Der Südharzer Gipskarst

Die Rhumequelle ist eine der größten Quellen Europas und gehört zu den Karstquellen. Südlich des Harzes erstreckt sich in einem mehrere Kilometer breiten Gürtel das Südlharzer Gipskarstgebiet, dieses Naturschutzgebiet ist einmalig in Mitteleuropa.

Hier stoßen Gips und Dolomit an die Erdoberfläche. Diese Gesteine wurden vor ca. 250 Mio. Jahren in der Zeit des Zechsteins am Grund des damaligen sog. Zechsteinmeers abgelagert. An einigen Stellen, z.B. dem Römerstein bei Nüxei und dem Sachsenstein bei Walkenried, sind die weißen Felswände in der Landschaft gut sichtbar. Die Karstgesteine Gips und Dolomit setzen sich südlich bis zum Rotenberg fort. Der Höhenzug des Rotenberges ist aus einem ganz anderen Gestein, dem Buntsandstein aufgebaut.

Gips und Dolomit sind gut wasserlöslich. Regenwasser, das versickert hat deshalb im Laufe von Jahrtausenden viele Hohlräume ausgewaschen, die sich ähnlich wie die Löcher in einem Käse im Untergrund zwischen Harz und Rotenberg befinden. Durch dieses weit verzweigte System von Höhlen und Gängen, die miteinander verbunden sind, kann Wasser im verkarsteten Zechstein über weite Strecken unterirdisch fließen. In der Rhumequelle tritt das Wasser dann wieder an die Oberfläche.

Der Weg des Wassers zur Rhumequelle

Der Wasserzufluß zur Rhumequelle
Versickerungsgebiete
Mittlerer Jahreszufluß zur Rhumequelle
in Mio.m2
in %
Sieber
18,8
30,4
Beber / Oder
30,2
49,0
Oder
10,4
16,8
Eigenanteil
2,3
3,8
Insgesamt
61,7
100
Quelle: verändert nach HARTWIG, A. (1991): Mitteilungen Arbeitsgemeinschaft für Karstkunde Harz e.V. Heft 1 S. 39

 

Die Fließwege des Wassers zur Rhumequelle

Eine Karstquelle zeichnet sich dadurch aus, daß ihr nur ein kleiner Teil des Quellwassers aus dem oberirdischen Einzugsgebiet zufließt. Der weitaus größere Teil der Schüttung stammt aus den unterirdischen Zuflüssen durch das Karstgestein.

So bezieht auch die Rhumequelle nur etwa 4% ihres Quellwasser aus dem oberirdischen Einzugsgebiet, der größte Teil stammt aus dem Zechsteingürtel südlich des Harzes von den Flüssen Beber, Oder und Sieber.

Wenn die wasserreichen Harzflüsse Oder und Sieber in das Harzvorland eintreten, verlieren sie einen Teil ihres Wasser durch Versickerung und füllen so die unterirdischen Hohlräume in den verkarsteten Gips- und Dolomitschichten. Bevor die Odertalsperre gebaut wurde, versiegte die Oder in Sommern streckenweise oft ganz. Die Rhumequelle hatte aber im Sommer fast die gleiche Schüttung wie im Winter. Das läßt erahnen wie groß die unterirdischen Hohlräume im Südharzer Gipskarstgebiet sein müssen.

Die Rhumequelle ist quasi ein Überlaufventil für diesen unterirdischen Wasserspeicher und das Grundwasser strömt dorthin. Wenn im Untergrund Hohlräume einstürzen, weil die Last des auflagernden Gesteins zu groß ist, können an der Oberfläche Erdfälle entstehen. Anhand von Erdfallreihen kann man die Fließwege des Wassers zur Rhumequelle gut erkennen.

Die Geologie der Rhumequelle

Das Blockbild zeigt die besondere geologische Situation an der Rhumequelle, die dazu geführt hat, daß gerade an dieser Stelle eine so große Quelle entstehen konnte.

Durch den Quelltopf der Rhumequelle verläuft eine geologische Verwerfung. Hier sind die Gesteine im Untergrund vertikal gegeneinander verschoben. Der Buntsandstein ist ca. 120m gegenüber dem Zechstein eingesunken. Das Gestein des Buntsandsteins ist sehr tonhaltig und damit wenig wasserdurchlässig, so daß es wie ein Riegel vor dem Zechstein liegt.

Das Grundwasser, das aus dem Harzvorland durch den Zechstein in großen Mengen zufließt steht unter hohem Druck, denn das Einzugsgebiet liegt ca. 50m bis 80m höher. Dadurch wird das Grundwasser an der geologischen Störung mit großer Kraft an die Erdoberfläche gedrückt.

In der Rhumequelle gibt es außer der Hauptquelle auch noch zahlreiche Nebenquellen. Der größte Teil des Quellwassers stammt dabei aber aus dem Hauptquelltopf, der im wesentlichen durch zwei Spalten im Untergrund gespeist wird.

Blockbild der geologischen Situation an der Rhumequelle

Quelle: verändert nach HARTWIG, A. (1991): Mitteilungen Arbeitsgemeinschaft für Karstkunde Harz e.V. Heft 1 S. 49

Die ungewöhnlich große Schüttung der Rhumequelle hat bei den Wissenschaftlern bereits sehr früh die Vermutung geweckt, daß der größte Teil des Wassers aus dem Harzvorland stammen muß.

Um die Fließwege des Wasser zu erforschen, hat man schon 1913 Tracerversuche unternommen. Dazu wurden in die Flüsse Oder und Sieber, die ca. 6 bis 9 Kilometer von der Quelle entfernt liegen, Farbstoffe gegeben. Nach etwa 30 Stunden tauchten diese Farbstoffe in der Rhumequelle wieder auf. Damit war bewiesen, daß das Wasser aus Oder und Sieber unterirdisch zur Rhumequelle fließt.

Inzwischen hat man weitere Tracerversuche unternommen, um die hydrologischen Verhältnisse im verkarsteten Zechstein genauer zu erforschen.

Aus diesen Versuchen und der Tatsache, daß sich das Wasser der Haupt- und Nebenquellen im Mineralgehalt etwas unterscheidet, kann man rückschließen, daß es mindestens zwei unterirdische Zuflüsse zur Rhumequelle gibt.

Diese Grundwasserhorizonte liegen in verschieden Tiefen und stehen untereinander nur wenig in Kontakt, so daß sich die unterschiedliche Lösungsfracht in den Quellwässern erklärt.


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