3. Südharz-Symposium 11.-12. Juni 1999 in Sundhausen - Stadt Nordhausen

 
Die früheren Unternehmungen der Zisterzienser - Wirtschaftswachstum und Entstehen einer Kulturlandschaft zwischen Walkenried und der Goldenen Aue

Vortrag von Prof. Albrecht Pfeiffer
 

Mit dem Sieg der Franken und der mit ihnen verbündeten Sachsen über die Thüringer im Jahre 531 bei Burgscheidungen vollzogen sich im Nordthüringer Raum grundlegende Veränderungen. Die Franken organisierten auch den erweiterten Teil ihres Reiches in Gaue. Unsere Region wurde zum Helmegau. Die Königsgewalt wurde gestärkt und zahlreiche Königsgüter geschaffen. Die Sachsen, die den Westteil des ehemaligen Thüringer Reiches besiedelt hatten, widersetzten sich immer wieder der königlichen Zentralgewalt. Ein Höhepunkt dazu war die erzwungene Schleifung der Befestigungsanlagen, die Heinrich IV. hatte anlegen lassen. Dies betraf in unserem Raum die Sachsenburg bei Sachsa um 1074.
1115 besiegte der Sachsenherzog Lothar von Supplinburg den König. Lothar wird 1125 selbst König und setzt zwischen 1120 und 1130 Komitatsgrafen, z.B. in Wernigerode, Blankenburg, Scharzfeld, Ilfeld und Kelbra ein. Noch immer war die unter Karl dem Großen etablierte Zentralgewalt erhalten und teilweise sogar ausgebaut.
Im Jahre 1127 stiftete Gräfin Adelheid, Tochter des Grafen Ludwig I. von Lohra, das Kloster Walkenried. Der Zisterzienser Orden 1118 in Citeaux (Frankreich) gegründet, begann von Altenkamp (Niederrhein) seine Ausdehnung auf deutsches Gebiet. Die Gründung des Zisterzienserklosters Walkenried im Jahre 1129 schuf im südlichen Niedersachsen und nördlichen Thüringen einen neuen Machtfaktor (vergl. Eberhardt 1943; Mascher 1957)
Die Klostergründung war kein Zufall, sondern das Kloster sollte folgende Funktionen erfüllen:

  1. Protektioniert von König oder Kaiser zur politischen und wirtschaftlichen Stabilisierung der zentralen Reichsgewalt beitragen.
  2. Den Machteinfluß der Kirche und vor allem des Papstes erhöhen.
  3. Zur wirtschaftlichen Macht bei der Erschließung der Region und auch zum Kapitalgeber des Adels werden.
Versorgungseinrichtung für Adlige ohne weltlichen Titel und Besitz sein.

Ziel unserer Darstellung ist unter diesen Aspekten die Entwicklung und Organisation der Klosterwirtschaft Walkenrieds mit besonderer Berücksichtigung der Urbarmachung der Goldenen Aue aufzuzeigen.
 

Zum Aufbau und zur Organisation der Grangien

Grangien sind Wirtschaftshöfe der Zisterzienserklöster, insbesondere Landwirtschaftsbetriebe. Die Betriebe können als Fortsetzung der Organisationsform der zahlreichen Krongüter unseres Raumes angesehen werden. Sie standen aber im Gegensatz zur übrigen Organisation der Landwirtschaft. Hier dominierte die bäuerliche Landwirtschaft mit unterschiedlicher Abhängigkeit vom Adel.
Nach ihren strengen Ordensregeln hatten die Zisterzienser die Pflicht, nur von ihrer eigener Hände Arbeit zu leben. Das Verpachten von Land, die Verpflichtung von Bauern zu Abgaben und Diensten war ihnen verboten.
Beim Aufbau der Grangien können 3 Etappen unterschieden werden:

