Ökologische und ökonomische Optimierung landwirtschaftlicher Betriebe – Konzepte und Erfahrungen aus der Beratungspraxis im Südharz Vortrag von Dipl.agr.Ing. Martin Horstkötter Meine sehr verehrten Damen und Herren, 1. Vorstellung Bevor ich in das eigentliche Thema meines Vortrages einsteige möchte ich mein Arbeitsfeld erläutern, damit Sie die Gedanken und Erfahrungen, die ich Ihnen vermitteln möchte, besser einordnen können. Sie werden jetzt vielleicht sagen, daß sich das sehr schön anhört. Aber wer bezahlt das alles. Es handelt sich in erster Linie um eine Angebotsberatung finanziert aus der Wasserentnahmegebühr. Die Mehrzahl der Bundesländer erhebt eine solche Gebühr und verwendet sie mehr oder weniger konsequent zum Ressourcenschutz in Wassereinzugsgebieten. Für die Landwirte in Niedersachsen z. B. ist diese Beratung also freiwillig und kostenlos. Über diese Beratung, die wir auch im benachbarten Landkreis Osterode durchführen, habe ich auf dem letzten Südharzsymposium mit dem Hauptthema Wasser eingehender berichtet. Außerdem habe ich für die Interessierten einen Videofilm über das Niedersächsische Wasserschutzkonzept mitgebracht. Er wurde im Landkreis Osterode produziert und kann zum Preis von 39.95 DM käuflich erworben werden. 2. Einführung in das Thema Mein Thema heute lautet – und da muß ich die Programmankündigung etwas korrigieren - „Ökologische und ökonomische Optimierung landwirtschaftlicher Betriebe – Konzepte und Erfahrungen aus der Beratungspraxis im Südharz“. Die Belastung des Grund- und auch des Oberflächenwassers mit Nitraten ist hierfür ein Beispiel. Auch die gerade in dieser Jahreszeit immer wieder zu beobachtende Bodenerosion ist ein Problem, das mit der Intensivierung der landwirtschaftlichen Produktion einhergeht. Natürliche Ressourcen wie Wasser und Boden bedürfen also unseres besonderen Schutzes, um belastende Einträge zu vermindern und Schäden zu sanieren oder besser zu vermeiden. 3. Vorstellung der Problematik in der Region Um auf diese Frage konkreter eingehen zu können möchte ich nun in die Region blenden und das ist in diesem Fall der Landschaftsraum zwischen Harz und Rotenberg im Landkreis Osterode, das sogenannte Pöhlder Becken. Abb. 1: Landschaftsräumliche Gliederung Pöhlder Becken Hauptcharakteristikum dieser Landschaft aus landwirtschaftlicher Sicht ist eine starke Differenzierung der Standorte: Von tiefgründigen Lößböden mit optimalen Nutzungsvoraussetzungen reicht die Palette über nährstoffangereicherten Auenböden bis hin zu mehr oder weniger flachgründigen Buntsandstein- oder Zechsteinverwitterungsböden. Die Verteilung der Böden und eine starke Zunahme der Niederschläge von West nach Ost haben zu einer deutlichen Differenzierung in der Betriebsstruktur geführt. Die Übersicht zu Fruchtanteilen in zwei typischen Gemeinden spiegelt dies wider. Grünlandbewirtschaftende Milchviehbetriebe mit Ackerfutterbau auf z. T. nur schwer ackerfähigen Standorten im Osten stehen Marktfrucht- und Veredlungsbetrieben mit hohem Getreide- und Rapsanteil auf den besseren Lößflächen gegenüber. Die Umweltbelastung mit Stickstoff - sei es als Nitratverlagerung ins Grundwasser oder die Ammoniakentgasung in die Atmosphäre - kennzeichnet z. B. die Stickstoff-Bilanz auf Betriebsebene. Sie ist hier für die Betriebstypen aus der Region berechnet worden. Bei der Stickstoff-Bilanz werden den Importen mit Dünge- und Futtermitteln die Exporte mit tierischen und pflanzlichen Produkten gegenübergestellt. Der Überschuß als Differenz zwischen Im- und Export wird je Hektar LN berechnet. Es zeigt sich, daß die Überschüsse in den Betrieben der Region sich im Bereiche mittlerer Werte für die Bundesrepublik West einordnen. Wenn man allerdings bedenkt, daß ein 100 ha Veredlungs-Betrieb 10 bis 15 Tonnen Stickstoff bei seiner Produktion jährlich verliert, dann werden auch Betriebsleiter nachdenklich und suchen nach Optimierungswegen. Hier zeichnet sich ein deutlicher Optimierungsbedarf ab, auch wenn der Preis für das Kilogramm Stickstoff aus dem Mineraldünger immer billiger wird. 4. Lösungsperspektiven Gibt es denn überhaupt Wege, die Verlustgrößen der landwirtschaftlichen Produktion zu vermindern, werden Sie sich fragen. Diese Frage beschäftigt seit neuerer Zeit zunehmend die agrarwissenschaftliche Forschung. Aber auch die Praxis liefert schon Beispiele, wie Betriebsmittel zum Schutz der Umwelt und zur Verbesserung des Betriebsergebnisses eingespart werden konnten. Ich möchte Ihnen dies an 3 Beispielen verdeutlichen : 9 Landwirte bringen seit 3 Jahren ihren Wirtschaftsdünger – hier 10.000 m³ Gülle gemeinsam mit dem Schleppschlauchsystem aus. Atmosphärische Verluste werden damit vermindert und