Sigrid Vogel

Sonntagswanderung auf dem Karstwanderweg:
„Stein-Reiche – auf den Spuren einer Schülerexkursion rund um Rodishain mit Geocaching“

Am 22. Juni 2014 fand die Sonntagswanderung auf dem Karstwanderweg „Stein-Reiche – auf den Spuren einer Schülerexkursion rund um Rodishain mit Geocaching“ unter der Führung von Sigrid Vogel und Christoph Sehrt statt. Ausgangspunkt war der „Aufschluss Wolfsmühle“, an dem ein neuer Earth Cache von Nine & Dido zu entdecken war:
http://www.geocaching.com/geocache/GC4G89M_der-harz-im-devon-aufschluss-an-der-wolfsmuhle.
Vorbei an der liebevoll renovierten Kirche von Rodishain, die den Heiligen Philippus und Jacobus dem Jüngeren (Hintergrund Information 1) gewidmet ist, gelangte man hinauf auf die Höhe zum Cacheheben. Später zeigten sich der Nordhang des Alten Stolbergs gegenüber und der Gipsabbau in Rottleberode in der Ferne. Dann führte leichtes Gefälle zum Rädersee (Hintergrundinformation 2) hinunter. Wanderer und Angler lauschten der geologischen und sagenhaften Entstehung des Rädersees.
Begleitet von Holunderduft ging die Wanderung weiter zur Ibergtalsperre und zum Krebsbach (Hintergrundinformation 3). Dort wurde ein weiterer Schatz gehoben und der herrliche Blick auf die Ibergtalsperre genossen.
Entlang dem mäandrierenden Lauf des Krebsbachs an der Nordflanke des Alten Stolbergs ging es vorbei am Müllerteich und einem verschütteten Schluckloch, über die Zwergenbrücke und, den sauberen Picknickplatz würdigend, schließlich über die Schneewittchenbrücke in den Ort Stempeda zur Gipskirche mit ihrem schwebenden Taufengel.
Der letzte Abschnitt der Wanderung führte durch den Ort und durch Felder nord-westlich bis zum „Ferienhotel Wolfsmühle“ mit seinen vielfältigen Erfrischungsmöglichkeiten.

Diese Wanderung ist zur Verstetigung der Schülerexkursion vom 13. Mai 2013 und ihrer Aktivitäten gedacht. Sie dauert ca. 3 Stunden mit kleinen Anstiegen, weiten Ausblicken und leichten Gefällen.




Hintergrundinformation 1

Die Heiligen Philippus und Jakobus der Jüngere1

Lebensdaten:

Geboren und gestorben im 1. Jahrhundert.

Vitae:

Philippus war Fischer in Betsaida am See Genezaret. Bevor Jesus ihn zum Apostel berief, war er ein Jünger Johannes des Täufers. Eng befreundet war Philippus mit dem Apostel Andreas. Nach der Auferstehung Jesu zog Philippus von Jerusalem zurück an den See Genezaret und später weiter nach Phrygien, um das Evangelium zu verkünden. Vermutlich ist er dort auch gestorben.
Jakobus der Jüngere, Sohn einer Schwester Mariens und von Alphäus. Viel mehr über sein Leben ist nicht bekannt, außer, dass er selbst von Jesus zum Apostel berufen wurde. Der Legende nach kam er um, indem man ihn von der Mauer des Tempels stieß und, am Boden liegend mit einer Keule oder Stange erschlug.

Brauchtum:

Der Philippustag, der 1. Mai, gilt in der Landwirtschaft als besonderer Gradmesser für das kommende Wetter. In der Nacht vorher wird in einigen Gegenden (z.B. Schweiz) tolldreister Schabernack getrieben, vgl. Joseph August Eckschlager, Ulrich Zwingli von Zürich, Zürich (Drell, Füßli und Compagnie) 1811, S. 43). 2
Namensbedeutung:

"Philippus" ist griechisch und heißt "Liebhaber der Pferde", die Bedeutung des hebräischen Namens "Jakobus" ist "Gott möge schützen".

Kirchliche Darstellungen:

Philippus wird dargestellt als Apostel mit Kreuz, Buch und Geißel, Jakobus der Jüngere ebenfalls als Apostel, mit einer Stange oder Keule, einen Kranz in den Händen.

Patron:

Philippus ist Patron von Luxemburg sowie von Speyer, Sorrent, Brabant und Philippeville, Jakobus der Jüngere ist Patron von Friesland. Darüber hinaus sind beide gemeinsam Patrone der Hutmacher, Krämer, Walker, Pastetenbäcker, Gerber und Konditoren.

