß des Kupferschiefergebirgs. | Thl. II. p. 160. |
| | § 10. Erdfälle | Diese Vertiefungen, welche man auf sonst ebenen oder | auch wenig abschüssigen Flächen findet, gehören vorzüglich | dem Gipsgebirge an und in Form und Größe sind sie sehr | abwechselnd. Bald erscheinen sie als mehr senkrechte Löcher | und kraterförmige Vertiefungen von mehreren Klaftern Tiefe | bei geringer Weite, bald als kessel- und trichterförmige Ein- | senkungen, bald als längliche, sanfte, sich thalähnlich fort- | ziehende Bassins; theils mit Wasser gefüllt, theils trocken. | Sie sind aus Einsenkungen von Tage nieder entstanden und | entstehen noch immer. Daß ihre Bildung mit den unterirdi- | schen Höhlen zusammenhänge, ist von jeher angenommen | worden. Weniger hat das Zusammenbrechen alter blasenar- | tiger Höhlen im Kalke zu ihrer Enstehung Veranlassung ge- | geben. Viel häufiger mag der Fall seyn, daß neuere Aus- | waschungen im Gipse davon der nächste Grund sind. Denn | wenn wir auch bei den Höhlen im Uebergangskalke und im | dolomitischen Zechsteine nicht an solche Auswaschungen füglich | denken können: so sind sie doch im Gipse durch Auflösung | von Steinsalzstöcken und die schon angeführte Bildung der | Gipsschlotten augenscheinlich. *) Man hat zwar die Bildung | der Salzquellen auch durch andere chemische Processe als den | der bloßen Auflösung des Steinsalzes erklären wollen; **) | wo aber die einfache Erklärung ausreicht, wird die künst- | lichere unbeachtet bleiben dürfen. Nichts kann leicht mehr | die einfache Erklärung von der Entstehung der Salz- | quellen und damit auch der Schlotten und Erdfälle im | Gipse bestätigen, als die Borlachschen vor mehr als hundert | Jahren ausgeführten Arbeiten zur Auffindung von Salz- | quellen im Herzogthum Sachsen und die 105 Jahre später- | bei Buffleben durch Herrn Glenke erfolgte Erbohrung von | Steinsalz. †) Bei den Dolinen zu Artern und Franken- |
| *) Freiesleben a. a. O. Thl. II. p 208. | **) Keferstein's Teutschland. Bd. V. H. 1. | †) Geschichtlich-technologische Mittheilungen über das königl. Preu- | ßische, im Herzogthum Sachsen belegene Salzwerk zu Dörrenberg. |
| | hausen; besonders bei letzterer ist der Sohlborn nichts anders | als ein Erdfall von zudringender Salzsohle gefüllt. *) | Ausführliche Nachschweifungen über die Erdfälle und See- | löcher giebt Herr Freiesleben, **) und auf seine gründlichen | Beschreibungen müssen wir diejenigen unserer Leser verweisen, | welche sich näher über diesen Gegenstand unterrichten wollen. | Wir bemerken hier nur noch, daß in der Nähe des Har- | zes, d. h. unmittelbar an seinem Rande, sich zweierlei Erd- | fälle unterscheiden lassen. Nämlich 1) die größeren, im äl- | teren Gipse und vorzüglich in den großen Graben, die zwi- | schen den Gipswällen und dem Gebirgsfuße hinziehen. Die | Teufelsbäder zwischen Osterode und Herzberg, die am Wege | von da nach Scharzfeld und besonders mehrere beträchtliche | Kessel zwischen Scharzfels und Pöhlde, wie der Weinsee, | das schwarze Loch und andere; ferner die mit Wasser ge- | füllten in der Gegend von Walkenried gehören zu dieser | Art; desgleichen auch die trockenen zwischen Osterode und | Dorste, die schon zum Theil geringeren Umfang haben. Manche | besitzen beträchtliche Tiefe, doch fehlt es auch nicht an Ueber- | treibungen bei den Angaben darüber. So wurde behauptet, | daß bei dem im Jahre 1825 den 29sten Juli Nachmit- | tags 4 ¼ Uhr im Amte Scharzfels bei Barbis im soge- | nannten Königshagen entstandenen Erdfalle das Aufschla- | gen eines hineingeworfenen Steines erst nach Verlauf einer | völligen Minute gehört werde. †) Bei der Annahme, daß | die Verzögerung des Falls bei dichterer Luft und die Be- | schleunigung der Fortbewegung des Schalls sich aufheben | möchten, ergiebt eine nicht schwierige Rechnung, daß, wenn | jene Angabe richtig wäre, die Tiefe mehr als 22,700 Fuß |
