Wie lässt sich der Beitrag der Bahn und des ÖPNV mit der Förderung eines umweltgerechten Fremdenverkehrs am Südharz verbinden? Vortrag von Burkhard Breme & Michael Reinboth 1 Einleitung Der Südharz bietet viele Highlights die zu erwandern, zu erreiten oder mit dem Rad zu erfahren sind. Alle Ziele hier aufzuzählen würde schon allein einige Seiten füllen. Als Beispiel für einen umweltgerechten Tourismus sei die Bereisung und Erkundung des Karstwanderweges genannt. Umweltfreundlicher Tourismus wie ihn z. B. der Karstwanderweg bieten kann fängt jedoch nicht erst im Zielgebiet an. Schon bei der Wahl des Verkehrsmittels zur Anreise in die Tourismusregion wird über den umweltfreundlichen Tourismus entschieden. Doch wie attraktiv ist das Angebot der Bahn und des ÖPNV in der (Süd-) Harzregion? Abschließend soll aufgezeigt werden, wie die Bewanderung des Karstwanderweges mit dem ÖPNV ergänzt werden kann. 2 Anreisemöglichkeiten mit der DB AG aus dem Bundesgebiet Aus dem gesamten Bundesgebiet existieren viele gute Fernverbindungen mit denen der Südharz mit nur einmaligem Umsteigen meistens stündlich zu erreichen ist. Direkte Fernbindungen, wie sie in auch durchaus unattraktiveren Regionen seitens der Bahn angeboten werden, existieren in der (Süd-)Harzregion leider nicht (mehr). Deshalb ist ein Umsteigen vom Fernverkehr in den Nahverkehr nötig. Als Umsteigebahnhöfe für den Südharz kommen folgende Bahnhöfe in betracht: Kassel, Göttingen, Northeim, Braunschweig, Halle und Erfurt. Aus dem Hamburger Raum hat die Bahn viel zu bieten. Angefangen vom stündlichen teuren ICE bis Göttingen oder Kassel, dem zweistündlichen IR bis Northeim, Göttingen oder Kassel bis hin zum zweistündlichen preiswerten RE bis Northeim, Göttingen oder Kassel, wo zwischendurch zweimal umgestiegen werden muss. Interregios fahren auf der Linie Aachen , Düsseldorf, Essen und Dortmund in Richtung Kassel und sollen die Anreise aus dem Ruhrgebiet abdecken. Interregios aus Konstanz decken auch die Anreisemöglichkeiten aus kleineren süddeutschen Ortschaften ab, an denen die stündlichen ICE aus Richtung München, Stuttgart und Frankfurt nicht halten. Aus Richtung Berlin kann je nach gewünschten Zielort mit einmaligen Umsteigen mit dem ICE/IR über Braunschweig oder mit dem IC/IR über Halle gefahren werden. Alle Verbindungen haben aber eines gemeinsam: Die Fahrgäste treffen sich ab den genannten Umsteigebahnhöfen in Nahverkehrszügen wieder, denn das Zielgebiet des Südharzes liegt ca. 50 bis 70 km abseits der Hauptstrecken, egal aus welcher Himmelsrichtung der Harz betrachtet wird. Und hier beginnt aus touristischer Sicht das eigentliche Problem. Die über jahrzehnte gewohnten und für den Tourismus wichtigen durchgehenden Verbindungen wurden einfach gekappt. Hier kann und muss in naher Zukunft Abhilfe geschaffen werden. In Zahlreichen Veröffentlichungen, Konzepten und Diplomarbeiten wurde schon bewiesen, dass dies auch mit geringen Kosten möglich ist. 3 Anreisemöglichkeiten mit der DB AG aus den umliegenden Großstädten Der Südharz ist -wie oben bereits beschrieben- von den umliegenden Großstädten aus sehr gut zu erreichen. Die RE Linien Erfurt – Northeim, Erfurt - Sangerhausen (-Magdeburg) und Kassel – Halle (-Dessau) verkehren zweistündlich und werden durch RB Züge zu einem Stundentakt verstärkt. Von Braunschweig über Osterode und Herzberg nach Bad Lauterberg existiert in den Tagesstunden ein Zweistundentakt. Bis auf die Anbindung von Braunschweig ist der Südharz für Tagestouristen sehr gut zu erreichen. 4 Anreisemöglichkeiten aus der Harzregion mit dem ÖPNV Ein abgestimmter ÖPNV vom Oberharz in den Südharz ist so gut wie nicht vorhanden. Dies hat verschiedene Ursachen. In Deutschland existieren viele Regionen, die zwar als Freizeit- und Tourismusregion räumlich abgegrenzt sind, jedoch durch Bundesländergrenzen unterschiedliche ÖPNV-Zuständigkeiten aufweisen. Für die Bestellung des SPNV sind in der Regel die Bundesländer verantwortlich. Der Busverkehr wird von den Landkreisen oder in Zusammenschlüssen zu Verkehrsverbünden bestellt. Im jeweiligen ÖPNV-Zuständigkeitsbereich wird zwar ein Optimum angestrebt, welches sich aus Sicht der jeweiligen Region und des damit verbundenen Freizeit- und