2. Südharz-Symposium 11.-13. September 1998 in Walkenried

 
Der Südharz -
Ein Begriff und neue Chancen im Wettbewerb der Fremdenverkehrsregionen ?

Vortrag von Petra Ruth
 

Jedes Ende bietet auch die Chance eines Neubeginns und die Möglichkeit, etwas besser zu machen. Die Arbeitslosigkeit, nicht nur in unserer Region, ist noch immer hoch und eine baldige Besserung der Situation ist noch nicht in Sicht.

Durch den Tourismus – Gastronomie, Beherbergungswesen, sowie als Folge das Dienstleistungsgewerbe und der Einzelhandel – bietet sich für uns die Chance eines Neubeginns und damit die Möglichkeit des Aufschwunges in der Harzregion. Mit diesem Hauptziel wurde der Verein Südharztouristik am 12. Mai 1998 gegründet.

Unsere Potentiale sind vor allem das einer gesunden, unverfälschten Natur und der starke, ungetrübte Wille vieler fleißiger Helfer, wie z.B. Hoteliers, die Gemeinderäte, die Bürgermeister, private Firmen und nicht zu vergessen die Mitarbeiter einiger beteiligter Ämter des Landratsamtes Nordhausen.

Es ist uns bewußt, daß die wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus ein ausgeprägtes Tourismusbewußtsein erfordert und fördert. Dieses setzt voraus, daß die Entwicklung der Region sich an den Bedürfnissen der hier lebenden Menschen und unserer Gäste orientiert.

Auf mancher Orten noch unzureichendes Tourismusbewußtsein der Bevölkerung und Identifikation mit der Rolle als Gastgeber muß von uns eingegangen und die Skepsis einiger Einheimischer gegenüber Neuem muß ausgeräumt werden. Die Steigerung der Lebensqualität und das Aufzeigen von lebenswerten Perspektiven dient der Motivierung der Bevölkerung.

Die Südharzer haben auch Stärken, wie die Natur- und Heimatverbundenheit, Pflege und Fortführung alter Traditionen, sie lieben ein aktives Vereinsleben und sind gastfreundliche, herzliche Menschen.

Der Verein Südharztouristik steckt mit dem Aufbau des sanften Tourismus noch in den Kinderschuhen und wird stets für fachkundige Unterstützung dankbar sein. Hilfestellungen bietet unter anderem auch das Tourismusleitbild Ostharz, das als Broschüre von dem Tourismusförderkreis OSTHARZ herausgegeben wurde. Es werden Ziele, Schwächen und Stärken aufgezeigt und der Umgang mit ihnen.

Zu den Stärken unserer Südharzregion gehören

  • ein bereits bestehendes, großzügig bemessenes Landschaftsschutzgebiet, das ein großes Glück für die substantielle Erhaltung darstellt und
  • ein Biosphärenreservat, welches zusätzliche Räume südlich des Harzrandes abdeckt, so daß der Bestand für die Entwicklung eines sanften Tourismus für die Region zwischen Oberharz und Nordhausen gesichert wird.
Die Entwicklung der Region soll in Einklang mit der Natur geschehen. Dazu wird auch ein Pilotprojekt „AGENDA 21“ mit der Umweltakademie Nordhausen gestartet. Auch diese Aktivität soll dazu beitragen, den Südharz für einen sanften Tourismus zu sichern und weiterzuentwickeln.
Die Chancen für dieses Konzept sind gut und werden noch steigen. Die gesellschaftliche Entwicklung in der Bundesrepublik Deutschland wird dies unterstützen.

Zurück zur Natur pur – aber :