  1. Von der Klostergründung (1129) bis etwa 1230 Landnahme und Einrichtung der Grangien.
  2. Von 1200/1230 bis etwa 1350 Flächenkonsolidierung und wirtschaftlicher Aufbau der Betriebe.
  3. Von 1350 bis zur Reformation Sicherung des Bestandes und der Leistungsfähigkeit der Grangien (vgl. Heutger, 1977).
Im Jahre 1205 bestätigt Papst Innocenz III. in Rom dem Kloster den Besitz von 11 Grangien und 3 cellari (Weingüter) (WUB Nr. 56, Hannover 1852).
Die exakte Bestimmung der Anzahl der Grangien und ihrer Flächen wird durch zahlreiche Erwerbungen und Tausch von Land zur Konsolidierung und Vergrößerung der Betriebsareale erschwert. Zwar sind viele Urkunden erhalten, oftmals fehlen aber Flächenangaben oder genauere Flurbezeichnungen. So finden sich den auch in der Literatur unterschiedliche Angaben über Anzahl und Größe der Grangien. Leuckfeld (1706) gibt 37 Landwirtschaftgüter an, Stübner (1708) 31, Baumann (1977) 16.
Wir haben in Tabelle 1 fünfzehn Landwirtschaftsbetriebe und fünf Weingüter angeführt. Die Karte 1 zeigt ihre Lage in unserem Raum. In rund 150 Jahren haben die Walkenrieder Zisterzienser eine landwirtschaftliche Nutzfläche von etwa 6000 ha in Eigenbetrieben bewirtschaftet und von schätzungsweise 2000 ha LN Abgaben und Dienstleistungen von Fronbauern verlangt.
Eigentlich hätten die Grangien nur zur Eigenversorgung des Klosters dienen dürfen. Bei dem Flächenumfang wurde natürlich ein erheblicher Überschuß erzielt, der zum Verkauf stand. Im 13. Jahrhundert vollzog sich ein allmählicher Übergang von der Natural- zur Marktwirtschaft. Dies betraf auch die Wirtschaftsprinzipien der Mönche, die nun über den Verkauf von Agrarprodukten als auch dem realisierten Kapital eine beträchtliche wirtschaftliche Macht erhielten. Die Grangien mit Durchschnittsgrößen von 500-700 Morgen (125-175 ha) wurden nicht von Mönchen – denen war eine längere Anwesenheit auf den Höfen außerhalb des Klosters verboten – sondern von Konversen, d.h. Laienbrüdern, bewirtschaftet. Im Jahre 1280 zählte man im Kloster Walkenried 80 Mönche und 180 Konversen (Heutger, 1977). Die Anzahl der Konversen reichte zur Bewirtschaftung der Güter nicht aus, deshalb mußten Lohnarbeiter (mercenari) und deren Familienmitglieder (familiari) beschäftigt werden. Die Leitung der Betriebe oblag einem „Hovemeister“ (magister oder rector). Oberster Dienstherr war der cellerarius des Klosters (Schneider, 1986).
Im Ackerbau herrschte die Dreifelderwirtschaft vor. Gepflügt wurde dreimal, bis das Feld saatfertig war. Eggen waren noch unbekannt. Die Gewanne (Flurblöcke) waren in lange und schmale Flurstücke unterteilt. Im Anbau dominierte Getreide, hierbei stand für Walkenried und seine Grangien Hafer an erster Stelle. Es folgte Gerste, Roggen und Weizen. Der Weizen wurde fast vollständig verkauft. Die Erntemenge betrug im Durchschnitt das 2-5fache der Aussaat, in der Goldenen Aue in guten Jahren das 6-7fache. Es ist anzunehmen, daß die Zisterzienser über ihre guten Verbindungen zu Frankreich und Italien wesentliche Beiträge zur Einführung neuer Gemüsearten und Obstsorten leisteten. Verläßliche Quellen für diese Annahme sind bisher nicht gefunden. Sicher ist, daß die Apfelsorten „Borsdorfer“ (benannt nach einem Vorwerk des Tochterklosters Pforta) und die „Graue Renette“ den Zisterziensern zu verdanken sind.
Als Zugtiere wurden Ochsen und Pferde eingesetzt. Die Ochsen wurden zum Pflügen bevorzugt. Pferde wurden mit Sielenblattgeschirr, seltener mit dem erst später üblichen Kummet angespannt. Zwei Pferde entsprachen in der Zugleistung 3 Ochsen und reichten etwa in das 17. Jahrhundert aus, um 20-30 Morgen (5-7,5 ha) zu bewirtschaften.
Die Einführung der Fruchtfolge, der Aufgabe der Brache und ihrer Nutzung durch Feldfutter und Hackfrüchte stieg später der Zugtierbedarf erheblich an.
Beim Viehbestand dominierten Rinder und Schweine. Ein Beispiel, das Wiswe (1953) vom Klostergut Walkenried aus dem 17. Jahrhundert anführt, kann dies demonstrieren. Walkenried hatte auf 94 ha Grünland 165 Rinder, 140-300 Schweine, 30-40 Schafe, 23 Ziegen, 30-60 Gänse und ebensoviele Hühner. Dazu waren 48 Pferde vorhanden. Die Rinder, Schafe und Ziegen ernährten sich fast vollständig vom Grünland. Die Schweine wurden im Herbst in den Buchen- und Eichenwäldern gemästet.
 