Tourismusverkehrs, oftmals nur als Suboptimum darstellt. Diese Suboptima sind in vielen Freizeit- und Tourismusregionen wie z.B. Sauerland, Rhön und Harz zu beobachten. Gerade im Harz ist dieses Phänomen besonders ausgeprägt. Mit dem Wegfall der innerdeutschen Grenze hat sich die Region Harz mit seinen drei Ländergrenzen von Niedersachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt und den neun Landkreisgrenzen zwar für den Freizeitverkehr als ein homogenes Zielgebiet etabliert, aber es sind weiterhin die Folgen der ehemaligen innerdeutschen Grenze zu spüren. Im Harz konnten nicht, wie in anderen Regionen üblich, die über Jahre hinweg gewachsenen Verkehrsströme in ÖPNV-Angebote umgesetzt werden, weil sie nach der Grenzöffnung nicht bekannt waren. Jährlich besuchen 2,5 Mio. Urlauber und 42 Mio. Tagestouristen den Harz. Der Freizeit- oder auch Berufsverkehr wird deshalb stark (ca. 90 %) vom MIV dominiert. Wer als Alternative vom MIV auf den ÖPNV wechseln möchte wird jedoch vor kaum lösbare Probleme gestellt. Beim ÖPNV existieren immer noch die scheinbar schon überwundenen Grenzen:
Hier besteht im Interesse eines umweltgerechter
en Fremdenverkehrs und natürlich auch als Alternative zum MIV dringender Handlungsbedarf. 5 Fazit Die Anreise ist für Tagestouristen und auch Langzeiturlauber mit der Bahn gut zu realisieren, wobei einige durchgehende Züge aus den Ballungsräumen -wie in anderen Regionen üblich- auch in den Harz verkehren müssen. Die Mobilität vor Ort lässt dagegen sehr stark zu wünschen übrig, so dass der ÖPNV in der jetzigen Situation nicht als zusätzliches Werbeargument für „grenzüberschreitende“ Ausflüge in und aus dem Südharz genutzt werden kann. Auch zehn Jahre nach der Grenzöffnung existiert immer noch kein einheitlicher ÖPNV. Stattdessen gibt es Bundesland und Landkreis bezogen mehr als fünf zum Teil abgegrenzte ÖPNV-Regionen. Wir Harzer müssen den Service für die jährlich 130.000 Urlaubsgäste und 2.500.000 Tagesgäste, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen, erhöhen und ihnen endlich das bieten, was in anderen Urlaubsgebieten längst schon Standard ist. - Stand: 26.05.2000 - Anreisemöglichkeiten mit der DB AG aus dem Bundesgebiet Schwarze Linien: Das Schienennetz um und durch den HARZ
Umsteigefreie Anreisemöglichkeiten für Tagestouristen aus:
Das Straßennetz um und durch den HARZ
Für Urlauber, Tagestouristen usw. existieren kaum ÖPNV-Reisemöglichkeiten vom Oberharz in den Südharz!
Kurzfristige mögliche Abhilfe:
http://www.suedharzstrecke.de/ Der Karstwanderweg und der öffentliche Personennahverkehr Eine kurze Analyse vorwiegend für die Landkreise Osterode am Harz und Nordhausen
Sind ausreichend vorhanden! Informationen Über den Wanderweg gibt es in den Fahrplänen – auch in den regionalen Plänen der Kreise bzw. Verkehrsverbünde – keine Hinweise. In den Broschüren zum Wanderweg finden sich keinerlei Hinweise auf vorhandene Bahn- oder Buslinien. Schlimmer noch: Die Rückseite der Nordhäuser Broschüre gibt für die Anreise ausschließlich Hinweise zu Autobahnen und Bundesstrassen. Lediglich zu den Zügen kann man sich kreisgrenzenüberschreitend informieren. Die Züge der KBS 357, 358, 590 sind in vielen Plänen vertreten. Bisher vorbildlich: Thüringen mit Tabellen auch aus Niedersachsen und Sachsen-Anhalt. Busse: Fehlanzeige! Hier hilft auch die CD-ROM der DB nicht mehr weiter. Schon in Walkenried sind die Fahrzeiten der Busse in Ellrich oder Mackenrode unbekannt. Auch zwischen den Kreisen Nordhausen und Sangerhausen gibt es keine übergreifenden Informationen. Der Sachstand bei den Informationen ist katastrophal! Die tatsächliche Erreichbarkeit .... Bei den Zügen verkehren:
Damit ist der Zugang über Osterode, Herzberg, Scharzfeld, Bad Sachsa (Neuhof), Walkenried, Ellrich, Woffleben, Niedersachswerfen, Nordhausen, Berga-Kelbra, Uftrungen, Roßla, Bennungen, Sangerhausen praktisch unbeschränkt an allen Tagen möglich. ...ist besser als angenommen! Bei den Bussen sieht es namentlich am Wochenende deutlich schlechter aus! Es verkehren:
Gerade am Wochenende sind interessante Start- oder Zielpunkte wie Düna oder Steigerthal nur sehr schlecht zu erreichen!
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