dadurch kann Mineraldünger eingespart werden. Daß dies auch tatsächlich passiert, hat eine Gegenüberstellung der Betriebsbilanzen vor und nach der Nutzung dieses Verfahrens gezeigt. Um ca. 30 kg N/ha wurde die Bilanz im Mittel verbessert. Das bedeutet bei 700 ha Betriebsfläche eine Stickstoff-Einsparung von 20.000 kg N pro Jahr. Das bedeutet, daß 2 kg Güllestickstoff je m³ mehr angerechnet wurden und entsprechend weniger Mineraldünger zugekauft wurde. Natürlich zeigt sich in solchen Zahlen nicht nur die bilanzsenkende Wirkung von Schleppschlauchausbringungssystemen. Der Landwirt hat eine ganze Palette von Maßnahmen zur Verfügung, um den Wirkungsgrad des eingesetzten Stickstoffs zu verbessern. Ein Gradmesser für den Wirkungsgrad von Stickstoff ist der Vorrat an mineralischem Stickstoff im Boden zu Beginn des Winters. Ist er niedrig, so hat die Frucht den gedüngten Stickstoff vollständig aufnehmen können. Die Effizienz der im Rahmen des Vertragswasserschutzes durchgeführten Maßnahmen zeigt diese Folie. Gegenüber der betriebsüblichen Bewirtschaftung, die häufig mit hohen Herbst-Nmin-Gehalten einhergeht, zeigen die nach Wasserschutzkriterien gedüngten Varianten z.T. deutlich bessere Gehalte. So läßt sich zeigen, daß ein effizienterer Düngereinsatz möglich und positive Umweltwirkungen auch stofflich-analytisch nachweisbar sind. Eine letzte Folie zur Frage der Realisierungschance eines ökologisch und ökonomisch optimierten Pflanzenbaus. Sie zeigt Versuchsergebnisse eines großen Forschungsvorhabens der Universität Göttingen im Rahmen der Flankierenden Maßnahmen der EU. Ein Vergleich der Verfahren konventionell und integriert zeigt, daß auch hohe Einsparpotentiale, wenn sie denn realisiert werden, nicht unbedingt zu hohen wirtschaftlichen Einbußen führen müssen. 5. Konzeptvorstellung Ökologische Optimierung (ÖKOP) Diese Situation vor Augen standen wir vor der Aufgabe
5.1. Zielsetzung Im wesentlichen zielt unser Konzept auf die Verbesserung von Sickerwasserqualität und Atmosphäre. Für die Landwirtschaft bedeutet das konkret neben der Verminderung des Nitrateintrages ins Grundwasser die Verminderung des PSM-Einsatzes, die Verminderung der Bodenerosion und eine verbesserte Energieeffizienz. Der Wirkungsgrad des Energieeinsatzes in die Landwirtschaft bestimmt gegenwärtig zwar noch nicht die öffentliche Diskussion. Er wird aber mit dem Abnehmen der fossilen Energieträger zunehmend an Bedeutung gewinnen. 5.2. Konzeption 5.2.1. Basisanforderungen Ich habe zu Beginn meines Vortrages die Frage nach der Umsetzbarkeit gerade der oben genannten Ziele in die landwirtschaftliche Praxis aufgeworfen.
5.2.2. Optimierungsbereiche Ich möchte hier und heute nicht zu tief in die Problematik der Optimierungssteuerung einsteigen. Soviel sollten Sie dieser Folie entnehmen: Vier Hauptthemenbereiche werden bei einer Optimierungsplanung „Ackerbau“ untersucht:
Der Erfolg einer Verminderung von Erosion hängt von der gleichzeitigen Betrachtung des Bestellverfahrens, der Fruchtfolge, des Pflanzenschutzes und der Bestandesführung ab. Werden Fruchtfolgen verändert, so hat dies Konsequenzen für die Arbeitsplanung und den Maschinenbesatz. Wir sehen: für die Optimierung eines landwirtschaftlichen Betriebes ist es notwendig, in Systemen zu denken, um einen nachhaltigen Erfolg verbuchen zu können. Um diese einzelnen Anforderungen im konkreten Betrieb verwirklichen zu können, ist es aber nötig, ein ausgewogenes und abgestimmtes Konzept zu finden. Nur so können die Ansprüche an Wirtschaftlichkeit, Ökologie und die betrieblichen Voraussetzungen erfüllt werden. 5.2.3. Vorgehensweise Damit kommen wir zur konkreten Vorgehensweise auf dem Betrieb. Bei der vereinfachten Struktur lassen sich 6 Arbeitsphasen unterscheiden:
Wir führen diese Form der Beratung an 3 Beispielbetrieben auf 500 ha durch. Die Beratung läuft seit 1998. Die Betriebsleiter sind sehr interessiert und ich rechne mit weiteren Interessenten. Die Finanzierung der Beratung läuft über Beratungsbeiträge der Betriebe. Da die Betriebe z.T. in Wasservorranggebieten liegen, werden bestimmte Leistungen im Sinne des Trinkwasserschutzes aus dem Vertragswasserschutz finanziert. Wir sehen unsere Vorgehensweise sicherlich nicht als den Stein der Weisen für die Betriebsentwicklung aller landwirtschaftlicher Betriebe an. Zielgruppe für eine derartige Beratung wird in der Regel der Betrieb über 100 ha sein, der aufgrund seiner Betriebsentwicklung einen erhöhten Optimierungsbedarf aufweist. Es werden Betriebsleiter sein, die interessiert und offen für eine Neuorientierung ihres Betriebes sind und entsprechend den neuen Rahmenbedingungen im gegenseitigen Austausch arbeiten wollen. [ IGLU ] |