Zur Urbarmachung der Goldenen Aue

Die Goldene Aue war vor ein paar tausend Jahren noch ein großer See, an dessen Ufern vorgeschichtliche Siedlungsspuren nachweisbar sind (Auleben, Bilzingsleben). Zur Zeit der Gründung und Entwicklung des Klosters Walkenried wurde in ein Oberes Rieth, von Nordhausen bis etwa Wallhausen und ein Unteres Rieth von Wallhausen südlich bis etwa Memleben an der Unstrut unterschieden. Beide Riethgebiete waren zum größten Teil landwirtschaftlich nicht nutzbar. Die Riethfläche im Kreis Nordhausen umfaßte etwa 5-6000 ha, im Kreis Sangerhausen etwa 8000 ha und dem früheren Kreis Artern etwa 2000 ha, insgesamt um die 15.000 ha Land. Das Gebiet ist durch Schwemmlandböden von oft guter Fruchtbarkeit gekennzeichnet. Die Ackerzahl erreicht heute 80-100 Punkte. Allerdings ist der Grundwasserstand mit 20-60cm im Frühjahr oft zu hoch. Dagegen sinkt er bei ausgeprägter Vorsommertrockenheit stark ab, was zum „Ausbrennen“ des Grünlandes und Trockenschäden der Ackerkulturen führt.
Die beiden bestimmenden Fließgewässer Helme und Unstrut haben im Rieth ein sehr geringes Gefälle. Die Helme hat von Kelbra bis Katharienenrieth nur etwa 30m Höhenunterschied. Durchschnittlich bewegt sich das Gefälle von Helme und Unstrut zwischen 1,7% und 0,3%, nur im Frankenhausener Tal erreicht es 3,1% (Dubiel, 1967). Die Entwässerung des Gebietes war ein aufwendiges und mit damaligen technischen Mitteln nicht befriedigend lösbares Problem. Im 20. Jahrhundert bestand das Auegebiet im Kreis Sangerhausen zu 48% aus Land ohne Staunässe, 32% waren teilweise von Staunässe betroffen, 13% waren Feuchtland, d.h. ackerbaulich nicht nutzbar und 4% waren Sumpfgebiet. Dieser Stand wurde nach umfassenden, moderen Entwässerungsarbeiten und der Errichtung des Kelbraer Stausees erreicht (Dubiel, 1967; Kugler 1983).
Im heutigen Auegebiet war der Reichsbesitz mit Krongütern (Nordhausen, Wallhausen, Berbisleben, Bielen, Windehausen, Urbach u.a.) vorherrschend. Lehensträger waren außerdem die Grafen Hohnstein/Stolberg, Klettenberg, Rothenburg/Beichlingen, Mansfeld/Schraplau/Querfurt und Sondershausen. Das Kloster Fulda hatte Besitzungen im Oberen Rieth, das Erzbistum Mainz im Unteren Rieth und südlich der Helme.
Im Jahre 1134 erhält das Kloster Walkenried von Kaiser Lothar III. das Reichsgut Berbisleben. 1144 erwirbt das Kloster Land in den Riethsümpfen bei Görsbach, Land, welches dem Erzbistum Mainz gehörte und 1155 Land bei Heringen aus dem Besitz des Klosters Fulda. Ein teil dieser Ländereien war nicht landwirtschaftlich genutzt und wurde vom Kloster urbar gemacht. Aber 1208 bezahlte das Kloster dem Erzbistum Mainz 1000 Mark und dem Landgrafen von Thüringen 1200 Mark für 50 Hufen (350 ha), das bei diesem Preis mit Sicherheit kein Sumpfland mehr war.
