8. Südharz-Symposium 16./17. September 2005 in Nordhausen
 
Die Verbreitung von Gipsrohstoffen und ihre Verwendung in historischen Bauten
 
Vortrag von
Dr. Hendrik Visser
 
Die Deutsche Bundestiftung Umwelt förderte Untersuchungen und Materialentwicklungen im Rahmen des Projektes „Optimierung und Erprobung dauerhafter Gipsmörtel für die Instandsetzung historischer Bauwerke“. Eine Karte zur Verbreitung von historischem Gipsmörtel wird zurzeit vom ZMK Hannover entwickelt, dies erfolgt im Rahmen der WTA-AG „Historische Gipsmörtel“.

Im Umfeld der in historischer Zeit genutzten Oberflächenvorkommen von Gipsgestein wurde Gipsmörtel vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert als Mauermörtel, auch im Außenbereich, verwendet. Erhaltungsmaßnahmen an diesen historischen Gebäuden mit modernen zementhaltigen Baustoffen können zu Treiberscheinungen führen. Die Verbreitung von Gipsmörtel in historischen Bauwerken ist daher interessant für alle, die sich mit der Instandsetzung von historischen Gebäuden befassen.

Bei den Gipsvorkommen im Mittelgebirge und in der süddeutschen Schichtstufenlandschaft handelt es sich zum größeren Teil um Sulfatschichten, die relativ flachlagernd bis mäßig steil lagernd von der Erosion großflächig freigelegt worden sind. Diese größeren Oberflächenvorkommen von Gipsgestein sind im Wesentlichen in dieser Karte erfasst und bilden die Grundlage für die Verwendung von Gipsmörtel in historischen Bauwerken im Südharz und im Thüringer Becken, aber auch in anderen Gebieten des Mittelgebirges und der süddeutschen Schichtstufenlandschaft. In all diesen Gebieten sind die Anlieferungswege meistens kurz, häufig liegt der Gipssteinbruch auf dem Gemeindegrund.

In der Norddeutschen Tiefebene finden sich als Gipslagerstätten ausschließlich Diapire (Salzstöcke / Gipsaufbrüche) und ähnliche salztektonische Strukturen. Diese durch vertikalen Salzaufstieg entstandenen Lagerstätten sind an der Erdoberfläche in sehr lokal begrenzten Strukturen vorhanden (< 1 km²), die aber im rohstoffarmen Tiefland überregionale Bedeutung aufweisen. Die wichtigsten sind der Lüneburger Kalkberg (in Wirklichkeit ein Gipsberg), die Gipslagerstätte bei Bad Segeberg und die ehemalige, heute vollständig durch Abbau und marine Erosion abgetragene Lagerstätte auf Helgoland (das ehemalige „Weiße Kliff“). Von diesen Lagerstätten aus gab es weitreichende Vertriebswege, dabei war der Wasserweg oft wichtiger als der Landweg.

Das größte zusammenhängende und bisher best-untersuchte Verbreitungsgebiet von historischem Gipsmörtel sind Harz, Harzumfeld und Thüringer Becken, ausgehend von den dort vorhandenen Lagerstätten. Im Prinzip sind die Umfelder von Gipsvorkommen alle „gipsmörtelverdächtig“. Von vielen Gipsvorkommen des Mittelgebirges und Süddeutschlands sind bislang keine Nutzungen für historischen Mörtel überregional bekannt, so dass auf eine entsprechend große Zahl noch nicht erfasster Vorkommen von historischem Gipsmörtel geschlossen werden kann. Bei Verdacht ist vor einer Instandsetzungsmaßnahme eine Untersuchung der historischen Mörtel dringend anzuraten.

Die Kartenerfassung baut auf den grundlegenden Untersuchungen und Erfassungen von KULKE (1998 u. 2000) und LUKAS (1992) auf und versucht, eine möglichst große Zahl der vielen wertvollen unveröffentlichten Hinweise auf Gipsmörtel-Standorte zu berücksichtigen (Zitate erfolgen auf der Karten-Endfassung).

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