7. Die Fauna des Südharzes

7.1 Fauna des Eiszeitalters

Das Quartär ist die jüngste erdgeschichtliche Epoche und erstreckt sich bis heute. Es unterteilt sich in Pleistozän (Eiszeitalter) und Holozän (Nacheiszeit). Das Eiszeitalter wurde geprägt von starken und tiefgreifenden Klimaschwankungen, mit zeitweise sehr niedrigen Temperaturen, welche während der Glaziale (Kaltphasen) um durchschnittlich zehn Grad niedriger als heute lagen. Die dazwischen liegenden Interglaziale (Warmzeiten) hingegen, waren oft sogar wärmer als unsere jetzige Warmzeit. Die unterschiedlichen, mehrfach aufeinanderfolgenden Klimaphasen waren durch jeweils unterschiedliche Tier- und Pflanzengemeinschaften geprägt.
Die Lebensbedingungen in Mitteleuropa entsprachen während der Kaltzeiten denen des heutigen Nordskandinaviens und des nördlichen Sibiriens. Den Klima- und Vegetationsverhältnissen angepasst, lebten vor allem großwüchsige Herdentiere. Sie konnten ohne Behinderung durch geschlossene Waldflächen die Kurzgras- und Kräuterflora der Tundra abweiden. Zu nennen sind hier neben Wildpferd, Rentier, Riesenhirsch, Steppenbison und Wolf vor allem das Mammut, das Wollhaarnashorn und die Wisentart. (Nielbock 1998, 61) Dieses einheitliche Artenspektrum verweist zeitlich auf das frühe bis mittlere Weichselglazial. (vgl. Abb. 40, Grothe 1998, 56)

    Abb. 40: Übersicht der jungpleistozänen Faunenentwicklung (Mammalia, große und mittelgroße Arten) in Niedersachsen. Nach STAESCHE 1991. In der mittleren Phase des Weichsel-Glazials alle Arten, die in den Dolinen des Gipskarstes bei Osterode vorkommen.1: Waldelefant, 2: Flußpferd, 3: Damhirsch, 4: Mercksches Nashorn, 5. Riesenhirsch, 6: Wildpferd, 7: Braunbär, 8: Wolf, 9: Ur, 10: Rothirsch, 11: Elch, 12: Reh, 13: Biber, 14: Mammut, 15. Wollnashorn, 16: Höhlenlöwe, 17. Ren, 18: Steppenbison, 19: Bison sp., 20: Moschusochse, 21: Eisfuchs, 22: Schneehase, 23: Dachs, 24: Wildschwein, 25. Haushund, 26: Hausrind, 27. Hausschwein, 28: Schaf, 29: Ziege. (Grothe 1998, 58)
Durch die schnell voranschreitenden Klima- und Vegetationsveränderungen sowie vermutlich auch infolge der intensiver werdenden Bejagung durch den Menschen, starben viele dieser Tierarten gegen Ende der letzten Eiszeit vor ca. 15.000 - 10.000 Jahren aus, so auch die eiszeitlichen Großraubtiere Höhlenlöwe, Höhlenhyäne sowie der bekannte Höhlenbär. (Nielbock 1998, 61)

