Das Windsor-Meer: Gips und Salz in Nova Scotia, Kanada Dipl.-Geol. Firouz Vladi Firouz Vladi präsentierte in seinem Vortrag eine naturräumliche Situation, die der des Südharzes insofern sehr ähnlich ist, als auch in Nova Scotia großflächig Evaporite sedimentiert wurden, die einerseits ähnliche geomorphologische Auswirkungen wie am südlichen Harzrand zeigen, andererseits ebenso bergbaulich genutzt werden. Vereinfachte Geologie von Nova Scotia (Quelle: Nova Scotia Museum of Natural History) Die Halbinsel (und Teil der gleichnamigen kanadischen Provinz) Nova Scotia stellt einen alten Kontinentalkern dar, der aus zwei Terranen besteht, Avalon und Meguma, die sehr unterschiedlicher Herkunft sind. Avalon entstand als ein Teil von Avalonia, der später an Laurentia angeschlossen wurde („Laurentias Rockzipfel“) und ursprünglich aus dunkelgrünen basaltischen Vulkaniten und anderen Ergussgesteinen bestand. Meguma war einst Teil von Gondwana und besteht aus Sandsteinen und einem großen Granitpluton. Die beiden Terrane kollidierten ungefähr im mittleren Devon und sind seitdem durch die Cobequid-Chedabucto-Verwerfung (auch Glooscap-Verwerfung oder Minas Geofracture) auch heute im Gelände deutlich sichtbar voneinander getrennt. Nova Scotia: Hauptverwerfung zwischen den beiden Terranen Avalon und Meguma (Quelle: The Last Billion Years. Geological History of the Maritim Provinces of Canada.- Atlantic Geoscience Society; Halifax 2001) Im Unterkarbon setzten Subsidenz und Beckenbildung ein, begleitet von einer Meerestransgression des Windsor-Meers, eines epikontinentalen Flachmeers. In diesem Meer wurde eine Evaporit-Folge von rund 750 m Mächtigkeit abgelagert, später entstand auch Kohle. Das Windsor-Meer während des Unterkarbons (Quelle: The Last Billion Years. A Geological History of the Maritime Provinces of Canada.- Atlantic Geoscience Society; Halifax 2001) Stratigraphie des Unterkarbon: Windsor Group (Quelle: Adams, G.C. 1991: Gypsum and Anhydrite in Nova Scotia. – Halifax) Die Schichtenfolge der karbonischen Evaporite besteht in erster Linie aus Anhydrit, Steinsalz, Kalken, aber auch aus klastischen Sedimenten. Gipsvorkommen und -abbau in Nova Scotia (Quelle: Info-Flyer Geofacts Gypsum in Nova Scotia. – Nova Scotia Department of Natural Resources, Information Circular No. 32; ca. 1996) Nova Scotia wurde im Pleistozän vom arktischen Eis überfahren, die Granite wurden freigelegt. Weite Teile der Halbinsel wurden andererseits von einer Moränenschicht überdeckt. Solange diese Überdeckung den Untergrund abdichtet, erfahren die Evaporite (der Anhydrit) wenig Vergipsung oder Verkarstung. Gelangt jedoch mehr Oberflächenwasser in den Untergrund, verstärken sich Hydratation, Vergipsung und Verkarstung. Gips wird an mehreren Standorten abgebaut, per Eisenbahn zu den Häfen gebracht und dort auf Schiffe verbracht. Nova Scotia ist einer der wichtigsten Gipsexporteure der Welt und besitzt den weltgrößten Gipstagebau. Kochsalz der Handelsmarke „Windsor“ wird seit 1959 am Standort Pugwash von der (heute zu K+S gehörenden) Firma Windsor untertägig abgebaut und als Industriesalz, Tausalz, Salz für landwirtschaftliche Nutzung und Haushaltssalz vertrieben. Die Jahresfördermenge beträgt rund 1,2 Mill. t. (zum Vergleich: esco Bernburg, rund 2,5 Mill. t pro Jahr). Bei Wasserzutritt setzen Gipslösung und Verkarstung ein. Dann zeigen sich in der Landschaft Erdfälle, die häufig auch wassergefüllt sind. Wassergefüllte Erdfälle (Quelle: Google Earth) An Kliffen sind Phänomene von Ablaugung zu erkennen. Anhand der Füllungen der Karstschlotten konnte nachgewiesen werden, dass die Verkarstung bereits mit der Kreidezeit eingesetzt hat. (Quelle: The Last Billion Years. A Geological History of the Maritime Provinces of Canada.- Atlantic Geoscience Society; Halifax 2001) Wie im Südharz-Karst können auch in Nova Scotia die typischen Formen der Quellungshöhlen („Zwergenlöcher“) beobachtet werden, die durch die Volumenzunahme bei der Vergipsung des Anhydrit entstehen. Foto: F. Vladi Auf Oak Island erregt eine Vertiefung – eventuell eine Karstschlotte – seit über 200 Jahren das Interesse der Bewohner und Besucher: Dort wird seit dem Ende des 18. Jahrhundert ein Schatz vermutet; es hat seitdem unzählige Versuche gegeben, diesen Schatz zu erkunden und zu heben. Dabei wurden all möglichen vermutlich künstlichen baulichen Anlagen gefunden – aber niemals ein Schatz. Mittlerweile gibt es zu dieser Schatzsuche eine TV-Serie, eine „docu soap“. |