Im Oberen Rieth weisen Ansiedlungen von Slawen (Bielen, Windehausen) auf frühere Aktivitäten zur Urbarmachung hin. Mitte des 12. Jahrhunderts sind Flamen nach Deutschland geholt worden, da sie bedeutende Erfahrungen in der Melioration von Sumpfgebieten besaßen. Flamensiedlungen sind aus Sachsen, Holsten, Bremen und vor allem aus Fläming bekannt. Im Oberen Rieth weist Wiswe (1950) darauf hin, daß Ländereien zwischen Heringen und Görsbach unabhängig vom Ellre, Langenrieth und Vorrieth von diesen gegründet worden.
Um 1180 begann unter der Regierung von Kaiser Friedrich I. die Melioration von Land im Unteren Rieth. Dazu hatte der Kaiser den Konversen Jordan des Klosters Walkenried zur Leitung des Projektes ausgeliehen. Als Dank für die Leistung erhielt das Kloster den Hof Caldenhusen mit 2 Hufen (52,5 ha) Land, „die nach flämischen Recht zehnten“.
Das Kloster Walkenried hat durchaus Verdienste bei der Schaffung einer Kulturlandschaft, die wir heute Goldene Aue nennen. Gleichermaßen sind die Verdienste der Flamen einzuschätzen. Es ist nicht genau bekannt, auf wessen Veranlassung sie einwanderten, wohl aber wissen wir, daß es zwischen 30 und 100 Familien gewesen sein können (Hahn, 1973). Flämische Siedler wohnten in den schon genannten vier von ihnen gegründeten Siedlungen, dazu in Weidenhorst und dem Unterdorf von Görsbach. Die Flamen hatten weniger Abgaben und Dienste zu leisten als die deutschen Bauern. Sie besaßen ihre eigene Gerichtsbarkeit. Was Weidenhorster Gericht ist bis 1686 nachweisbar und die sieben flämischen Sprüche zum Landbesitzrecht wurden erst 1850 durch die preußische Regierung aufgehoben (Kirchner 1988; Stübner 1788).

Der Name Goldene Aue ist in seinem Ursprung nicht eindeutig. 1148 wird ein Ort „Oh“ nahe der heutigen Aumühle genannt. 1485 wird das Gebiet bei Langenrieth mit „Güldin Owe“ bezeichnet.
Zu dieser Zeit war seine Fruchtbarkeit weit gerühmt und Graf Botho von Stolberg soll 1494 gesagt haben, er nehme lieber sein Land Güldene Aue genannt und wolle einem anderen das gelobte Land (Palästina) überlassen.
Das Kloster Walkenried hatte in seiner Blütezeit im 13. und 14. Jahrhundert folgende Grangien in der Goldenen Aue: Berbisleben, Beringen, Caldenhusen, Numburg, Riethhof, Bodenrode und Othstedt (s. Abb.1).