7.2 Fossilfunde im Südharz

Die erdgeschichtlich jüngsten, fossilen Funde des Südwestharzes stammen aus der Zeit des Quartärs. Hierbei handelt es sich überwiegend um Tierknochenfunde aus Höhlen und Schlotten im Bereich der verkarstungsfähigen Zechstein-Gesteine.
Die erstmaligen Funde und damit verbundene Tierarten-Erstbeschreibungen vom Wollhaarnashorn bei Düna im Jahre 1751 und 1808 vom Mammut bei Ührde sind forschungsgeschichtlich von herausragender Bedeutung.
Den Höhlen des Harzes kommt innerhalb der Quartärforschung eine besondere Stellung zu, da sie die nördlichsten in Europa sind, in denen reichhaltig eiszeitliche Tierknochenfunde auftreten, da Höhlen und Schlotten überhaupt ideale Voraussetzungen für die Einbettung und die Erhaltung eiszeitlicher Tierknochen bieten.
Hohlraumbildungen finden sich hier im Gips, wie auch im Zechsteindolomit, der Großteil jedoch in Ersterem. Bei Höhlen in Karbonatgesteinen (Kalk und Dolomit) handelt es sich im Gegensatz zu Sulfatgesteinshöhlen, um relativ langlebige Gebilde (Entstehung sicher bereits vor einer Million Jahren); Gipshöhlen hingegen sind in Relation dazu, schon durch die hohe Löslichkeit des Gesteins und deshalb durch das ständige Nachbrechen der Höhlendecken bedingt, nur von kurzer Dauer. Alle heute im Südharz bekannten Gipshöhlen sind nicht älter als einige Jahrtausende. Sie dürften überwiegend erst nach der letzten Vereisung entstanden sein. Somit lassen Funde in heute noch zugängliche Gipshöhlen nur nacheiszeitliche Exemplare erwarten. Im Gegensatz dazu sind Funde in Kalk- und Dolomithöhlen aus allen Zeit- bzw. Kulturstufen des Quartärs möglich.
Die „Sedimentfallen" des Zechsteinkarstes wurden und werden vor allem bei der Rohstoffsuche entdeckt. Viele der Fundstellen der Quartärfauna verdanken ihre Entdeckung der verstärkten Erschließung der einheimischen mineralischen Rohstoffe, die mit dem Beginn des industriellen Aufschwungs im letzten Jahrhundert einsetzte. Gerade am Südharzrand entstanden im permischen Zechstein zahlreiche Steinbrüche zur Gewinnung von Gips, Anhydrit, Kalk und Dolomit; mit eiszeitlichen Sedimenten verfüllte Karsthohlräume werden dabei aufgeschlossen. Es gelang wiederholt die Entdeckung pleistozäner Säugetierknochen. Durch den heutigen modernen Abbau mit Großraummaschinen wird die Chance auf Entdeckung von Fossilien und Artefakten immer geringer. (Nielbock 1998, 61f)
Die Ursache der zahlreichen Tierfunde liegt im Gebiet des Südharzes im Vorhandensein zahlreicher Dolinen- u. Schlottentrichter. Diese lagen in der kaltzeitlichen Steppentundra im Bereich der Gipskarstlandschaft, zum Teil flächendeckend mit oft nur ca. 20-30 m Zwischenabstand verteilt und wirkten vor allem im letzten Glazial als Sedimentfallen; Tierreste wurden hierbei eingebettet.
Die oberen Durchmesser der Dolinen und Schlotten reichten von einem bis über 20 Meter, die Tiefen schwankten zwischen wenigen Dezimetern und vermutlich maximal drei Metern. Tiefere Teile der Hohlformen – bis zu über 20 m tief – waren bereits mit Verwitterungslehm des Gipses, Dolomitschutt und äolischem Löß fest verfüllt.