1 Leicht veränderter Text von Thomas Mollen (2004) vgl. auch http://kirchensite.de/index.php?myELEMENT=66338

2 http://books.google.de/books?id=-e9LAAAAYAAJ&pg=PA43&lpg=PA43&dq=Philippustag&source=bl&ots
=es-LlKqEgr&sig=llD5Q0-QoYwqMAKKNSK-VK1-v24&hl=de&sa=X&ei=nGFrVOrGDs3KPdeZgeAO&ved
=0CC0Q6AEwAg#v=onepage&q=Philippustag&f=false




Hintergrundinformationen 2

Der Rädersee1

Südwestlich von Rodishain liegt der etwa 90 Meter lange und ca. 50 Meter breite Rädersee. Das Gewässer wird von einem wenige Meter breiten Baumbestand umgeben. Aus diesem Grund sieht der Standort aus der Ferne wie ein kleines Waldstück aus. Am Rädersee selbst hat man den Eindruck, das Gewässer würde sich am Rande eines Waldes befinden.
Das Ufer des Rädersees fällt recht steil ab. Sie sollten daher beim Betreten des Uferbereichs vorsichtig sein. Kleine, im Wasser aufsteigende Gasbläschen deuten auf Aktivitäten im Untergrund hin.
Der Rädersee entstand auf natürliche Weise, auch wenn die Sage etwas anderes behauptet: Angeblich stand hier einstmals ein Hüttenwerk, welches durch eigentümliche Umstände im Erdboden versunken sei. An seiner Stelle befände sich heute der Rädersee.
Das kleine Gewässer läßt sich leicht von Rodishain aus erreichen. Die letzten Häuser dieser Siedlung befinden sich nur etwa 250 Meter weiter in nordöstlicher Richtung. Auch der Ort Stempeda ist nur rund einen Kilometer vom Rädersee entfernt.
In den heißen Sommermonaten wird der Rädersee vor allem von den Bewohnern der umliegenden Orte als Badestelle genutzt. Für Nichtschwimmer ist ein Aufenthalt im See auf Grund der natürlichen Gegebenheiten nicht zu empfehlen.

Die Sage vom Rädersee2

Eine und eine halbe Stunde von Stolberg, eine halbe Stunde von dem Dorfe Stempeda, oder wie es dort gewöhnlich genannt wird Stempe, soll vor Zeiten ein Hüttenwerk gestanden haben, jetzt steht daselbst ein großer Teich, genannt die Räders-See. Ihr Wasser ist grün, die Fische darin sind ganz mit Moos bewachsen. Von dem Entstehn der See wird Folgendes erzählt: Ein Werkführer in dem Hüttenwerke legte breite Silberplatten zurück und verbarg sie unter die Dielen, so daß er sie ordentlich einlegte. Das that er nur, um das Silber wieder für den Grafen emporzuholen, wenn keins mehr vorhanden wäre. Aber die Magd bemerkte es und verrieth es. Wenn damals ein Bergmann nur Weniges gestohlen hatte, mußte er sterben, und darum wurde der Werkführer in Stolberg auf dem Markte vor dem jetzigen John'schen Gasthofe gerichtet. Dabei nahm er eine Semmel in die Hand und sagte: so rein und unschuldig als die Semmel wäre auch er, und so gewiß er unschuldig gerichtet würde, so gewiß würde das Hüttenwerk in dem Augenblicke untergehen, wo sein Kopf vom Rumpfe flöge, und nicht eher wieder zum Vorschein kommen, als bis drei Grafen geboren wären, von denen jeder der beiden ersten gewisse körperliche Eigenheiten hätte, und der dritte eine Haselruthe fände, die in Einem Schosse sieben Fuß hoch geschossen wäre. Alsdann müßte eine Wanne Goldes angewandt werden, ehe das Hüttenwerk wieder in Gang käme. In dem Augenblicke, wo des Werkführers Kopf fiel, soll in der Hütte ein Mann, (welches die Erscheinung des Werkführers war) gestanden und das Triebrad mit Einer Hand eingehalten haben. Danach ging das ganze Werk unter Wasser, wie es noch jetzt zu sehen ist, und soll von dem versunkenen Räderwerke die Räder-See heißen. Ein Hallore und noch ein anderer Mann sollen hinein getaucht und auf ein Gebäude gestoßen sein, der Hallore auch einen Ring von einem Eimer mit emporgebracht haben, aber selbst für tausend Thaler wollte keiner zum Zweitenmale hinein, denn sie waren unten von Geistern gepeinigt. Der Hallore brachte eine Kachel mit herauf. Was die Ruthe anlangt, so soll sie im alten Stolberg von Graf Josef gefunden, eine Hagedornruthe sein und in der Rüstkammer stehen. Er brauchte nur damit auf das Wasser zu schlagen und Alles hätte in alter Pracht wieder da gestanden.