Die großen Überschüsse, die Walkenried mit seinen Grangien nd durch die Abgaben der Bauern erhielt, mußten vermarktet werden. Dazu wurden Klosterhöfe gegründet, die auch als Stadtvertretungen des Klosters fungierten. Solche Klosterhöfe entstanden
1206 in Würzburg
1269 in Goslar
1292 in Nordhausen
1303 in Göttingen
1316 in Göttingen, als 2. Stadthof
1341 in Osterwieck
Deutlich wird der Bezug zu den großen Städten des Harzrandes, aber auch zum Harzgebiet, dessen Montanindustrie mit Lebensmitteln aus dem Vorland versorgt werden mußte. Das Kloster hatte sich bei Kaiser und Landesfürsten das Recht erkämpft, in aller Freiheit, d.h. ohne Abgaben in den Klosterhöfen zu verkaufen und kaufen.
 

Zum Niedergang der Klosterwirtschaften

Der Niedergang der Klosterwirtschaften begann im 14. Jahrhundert. Es gibt mehrere Faktoren, die sich hierbei auswirkten. Ein Hauptgrund ist jedoch, daß landwirtschaftliche Großbetriebe geschaffen wurden, die kaum ökonomische Vorteile gegenüber den bäuerlichen Wirtschaften erbrachten.
Die Produktionsverfahren im Groß- und Kleinbetrieb waren nahezu identisch, sie beruhten überwiegend auf Handarbeit und dem Einsatz von Zugtieren. Solange mit Konversen gearbeitet wurde, waren sie die billigsten Arbeitskräfte, denn sie erhielten praktisch keinen Lohn. Schon aus dem Jahre 1274 erfahren wir aber erste Klagen über den Mangel an Konversen. Von 1168 bis 1308 gab es 123 Revolten der Konversen in deutschen Zisterzienserklöstern. Die Konversen protestierten damit gegen ihre schlechten Lebensbedingungen und die Ausbeutungsverhältnisse.
Mit der Gründung der Bettelmönchorden der Franziskaner und Dominikaner wanderten immer mehr Konversen der Zisterzienser in diese Orden ab, da sie sich dort ein besseres Leben erhofften (Roth, H.-J. in Schneider 1986).
Wiswe (1953) weist außerdem auf die Schwierigkeiten der Leitung solcher landwirtschaftlicher Großbetriebe hin, mit denen wohl die Mehrzahl der nur wenig fachlich gebildeten mittelalterlichen Menschen überfordert waren.
In diesem Zusammenhang ist auch ein nur geringes agrartechnisches Interesse der Leitung des Zisterzienserordens zu bemerken. Es gibt keinen Beschluß des Generalkapitels des Ordens, der sich mit landwirtschaftlichen Fragen beschäftigt und aus den Bibliotheken ist kein von den Zisterziensern verfaßtes Buch über landwirtschaftliche Probleme (Wiswe 1953).
Zu den weiteren Gründen für den Verfall der Klosterwirtschaften sind zu zählen:

  • die Hungersnöte von 1309 bis 1318, danach die Beulenpest 1348/1349 und in den Jahren 1398 und 1409 große Überschwemmungen
  • Überfälle geistlicher und weltlicher Herren, so z.B. des Bischof von Paderborn in den Jahren 1379, 1381 und 1384
  • Mißwirtschaft einzelner Äbte, z.B. des Abtes Heinrich VI. (1376-77)
und nach Abel (1935) die allgemeine Agrarkrise in Deutschland.
Neben den schon erwähnten Naturkatastrophen und Kriegen war diese durch den Übergang von der Natural- zur Warenwirtschaft gekennzeichnet. Damit verbunden ist eine starke Zentralisierung der Siedlungen. Eine Zunahme der Bevölkerung, Erbteilung in der Landwirtschaft, die zu Landwirtschaftsbetrieben führte, die den Familien kein ausreichendes Einkommen sicherte, und die Abwanderung in die Städte sind weitere Symptome dieser Krise.
Zusammenfassend können wir feststellen, daß das Kloster Walkenried mit seinen Landwirtschaftsbetrieben vor über 800 Jahren einen bedeutenden Einfluß auf die Kulturlandschaft unserer Region hatte. Dabei darf man aber auch die Mitwirkung deutscher, slawischer und flämischer Bauern mit ihren eigenständigen Aktivitäten nicht vergessen werden.
 