    Abb.: 41 Schematisches Block- und Panoramabild zur Fundsituation der weichselzeitlichen Säugetiere in den Dolinen des Gipskarstes am südwestlichen Harzrand bei Osterode (Zeichnung A. Subatzus). Nach Jahnke und Denecke 1976. (Grote 1998, 59)
Beim sommerlichen kurzzeitigen Auftauen des Permafrostbodens verwandelten sich die Lehmfüllungen im oberen Bereich in einen plastischen, zähflüssigen aufquellenden Brei. Diese offenen, vermutlich durch Krautvegetation verdeckten Trichtermulden stellten in der Steppentundra tückische Fallen besonders für das Großwild dar. Ein im Sommer hineingeratenes Tier konnte sich aus dem Lehmbrei kaum mehr befreien (siehe Abb. 41). So lassen sich die zahlreichen Tierfunde darin im allgemeinen erklären.Darüber hinaus geben diese archäologische Funde möglicherweise Auskunft über paläolithisches (Lebewesen vergangener Erdperioden / Altsteinzeit) Jagdverhalten.
So ist zu vermuten, dass paläolithische Jäger- und Sammlergruppen (ebenso wie Höhlenhyänen) diese Gelegenheit der Großwildbeute nutzten und in Dolinen oder Schlotten geratene Tiere an Ort und Stelle ausweideten. Der größte Teil der Skelettüberreste verblieb im Morast der Doline, einige Knochen, manchmal das komplette Skelett, wurden luftdicht eingebettet und konserviert. Die Wildbeuter verhielten sich passiv und nutzten nur die gelegentlichen Chancen natürlicher Unglücksfälle, in Konkurrenz mit Hyänen und anderen Fleischfressern, wie z.B. dem Wolf.
Denkbar wäre allerdings auch das aktive Mitwirkung des Menschen in der beschriebene Grundsituation. Die gezielte Treib- und Drückjagd in Richtung der Dolinenfelder vor allem auf Großwild ist sehr wahrscheinlich, wenn auch durch kein Indiz wissenschaftlich belegt. Die Dolinen waren - für paläolithische Wildbeuter unübersehbare - natürliche und ideale Fallgruben. Eine fiktive Treibjagd mit Feuer, eventuell sogar mit dem Flächenbrand der Grastundra unterstützt, ist aufgrund der wiederholt nachgewiesenen Holzkohleanreicherungen in den fundführenden Dolinen denkbar. Viele der Dolinenkessel besaßen mit ihren Felskanten eine schroffe, wenn auch nicht sehr tiefe Kraterform, und das hier in Panik hineinstürzende Wild wurde zumeist erheblich verletzt und konnte problemlos erlegt werden.
Anhaltspunkte für jungpaläolithische oder jüngere Jagden mit Hilfe von Dolinen sind nicht erkennbar, da sie zum Ende des Weichselglazials, vermutlich sogar bereits vor dem Hochglazial, weitgehend zusedimentiert waren. Somit kam es nur noch vereinzelt zu Fundeinbettungen faunistischer Reste.
Die Schlottenfelder wurden wahrscheinlich bis noch zur neolithischen Zeit im frühen Holozän zur Fallgrubenjagd genutzt. Anders als die Dolinentrichter haben sich die Schlotten nicht vollständig zusedimentiert. Da sich basale Gipslösung und erdfallartige Sedimententleerung in unterirdische Auslaugungshohlräume einerseits und die permanente Nachverfüllung andererseits die Waage hielten, besaßen die Schlotten im Frühholozän noch Tiefen zwischen ein und zwei Metern. Dies war für eine Fallgrubennutzung ausreichend. (Grote 1998, 47-61)

7.2.1 Abschließende Betrachtung
Abschließend lässt sich feststellen, dass der Harz aufgrund der Karsterscheinungen einen bedeutenden Fundort von fossilen Lebewesen darstellt.
Klimaveränderungen und geologische Prozesse, infolge derer sich die hydrologischen Gegebenheiten, das Relief, die Bodenverhältnisse und somit auch die Pflanzenwelt im Laufe von Jahrmillionen wandelte, lassen heute vollkommen veränderte Tierarten auftreten. Aufgrund der besonderen Verhältnisse der Karstlandschaft Südharz, hebt sich diese deutlich von der Artenzusammensetzung umgebender Landschaften ab.

7.3 Die Fauna der Gegenwart

7.3.1 Biotoptypen des Südharzes
Der Artenschutz beinhaltet immer auch den Biotopschutz, wobei die Karstlandschaft des Südharzes bereits ein Konglomerat besonderer Biotoptypen darstellt. Dieses einzigartige Biotoptypenmosaik setzt sich zusammen aus Ackerwildkrautfluren, Ruderalvegetation entlang von Wegrändern und Säumen, Wäldern und Waldrändern, Gebüschen und Kleingehölzen, Streuobstwiesen, Grünland, Heiden und Magerrasen, Steinbrüchen und Felswänden, aus Höhlen und Stollen, Hoch- und Übergangsmooren, Binnengewässern – Fließ- und Stillgewässern sowie Siedlungsbereichen. (Landkreis Osterode am Harz 1998, 109f)
Im Bereich des Gebietes zwischen Steina und Nussteich kommen dabei folgende Biotoptypen besonders zum tragen: Die Steina und der Fitzmühlenbach als Fließgewässer, der Nussteich als temporär trockenfallendes, nahezu stillstehendes Gewässer, das unmittelbar angrenzende Grünland einerseits und der Mischwald andererseits. Des Weiteren die Felswand, an welcher der Zehngärtenbach wieder oberirdisch wird.
Innerhalb dieses Projektgebietes befinden sich laut Landschaftsrahmenplan Osterode landesweit besonders schützenswerte Bereiche. Hier sind zu nennen: Der 2km lange und 12ha große Teil des Steinatales, welcher mit seinem oft trockenfallenden Schotterflussbett und seinem artenreichen Ufer mit Staudenfluren und naturnahem Auwald als Naturschutzgebiet, wie auch als besonders geschützter Biotop ausgewiesen ist. Darüber hinaus sind die Karstquelle und Nussteichschwinde als Teil des größten Blindtales Niedersachsens zu nennen. Dieser Bereich, auf überwiegend forstlich genutzten Flächen, zeichnet sich durch seinen Waldbestand mit vielgestaltigem Karstrelief, artenreichem Perlgras-Buchenwald, kleinflächigem Seggen-Buchenwald, der Gipsfelswand am Fuß der Karstquelle, der Schwinde mit ihrem natürlichen temporären Teich sowie dem stellenweise auftretenden Großseggenried und Röhricht aus. Er ist als geschützter Biotop und als Naturschutzgebiet ausgewiesen. (Landkreis Osterode am Harz 1998, 123f, 149)