Hallenser, Halloren, Hallunken

Die ironisch gemeinte Kategorisierung der Einwohner Halles in Hallenser, Halloren und Hallunken (nicht zu verwechseln mit dem Spitzbuben, aufgrund dessen doppelt „L“) wird von vielen auf Heinrich Heine zurückgeführt.
Halloren waren die Salzarbeiter, die ursprünglich im „Thale zu Halle“, dem heutigen Hallmarkt, lebten und in der Saline das „weiße Gold“ gewannen. Als Hallenser hingegen wurden die Händler und Bürger bezeichnet, die um den höher gelegenen Alten Markt, den heutigen Marktplatz, gelebt und mit Salz gehandelt haben. Hallunken schließlich mussten sich die Bewohner der heruntergekommenen Vorstadt Glaucha nennen lassen.
Heutzutage werden Halloren jene genannt, die Mitglieder der Bruderschaft der Salzwirker im Thale zu Halle sind. Hallenser bezeichnet die in Halle geborenen Menschen, während die Zugezogenen scherzhaft „Hallunken“ genannt werden. Ein Hallunke kann niemals ein Hallore werden, ein männlicher Hallenser aber schon, wenn er nachweisen kann, dass ein Mitglied seiner Familie einmal in der Salzgewinnung tätig war.

1 http://www.harzlife.de/teiche/raedersee.html

2 https://www.karstwanderweg.de/publika/sagen/index.htm



Hintergrundinformationen 3

Iberg-Talsperre1

Im südlichen Harzvorland liegt nördlich des Alten Stolbergs die Talsperre Iberg. Sie wurde in den Jahren 1949 bis 1952 zum Zweck des Hochwasserschutzes und Bewässerung für die Landwirtschaft errichtet. Ihr ungefähr 180 Meter langer und rund 15 Meter hoher Damm staut den Krebsbach zu einem bis zu drei Hektar großen und maximal 4,50 Meter tiefen Stausee an. Üblicherweise ist die Talsperre Iberg mindestens zum Teil mit Wasser gefüllt.
Das Gewässer schmiegt sich von Südwesten bis Norden an die Erhebung des Iberges an, einer kleinen Anhöhe in der hügeligen Vorharzlandschaft. Es kann von der vorbeiführenden Landstraße, welche Rottleberode mit Neustadt verbindet, gut eingesehen werden. Die Talsperre Iberg mißt bei Vollstau ca. 450 Meter in der Länge, bis zu 150 Meter in der Breite und besitzt ein Fassungsvermögen von rund 1.200.000 m³ Wasser. Sie ist außerdem ein beliebtes Angelgewässer. Zum Angeln benötigen Sie auch hier eine entsprechende Berechtigung.

Krebsbach2

Der Krebsbach ist ein etwa 16 Kilometer langer Gebirgsbach im Südharz. Er entspringt rund sechs Kilometer südlich von Stiege auf einer Höhe von ca. 540 Metern über dem Meeresspiegel. Der größte Teil des Flusslaufes befindet sich auf dem Gebiet des Freistaates Thüringen. Im Laufe der Jahrtausende hat der Krebsbach ein tiefes Tal in das Gebirge geschnitten.
Das Krebsbachtal wird etwa drei Kilometer nordöstlich von Neustadt durch die im Jahre 1905 in Betrieb genommene Staumauer der Talsperre Neustadt versperrt. Der Stausee dieser Talsperre ist rund 1300 Meter lang und enthält bei Vollstau 1,25 Millionen Kubikmeter Wasser, welches aus dem Krebsbach und seinen Zuflüssen stammt.
Jenseits der Staumauer fließt der Krebsbach noch auf einer Strecke von rund fünf Kilometern durch das von ihm geschaffene Gebirgstal, bis er bei Herrmannsacker in das südliche Harzvorland eintritt. Etwa zwei Kilometer südöstlich dieses Ortes wird der Bach in der Talsperre Iberg ein zweites Mal angestaut. Das Fassungsvermögen dieses zwischen 1949 und 1952 errichteten Stauwerkes entspricht ungefähr dem der Talsperre Neustadt.
Über Stempeda und Rottleberode fließt der Krebsbach allmählich seiner Einmündung in die Thyra entgegen. Zuvor passiert er noch die Nordostflanke des Alten Stolbergs, an welcher das Krebsbachwasser eine mehrere Kilometer lange eindrucksvolle Steilwand miterschaffen hat.

1 http://www.harzlife.de/harzrand/talsperre-iberg.html

2 http://www.harzlife.de/special/krebsbach-thyra.html

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