  • Mit einem gesteuerten Zugang zum Schutz der Natur.
  • Dies unterstützt der öffentliche Nahverkehr z. B. durch die Harzer Schmalspurbahnen. Sie nimmt die Bahnreisenden in Nordhausen auf und befördert sie direkt in den Harz.
  • Der weitere Nahverkehr wird ergänzt durch Busverbindungen. Der Nahverkehr wird ausführlich in dem Faltblatt „Mit Bus und Bahn durch den Harz“ beschrieben, das vom Harzer Förderkreis und dem Regionalverband Harz herausgegeben wurde.
  • Die Harzer Schmalspurbahnen werden nicht nur dem Personen- und Güterverkehr zugeordnet. Sie sind fester Bestandteil des Nostalgieharzes. Die Fahrt mit den geschichtsträchtigen Zügen der HSB sind nicht nur für Wanderfreunde ein Riesenerlebnis auf Schmalspur, sondern sie ist ein absolutes Muß für jeden Technikinteressierten.
  • Die aus der Harzquerbahn, der Selketalbahn und der Brockenbahn bestehenden Harzer Schmalspurbahnen stellen eine Bereicherung des Harzes auf technischem Gebiet dar. Die seit 1972 unter Denkmalschutz stehenden Bahnen haben mit 132 Streckenkilometern das längste Streckennetz Deutschlands vorzuweisen und der Brockenbahnhof liegt auf 1125 m Höhe auf dem höchsten Gipfel Norddeutschlands. Für den Betrieb stehen unter anderem 25 Dampflokomotiven zur Verfügung, die 35 Bahnhöfe und Haltepunkte anfahren. Eine besondere Kostbarkeit sind 8 historischen Dampflokomotiven; die älteste – eine Malletlok – stammt aus dem Jahre 1897. Im kommenden Jahr feiert die Harzer Schmalspurbahnen GmbH ihr 100jähriges Bestehen. Zu den aus diesem Anlaß geplanten Festen werden viele Gäste erwartet.

Der „Quirl“ bei Eisfelder Talmühle

  • Es gibt weiterhin den Harz-Rad-und-Rundwanderweg, der durch örtliche Netze ergänzt wird.
  • Ein Reitweg mit überörtlicher Anbindung soll in Kürze geschaffen werden. Reiterhöfe dienen als Stützpunkte.
  • Der Karstwanderweg durchzieht die Südharzregion und verbindet so nicht nur die Bundesländer Sachsen-Anhalt, Thüringen und Niedersachsen, sondern auch gemeinsame Interessen.
  • Ausgeschilderte Wanderwege runden das Gesamtbild für Wanderfreunde ab.
  • Zur Nutzung des vorhandenen natürlichen Potentials werden Pauschalangebote ausgearbeitet, die zur freien Auswahl alternativ zur Verfügung stehen, damit ein Individualurlaub möglich wird.
  • Nicht vergessen werden darf der Gesundheitstourismus, der sich steigender Tendenzen erfreut. Verschiedene Hotels bieten bereits gesundheitsfördernde oder prophylaktische urlaubsbegleitende Maßnahmen an. Marktführer in diesem Bereich ist in unserer Region die Neanderklinik Harzwald GmbH. Die Geschäftsleitung hat schon vor Jahren diese sinnvolle Ergänzung zum natürlichen Angebot erkannt. So wird heute ein breit gefächertes Angebot dem gesundheitsbewußten Menschen zur Verfügung gestellt, was in den nächsten Jahren noch ausgebaut wird.
  • Die Hauptaufgabe der Neanderklinik besteht in der Rehabilitation für Innere Medizin mit Schwerpunkt der Vorsorge und Nachbehandlung von Herz- und Gefäßerkrankungen. Weiterhin werden Tagespflege, Urlaubspflege und die Kurzzeitpflege angeboten. Ältere oder pflegebedürftige Patienten werden durch fachkompetentes Personal versorgt, während die Angehörigen die Möglichkeit gegeben wird, sich von der privaten häuslichen Pflege zu erholen und neue Kraft zu schöpfen.
  • Ein weiteres Angebot der Klinik ist die Gesundheitswoche, die breite Akzeptanz gefunden hat. Privatbehandlungen und Kassenleistungen können in Anspruch genommen werden. Kosmetische Leistungen und spezielle kulturelle Angebote komplettieren die Regeneration von Körper und Geist. In der Neanderklinik vereinen sich moderne Medizin, erholsame Natur des Südharzes und klassische Architektur. Die Neanderklinik ist eine Bereicherung der Südharzregion.
  • In vielen Orten stehen moderne medizinische Einrichtungen, die teilweise auf Grund der Gesundheitsreform Belegungsprobleme haben. Derzeit werden von diesen Kliniken Wege gesucht, um das bestehende Potential zu vermarkten und Gäste zu werben, die neben der Natur, die der Harz bietet, etwas für ihre Gesundheit tun wollen. Oft stehen diese Kliniken im Mittelpunkt des Geschehens der Orte, das heißt für Gastronomie, Hotellerie und Einzelhandel.
  • Auf Grund dessen werden wir die enge Zusammenarbeit mit diesen Einrichtungen suchen und unsere Aufgaben auf das Gebiet des Gesundheitstourismus erweitern.
Eine große Rolle im bundesweiten Wettbewerb für unsere Region spielt die Öffentlichkeitsarbeit. Wer kennt schon den Südharz in seiner Gesamtheit als Dreiländerregion? Alle zur Verfügung stehenden Medien müssen dafür genutzt werden.