7.3.2 Fauna des Südharzes
Die oben angeführten, für die Karstlandschaft so bezeichnenden Biotoptypen bieten Lebensraum für ganz spezifische Tiergruppen. Auf diese sollen im folgenden, in Zuordnung zu den einzelnen Biotopen, eingegangen werden.

7.3.3 Fauna der Wälder
Laubwälder – insbesondere Buchenwälder können eine sehr hohe Artenzahl aufweisen. Diese setzt sich zu einem Großteil aus Anthropoden (Gliederfüßer), die zur Bodenfauna gehören und zu einem weitaus geringerem Teil aus Wirbeltieren zusammen. Im besonderen kennzeichnend für die Laubwälder des Harzes und des Harzvorlandes ist die Avifauna (Vogelwelt). Charakterarten sind hier der Buchfink, welcher seine größte Siedlungsdichte mit bis zu acht Brutpaaren auf 10ha aufweist und in nahezu allen Waldtypen dominiert. Des Weiteren kennzeichnen der Mäusebussard, der Habicht und an einigen Stellen im Harz der Wespenbussard diesen Biotoptyp. Strukturierte Laubwälder mit Gewässernähe sind darüber hinaus geeignete Brutbiotope des Schwarzstorches, welcher in Niedersachsen als vom Aussterben bedroht gilt (Rote Liste 1). Die Rückkehr des Haselhuhns in struktur- und deckungsreiche Laubwälder mit reicher Krautschicht, hohem Weichholzanteil und niedrigem Niederwaldbetrieb wäre denkbar. Bemühungen des staatlichen Forstamtes Walkenried diesbezüglich, bestehen bereits.
Altholzbestände haben einen besonders hohen Stellenwert für Höhlenbrüter; der Schwarzspecht nimmt hier eine Schlüsselstellung ein, da seine Höhlen von über 30 anderen Wirbeltierarten genutzt werden können.
Die generell artenärmeren Nadelwälder beheimaten spezifisch angepasste Arten, wie Fichtenkreuzschnabel, Haubenmeise, Tannenmeise, Sommer- und Wintergoldhähnchen, Gartenrotschwanz und Ringdrossel.
Lichte Bergmischwälder des Südharzes werden vom Auerhuhn bewohnt; die Wiedereinbürgerung des Auerhuhns im Landkreis Osterode wird angestrebt.
Die Wildkatze mit noch ungefähr 200 Exemplaren weist den Schwerpunkt ihrer Verbreitung zwischen Sieber und Riefensbeek und im Bereich Walkenried zwischen Zorge und Wieda und demnach im Südostharz ihre dichteste Besiedlung in ganz Europa auf.
Hohe Bestände an Rot- und Rehwild kennzeichnen darüber hinaus den Südharz und stellen ein Problem für die Forstwirtschaft dar.
Selten gewordene Auwälder weisen eine enorme Artenvielfalt auf. Bis zu 50 Brutvogelarten leben im Bereich der unteren Sieber und im Odertal. (Landkreis Osterode am Harz 1998, 39ff)