| Von Salineninspector Bischof. (Karstens Archiv für Bergbau | und Hüttenwesen. Bd. XX. H. 1. p. 3. | *) Freiesleben a. a. O. Th. II. p. 213. | **) a. a. O. Th. II. p. 192. | †) Gemeinnützige Blätter für das Königreich Hannover, herausg. | von Schläger. Jahrg. 1825, Heft 17, Nr. 66. p. 137. |
| | betragen würde. *) An eine so große Tiefe möchte wohl | Niemand glauben, denn sie überträfe die Höhe des Brockens | über dem Meere um mehr als das Sechsfache und die Höhe | des Chimboraço um einige Tausend Fuß. Ein anderer Be- | obachter hat schon nach einer halben Minute das letzte Auf- | schlagen gehört, nachdem der Stein vorher oft angestoßen | hatte. Jetzt ist dieser Erdfall nicht mehr unabsehbar tief. | Der unter geschlossene Trichter ist mit Wasser gefüllt. Die | Höhle, welche der Schieferdecker, **) der sich hinein gelassen | hat, gesehen haben will, kann also nicht sehr tief ge- | wesen seyn, da sobald durch das nachrollende Gebirge der | trichterförmige Eingang zu ihr verstopft worden ist. Daß | dieser Erdfall zu der ersten Art gehört, leidet keinen Zweifel. | Er liegt im älteren Gipse, jedoch schon ½ Stunde vom Harz- | gebirge entfernt, auf der Grenze des bunten Sandsteins, | welcher in dem nahen Hohlwege in schwachen Schichten an- | steht. Zwischen den Gipsfelsen im Erdfalle selbst zeigen sich | einige sand- und mergelartige Schichten. Das sonst in der | Nähe ein Salzwerk bei dem im Bauernkriege zerstörten Dorfe | Königshagen gelegen haben soll, verdient gar sehr beachtet | zu werden; und wenn auch der mit Salzkrystallen gemengte | Gips von Thiede nicht zu dieser Formation gehört, der Lüne- | burger Salzgips aber weit vom Harze entfernt ist: so scheint | doch immer die Annahme sehr begründet, daß die Verhält- | nisse, unter welchem anderwärts der Ursprung von Salz- | quellen beobachtet wird, auch in der Nähe des Harzes vor- | mals statt fanden und vielleicht noch statt finden. †) | Die Erdfälle der zweiten Art sind von geringerer Ausdeh- | nung und in der Nähe des Harzes nur da bemerklich, wo das | bunte Thon- und Mergel- oder Keupergebirge mit dem zu ihm | gehörigen Sandsteine und Gipse oder der Muschelkalk unmittel- |
| *) Hannover'sches Magazin. Jahrg. 1826. St. 82. | **) Gemeinnützige Blätter. Jahrg. 1830. Juni. S. 335. | †) Ueber Höhlen und Erdfälle u. in Schlägers gemeinnützigen Blät- | tern. Jahrg. 1826. 2tes Heft, p. 65. |
| | bar an die Grauwacke antritt. es ist dieß augenscheinlich der | Fall zwischen Goslar und Neustadt am nördlichen Harzrande. | Höchst auffallend sind die kleinen Bingen oder trichterförmigen | Vertiefungen, die man am Wege vom Rammelsberge nach der | Ocker ganz in der Nähe der Grauwacke findet und die sich | bis fast nach Neustadt fortziehen. Erst im letzt verflossenen | Winter ist ein neuer solcher Erdfall vor dem Nordberge | nordwestlich von Goslar entstanden. Der sonst so räthsel- | haft Ursprung der Salzquellen bei Harzeburg ganz in der | Nähe der Grauwacke ist es jetzt nicht mehr, nachdem diese | Erdfälle und das Gebirge, worin sie sich finden, näher be- | kannt geworden. Der Sohlschacht selbst ist im Keupermer- | gel abgeteuft *) und erhält seine Zuflüsse von der Seite her, | wohin sich die Erdfälle auf dem Fuße des Gebirges hinziehen. |
| *) Freiesleben, Bemerkungen über das Harzgebirge. Bd. II. S. 59. | Keferstein's Teutschland. Bd. II. S. 485. |
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