Die Möglichkeiten, die der Harz bietet, werden vom Harzer Verkehrsverband anschaulich in 10 Kategorien gegliedert und beschrieben, so zum Beispiel in den Kinderharz, den Kulturharz, den Nostalgieharz und den Bergbauharz, was die Vielfalt der Tourismusangebote wiederspiegelt. Entsprechende Broschüren sind für jedermann bei Beratungsstellen des Tourismus erhältlich. Für die Vermarktung des Harzes sind die Printmedien allein nicht ausreichend.

Eine wichtige Komponente ist der direkte Kontakt zu potentiellen Touristen. Bei Präsentationen des Südharzes im Rahmen der Deutschlandtournee HSB on tour und im Löwencenter in Leipzig bei der Veranstaltung „Harzer Tage mit den Brockengeistern“ konnte festgestellt werden, daß keine Superlative gefragt sind, sondern der Trend hin zu „Natur pur“ geht. Künstlich geschaffener Tourismus wie zum Beispiel Planet Harz gehört nicht in den Südharz.

Es wurde großes Interesse für natürliche Attraktionen gezeigt, wie z. B. die Karstlandschaft, durch die Wanderwege führen, und sich mit Naturdenkmalen, wie der Kelle bei Ellrich, präsentieren. Die Kreisverwaltung Sangerhausen hat dazu die Broschüre Karstwanderweg Teil 1 und das Landratsamt Nordhausen den Teil 2 herausgegeben.

Die schöne Karstlandschaft mit ihren Besonderheiten der Geologie, der Flora und Fauna, ist gut beschrieben und wird damit auch dem potentiellen Harztouristen nähergebracht. Gewecktes Interesse wird in die Tat umgesetzt werden. Broschüren als Führer für Wandern, Radwandern sowie Reiten und die gute Beschilderung der Wege sind unentbehrliche Mittel bei der Vermarktung der Region und der Befriedigung der Wünsche des Touristen. 

Fotos aus der Karstlandschaft bei Niedersachswerfen ( Tanzteich )

Sie bieten aber auch die Perspektive, die Führung hin zum sanften Tourismus zu übernehmen, die Möglichkeit der Entspannung aufzuzeigen und des Kennenlernens der Natur aus 1. Hand, statt in künstlichen Superlativen zu schwelgen. Kurz: Ruhe, Erholung, Vermittlung von Wissenswertem über die Natur, verknüpft mit Traditionellem und Brauchtum, sowie die Vermarktung von Produkten aus der Region sind die Wünsche des Touristen. Diese decken sich mit den Zielen des Vereines Südharztouristik.

„Der Südharz – Ein Begriff und neue Chancen im bundesweiten Wettbewerb der Fremdenverkehrs-regionen“ ist nicht nur das Thema dieses Kurzvortrages, sondern könnte auch der Schlachtruf all derer sein, die bemüht sind, die Trendwende zu forcieren, wieder verstärkt im Inland den Urlaub zu verbringen, und dies nicht nur in Ballungsräumen des Tourismus, sondern auch in bisher geringer vermarkteten Gebieten, wie der Südharzregion.

Der Südharz – eine Streichellandschaft

Der bestehende Kampf der Fremdenverkehrsregionen hat nicht die Grundlage des Messens der Schönheit der Natur, der Burgen, Schlösser und anderer Sehenswürdigkeiten – sondern das Sichern von Arbeitsplätzen, Wohlstand und Sicherheit. Deshalb stellt die Aufgabe der Vermarktung eines sanften Tourismus für die neuen Bundesländer nicht nur eine besondere Herausforderung, sondern auch die Chance des Aufschwunges, begleitet von Veränderungen im traditionellen Tourismus, dar.

Eine weitere Chance bietet die Zusammenarbeit im Tourismus, welche bereits unter Beweis gestellt wurde, in dem es gelang, 3 Bundesländer von gemeinsamen Rad-, Reit- und Rundwanderwegen zu durchziehen, die gut von Bürgern des Südharzes und den Touristen angenommen werden.

Beispielhaft ist der Regionalverband Harz, dem 3 Bundesländer mit insgesamt 9 Landkreisen angehören, mit dem einheitlichen Ziel der Erhaltung der Natur durch gemeinsame und länderübergreifende Aktivitäten.

Wir möchten diesem Beispiel folgen und unsere künftige Arbeit unter das Motto stellen:

Der Südharz

– ein Begriff –

mit der Chance als Fremdenverkehrsregion durch sanften Tourismus

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