7.3.4 Fauna der Fließgewässer
Fließgewässer, so auch die Steina, sind aufgrund ihrer Uferwälder- und säume von besonderer Bedeutung. Der Charaktervogel der Harzbäche ist die Wasseramsel.
Sauberes, nährstoffarmes Wasser wird häufig von Strudelwürmern und Bachflohkrebsen, bei weichem Substrat von Fließgewässerlibellen oder bei geringer Wasserbewegung von Larven des Feuersalamanders bewohnt. Für den Artenschutz bedeutsame Arten sind das Bachneunauge, die Kroppe und der Flusskrebs.
Feuchte Uferzonen bieten Lebensraum für bestimmte Laufkäferarten; Schotterfluren im Vorland beherbergen den Flussregenpfeifer, die Kreuzkröte sowie die Knoblauchkröte, die ursprünglich durch Hochwasser geprägte, vegetationsarme Bereiche besiedelte. (Landkreis Osterode am Harz 1998, 52ff)

7.3.5 Fauna der Stillgewässer und Feuchtbiotope
Stillgewässern und Feuchtbiotopen kommt aufgrund ihrer geringen Anzahl eine besondere Bedeutung zu. Vor allem für die Avifauna, wie Blässrallen, Haubentauchern, Höckerschwänen, Reiherenten, Rohrweihen, Drosselrohrsängern, Teichrohrsängern, Rohrammern, Graureihern und Eisvögeln sind diese Biotope unerlässlich. (Landkreis Osterode am Harz 1998, 65f)

7.3.6 Fauna größerer natürlicher Gewässer
Größere Gewässer sind im Landkreis Osterode als Rast- und Durchzugsgebiete von Bedeutung, da die wenigsten Vögel direkt über den Harz ziehen. Regelmäßige Durchzügler sind die Rohrweihe, der Fischadler, die Krick-, Knäck-, Löffel-, Spieß-, Schnatter- und Tafelente, der Rothalstaucher, die Bekassine, der Weiß- und Schwarzstorch, Stare sowie der Kranich. Auch Reptilien und Amphibien sind an diesen Gewässern zu finden, hier ist die Ringelnatter (Rote Liste Niedersachsen 3), der Teichfrosch, der Grünfrosch, der Seefrosch, der Grasfrosch, der Moorfrosch, der Laubfrosch, die Erdkröte sowie der Teich-, Berg- und Kammolch zu nennen. Die Fischfauna dieser Gewässer ist stark vom Menschen beeinflusst. Teiche der Karpfenaufzucht trifft man häufig an. (Landkreis Osterode am Harz 1998, 66f)

7.3.7 Fauna kleinerer natürlicher Gewässer
Hier sind vor allem die Erdfälle für die Fauna von besonderer Bedeutung. Diese weisen durch ihre Lage in stark beschatteten Wäldern nur wenig Ufervegetation und eine starke Falllaubschicht auf und stellen somit gute Laichplätze für Erdkröte, Grasfrosch und alle vier Molcharten, speziell für den Fadenmolch dar.
An besonnten Erdfällen steigt die Arten- und Individuenzahl stark an; 11 Amphibienarten und 25 Libellenarten sind zu nennen. Eine faunistische Besonderheit stellen die Knoblauchkröte und der Kleine Teichfrosch dar, da diese normalerweise an andere Biotoptypen gebunden sind. Libellen sind gute Bioindikatoren für die Gewässerqualität, so zum Beispiel die Gemeine Binsenjungfer, die Frühe Adonislibelle, die Große Pechlibelle, die Becher- und Hufeisen-Azurjungfer, die Blaugrüne Mosaikjungfer, die Glänzende Smaragdlibelle, der Blaupfeil und Heidelibellenarten. Zudem finden sich an Erdfällen des Harzvorlandes ökologisch anspruchsvolle Arten, deren Larvenentwicklung im Wasser durch ungünstige Fakten bedroht wird, hierzu zählen die Glänzende Binsenjungfer, die Kleine Binsenjungfer, die Federlibelle, die Torf-Mosaikjungfer, die Braune Mosaikjungfer sowie die Große Heidelibelle. Besonders auffällige Formen der Limnofauna sind der Wasserskorpion, der Edelkrebs und im Bereich Walkenried die Wasserspinne. (Landkreis Osterode am Harz 1998, 68ff)