Literatur

  1. Abel, W. 1935 Agrarkrise und Agrarkonjunktur in Mitteleuropa vom 13.Jh. bis zum 19. Jh., Berlin
  2. Baumann, W. 1977 Die wirtschaftliche Entwicklung Walkenrieds im Überblick, in Heutger, 1977
  3. Dubiel, W. 1967 Die Flußaueböden des Helme-Gebietes im Kreis Sangerhausen, Landw. Fak. Halle, Dipl.arb.
  4. Eberhardt, H. 1943 Das Krongut im nördlichen Thüringen von den Karolingern bis zum Ausgang des Mittelalters, Z. d. Vereins f. Thüring. Gesch. u. Altertumskunde, NF, Bd.37, Jena s. 30-96
  5. Hahn, G. 1973 Flämische Kolonisten am Südharz. Südharzer Heimat – Heimat. Beilage d. Bad Sachsaer Nachrichten September
  6. Heutger, G. 1973 850 Jahre Kloster Walkenried. Heimatblätter f. d. südwestl. Harzrand, Heft 33, S. 1-10
  7. Kirchner, F. 1988 Einige neuere Erkenntnisse z. Geschichte der flämischen Siedlungen in d. oberen Goldenen Aue. Beitr. z. Heimatkunde aus Stadt und Kreis Nordhausen, Heft 13, S. 34-44
  8. Kugler, H. 1982/83 Kyffhäuser/Bad Frankenhausen. Tourist Wander-Atlas, 2. Aufl. Berlin/Leipzig
  9. Leuckfeld, J.G. 1706 Antiquitates Walckenredenses. Leipzig und Nordhausen
  10. Mascher, K.-H. 1957 Reichsgut und Komitat am Südharz im Hochmittelalter. Mitteldeutsche Forschungen Nr. 9 Köln/Graz
  11. Schneider, A. 1986 Die Cistercienser. 2.Aufl. Köln
  12. Stübner, J.C. 1788 Denkwürdigkeiten des Fürstentums Blankenburg und des inkorporiertem Stiftsamtes Walkenried, Wernigerode 1. und 2. Teil
  13. Urkundenbuch 1852 Urkundenbuch d. hist. Vereins f. Niedersachsen, Heft II. Die Urkunden d. Stifts Walkenried Abt.1/Hannover
  14. Wiswe, H. 1950 Die Bedeutung des Klosters Walkenried für die Kolonisierung der Goldenen Aue. Braunschw. Jahrbuch, Bd. 31
  15. Wiswe, H. 1953 Grangien niedersächsischer Zisterzienserklöster. Braunschw. Jahrbuch, Bd.34, S.5-134


Tabelle 1: Entwicklung der Grangien, Rebflächen und Klosterhöfe

1. ErwähnungSitz/OrtGröße (ha)Herrschaft
1127/29Walkenried620Lothar III.
1133/38Kinderode248“   “
1134Berbisleben182“   “
1154/1205Riethof315Friedrich I.
1187/1144Beringen  ..“   “
1188Bodenrode(202)“   “
1188Kaldenhusen528“   “
1204Othstedt/Wind.180Otto IV. (Philipp)
1205Steinthalleben(195)“   “
1205Günzerode368“   “
1203/..Schauen1000“   “
1208Numburg750Friedrich II. (Heinr.)
1224/5Immedeshausen..“   “
..Rotterode (Herr.)..“   “
1272Ebelingerode....

 
RebflächenStadthöfe
Würzburg4 MorgenWürzburg1206
Steinthalleben6 AckerGoslar1269
Greußen22 MorgenNordhausen1292
Stödten4 AckerGöttingen1303
Straußfurt12 AckerGöttingen1316
Osterwieck1341
dazu Rebflächen auch in
Walkenried, Nordhausen,
Klettenberg u.a.

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