7.3.8 Fauna der Grünländer
Intakte Feuchtgrünländer bieten Lebensraum für artenreiche Tiergemeinschaften, besonders für Insekten. Zweiflügler, Schwebfliegen, Hautflügler, Schmetterlinge und Heuschrecken sind hier beheimatet aber auch Säuger, Vögel, Reptilien, wie Waldeidechse und Blindschleiche, und Amphibien nutzen diese Biotope zumindest als Teillebensräume. Für Tierarten, welche andere Biotope bewohnen, stellt das Grünland häufig auch einen wichtigen Teillebensraum dar.
In höheren Staudenvegetationen am Rande von Feuchtgrünländern trifft man den Sumpfrohrsänger, den Feldschwirl, den Mittleren Weinschwärmer aber auch Insektenarten, wie das Grüne Heupferd, die Zwitscherschrecke und Laufkäfer an.
In trockenen Bereichen brüten Kibitz, Feldlerche, Bekassine und Braunkehlchen; entlang von Wegrändern auch der Neuntöter.
Bedrohte Heuschreckenarten, wie die Sumpfschrecke und der De Geers Grashüpfer, gehören im Landkreis Osterode zu den Seltenheiten und sind mittlerweile nur noch im Bereich von Bad Sachsa / Nüxei zu finden. (Landkreis Osterode am Harz 1998, 81ff)

7.3.9 Fauna der Magerrasen und Felsfluren
Magerrasen und Felsfluren beheimaten kaum voneinander abweichende Zoozönosen (Lebensgemeinschaften). Charakteristische Tiergruppen sind Heuschrecken, Schmetterlingen, Schnecken, Käfer, Laufkäfer, Haut- und Zweiflügler, vor allem Schwebfliegen, Zikaden, Wanzen und Spinnen. Bedeutend für den Naturschutz sind hierbei die Schnecken, Heuschrecken und Schmetterlinge. Schnecken, wie Chondrula tridens, Granaria frumentum und Helicella itala gehören zu denen in der Bundesrepublik Deutschland gefährdeten oder stark gefährdeten Arten. 11 der 17 Heuschreckenarten der Magerstandorte im Landkreis Osterode stehen auf der Roten Liste für Niedersachsen. Die Zweipunktige Dornschrecke und die Blauflüglige Ödlandschrecke zählen zu denen vom Aussterben bedrohten Arten. Der Warzenbeißer, die Rote Keulenschrecke, der Ramburs Grashüpfer und die Langfühler-Dornschrecke gelten als stark gefährdet.
14 der angetroffenen Schmetterlingsarten finden sich in der Roten Liste Bundesrepublik Deutschland, darunter der Schwalbenschwanz und der Wolfmilchschwärmer. Für Aricia allous liegt wahrscheinlich der einzige Fundort ganz Niedersachsens im Landkreis Osterode.
Wirbeltiere sind mit einigen Reptilien und Vogelarten vertreten; hier findet man Kriechtiere, wie Zauneidechse, Waldeidechse und Blindschleiche. Charakteristische Vogelarten sind Goldammer, Hänfling, Baumpieper, Dorngrasmücke und Neuntöter. (Landkreis Osterode am Harz 1998, 84ff)

7.3.10 Fauna der Felswände, Höhlen und Stollen
Felswände, Höhlen und Stollen sind aufgrund ihrer hohen Spezifikation von besonderer Bedeutung als Lebensräume für Tierarten.
Felswände sind dabei natürlichen Ursprungs oder durch den Gesteinsabbau entstanden. Sie sind durch ihre vertikale Struktur, die jeweilige Gesteinsart und besondere Exposition für bestimmte Tierarten attraktiv. Hautflügler, Zweiflügler, Spinnen – Springspinne und Trichterspinne – und Reptilien, wie beispielsweise die Zauneidechse sind hier anzutreffen.
Für Vögel, wie Uhu und Wanderfalke, welche in früheren Jahren als vom Aussterben bedroht galten, kommt den Steilwänden als Brutstätte besondere Bedeutung zu.
Höhlen und Stollen stellen mehr oder weniger autarke Lebensräume dar, da hier aufgrund von Lichtmangel grüne Pflanzen als erste Stufe der Nahrungskette fehlen. Dennoch hat sich eine hochspezialisierte Höhlenfauna gebildet, die 160 Urtierarten, 710 Wirbellose Tierarten und 22 Wirbeltierarten umfasst. Höhlenkrebs, Höhlenassel und Insekten, wie Trauermücken, haben sich durch Reduktion der Augen bzw. der Flügel und des Pigments an die besonderen Lebensbedingungen angepasst.
Wirbeltiere, wie Amphibien, Fledermäuse, Fuchs und Steinmarder nutzen die Höhlen und Stollen als Teillebensbereiche – Winterquartiere oder Verstecke. Zu den anzutreffenden Amphibienarten zählen der Feuersalamander, der Kammolch, die Erdkröte und der Grasfrosch. Fledertiere sind für die jahrhundertealten Bergbaustollen und Höhlen charakteristisch; sie werden als Winterquartiere genutzt. Zu den Wintergästen zählen hier die Große Hufeisennase, die Kleine Hufeisennase, die Kleine Bartfledermaus, die Fransenfledermaus, die Bechsteinfledermaus, das Große Mausohr, die Wasserfledermaus, die Teichfledermaus, das Braune Langohr, das Graue Langohr, der Abendsegler, der Kleine Abendsegler, die Zwergfledermaus, die Mopsfledermaus, die Nordfledermaus, die Breitflügelfledermaus und die Zweifarbfledermaus. (Landkreis Osterode am Harz 1998, 102ff)

7.3.11 Fauna der Siedlungsgebiete
Naturnahe Gärten, Gebüschbestände und Streuobstwiesen beherbergen zahlreiche Vogel- und Insektenarten. Es werden oft höhere Arten- und Individuenzahlen erreicht als in vergleichbaren Biotopen der freien Landschaft. Gebäude können als Ersatzbiotope für Felswände und Höhlen dienen; so nisten hier die Mehlschwalbe, der Mauersegler, die Dohle, der Hausrotschwanz, der Turmfalke und der Wanderfalke.
Das Innere von Gebäuden, wie Dachböden, Scheunen und Kirchtürme, wird gern von Tierarten genutzt, die ansonsten Baum- und Felshöhlen bewohnen. Hierzu zählen der Waldkauz, die Schleiereule, die Rauchschwalbe, die Bilche (Schlafmäuse), der Steinmarder und die Fledermäuse. (Landkreis Osterode am Harz 1998, 108f)

7.3.12 Abschließende Betrachtung
In der Gesamtheit der vorhandenen Biotoptypen im Bereich des Landkreises Osterode im Südharz konnten 64 Säugetierarten kartiert werden. Davon werden 41 Arten Gefährdungskategorien der Rote Liste Niedersachen zugeordnet. Hier sind besonders stark die Fledermäuse vertreten. Sie dominieren sämtliche Gefährdungskategorien; in den Gefährdungskategorien 1 (vom Aussterben bedroht) und 2 (stark gefährdet) sind ausschließlich Fledermausarten zu finden.
Von 250 Vogelarten sind 131 Brutvogelarten. Von diesen werden 72 Arten in der Roten Liste aufgeführt.
22 Amphibien- und Reptilienarten sind kartiert worden, hiervon finden sich 16 in der Roten Liste. Der Landkreis Osterode beheimatet 37 Fischarten, wovon 30 der Roten Liste zugeordnet werden müssen.
Von 32 kartierten Libellenarten kann 22 Arten ein Gefährdungsstatus zugeordnet werden. 29 der 39 kartierten Heuschreckenarten sind in der Roten Liste wiederzufinden. Schmetterlinge (Tagfalter, Spinnenartige Falter, Eulenfalter, Spanner) sind mit 676 Arten vertreten, wobei 494 Arten in die Roten Liste Niedersachsen einbezogen werden müssen. (Landkreis Osterode am Harz 1998, Anhang I)
Die Karstlandschaft des Südharzes, die durch eine Vielzahl verschiedener Karsterscheinungen, wie Erdfälle, Dolinen, Karstquellen, Bachschwinden, auf engsten Raum geprägt ist, zählt somit zu den herausragendsten Naturlandschaften Europas mit einer einzigartigen und überaus schützenswürdigen Fauna.

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